Narren außer Rand und Band
Kreiskarnevalszug Niedernberg - 13.02.2024
Mit dem Kreiskarnevalszug am Dienstag, 13. Februar 2024 in Niedernberg erreicht die närrische Zeit ihren Höhepunkt
Jetzt erreicht die Faschingskampagne 2024 ihre Höhepunkte. Los geht´s mit dem morgigen schmutzigen Donnerstag, dem Altweiberfasching. Am kommenden Sonntag beim Kreisfaschingsumzug in Großheubach, am Rosenmontag bei den großen Umzügen in Düsseldorf , Köln und Mainz sowie zum Abschluss am Faschingsdienstag beim Kreiskarnevalszug in Niedernberg sind große und kleine Narren außer Rand und Band. Wer es bislang noch immer nicht getan hat – spätestens jetzt heißt es die Kostüme herausholen, sich mitreißen lassen von der lebensfrohen Laune dieser tollen Tage und hinein ins Getümmel! Ob in Tanzsälen oder auf närrischen Sitzungen und vor allem auf Straßen und Gassen – jetzt wird geschunkelt, gesungen und gefeiert!
Kreiskarnevalszug in Niedernberg
Zahlreiche Prunksitzungen und Kappenabende in vielen Orten im Odenwald, Spessart und Maintal haben schon in den vergangenen Wochen für beste Unterhaltung gesorgt. Ebenso wie ausgelassene Bälle, bei denen nach Herzenslust das Tanzbein geschwungen wurde. Jetzt ist die Zeit der Faschingsumzüge gekommen – alljährlich ein Garant für ausgelassene Stimmung in den Straßen. Gerade den aufwändig vorbereiteten Umzügen fiebert das närrische Volk wochenlang entgegen. In den Gemeinden des nördlichen Landkreises findet jedes Jahr der traditionelle Kreiskarnevalszug statt, in diesem Jahr am 13. Februar. Der Niedernberger Carnevalverein e. V. ist heuer Ausrichter dieses Umzugs.
Prächtige Wagen
Für Hingucker auf dem Kreiskarnevalszug sorgen besonders die vielen Motivwagen. Mit den ausgefallenen Ideen und deren kreativer Umsetzung versetzen sie das närrische Publikum jedes Jahr in ungläubiges Staunen. Wieviel harte Arbeit allerdings dahintersteckt, um solch einen Motivwagen erst einmal zu bauen, ahnen die wenigsten. Zwei, die das genau wissen, sind Othmar Morczinczyk und Rüdiger Stapp.
NCV Niedernberg
Othmar Morczinczyk ist erster Vorsitzender des Niedernberger Carnevalclubs (NCV) e. V., der in diesem Jahr den Kreiskarnevalszug ausrichtet, und Präsident des Kreisnarrenrings Obernburg. Die Niedernberger Narren haben vor kurzem ihr Narrenschiff für den Elferrat und das Prinzenpaar neu gebaut.
TSV Seckmauern
Rüdiger Stapp war viele Jahre lang Vorsitzender des TSV Seckmauern, der jedes Jahr einen prächtigen Umzug veranstaltet. „Bei uns hat der Bau von Motivwagen eine große Tradition. Wir veranstalten in unserem 1.500-Seelen-Dorf bereits seit über 50 Jahren selbst einen Umzug, der von der Ideenvielfalt unserer Wagenbauer lebt. Angefangen hat alles mit zwei Wagen, einer Fußgruppe und etwa 100 Zuschauern. Aber weil immer mehr Gruppen dazu kamen und einen noch größeren und noch schöneren Wagen bauen wollten, war der Ehrgeiz angestachelt und ein gesunder Wagenbau-Wettbewerb entstand. Etwa zwanzig verschiedene Motivwagen fahren jedes Jahr auf unserem Umzug mit, davon alleine acht aus Seckmauern. Mittlerweile wird der Umzug von rund 12.000 bis 15.000 begeisterten Narren aus nah und fern besucht. Das ist für ein kleines Dorf wie Seckmauern schon außergewöhnlich.“
Die zündende Idee
Am Anfang jedes Motivwagens steht erst einmal die Idee.
„Bei uns werden Ideen für die Motivwagen über das ganze Jahr hinweg gesammelt“, erzählt Rüdiger Stapp. „So wurde schon das Brandenburger Tor oder der Eiffelturm als Motivwagen gebaut. Die heiße Phase beginnt im Oktober und November. Alle Gruppen, die einen Wagen bauen, stimmen sich ab, damit kein Thema zweimal gebaut wird. Anschließend geht es an die detaillierten Pläne. In diesem Jahr werden wieder topaktuelle Themen aufgegriffen. So beschäftigen sich die alten Herren, die gerne politische Themen umsetzen, mit der ´Ampel´ in Berlin, eine weitere Gruppe greift das örtliche Geschehen – in diesem Jahr einen Banküberfall in Seckmauern – auf.“
„Für den Wagenbau braucht man viele kreative Köpfe“, sagt Othmar Morczinczyk. „Man trifft sich zum Brainstorming, um Ideen auszutauschen, ein Konzept zu entwickeln und letztlich das Thema festzulegen. Auch die Kosten spielen eine nicht unerhebliche Rolle, denn schließlich muss so ein Wagen ja auch finanziert werden. Da ist man schnell im vier- oder gar fünfstelligen Bereich.“
Jetzt wird geschraubt und gemalt
Steht das Thema erst einmal fest, geht es auch schon zeitnah an die Umsetzung, denn die närrische Kampagne dauert nicht allzu lang.
„Unsere Kernmannschaft beim Wagenbau besteht aus etwa fünf Personen“, führt Othmar Morczincyk weiter aus. „Natürlich kommen weitere Helfer dazu, die sich so einbringen, wie sie Zeit haben. Wenn ein geeignete ´nackter´ Wagen – meist von einem Bauern – gefunden ist, starten wir etwa drei bis vier Monate vor der Kampagne mit den Schweißarbeiten. Es folgen Verkleidung, Bemalung und Ausstattung des Wagens. Das ist jede Menge Arbeit. Aber dafür hält uns unser neues Narrenschiff – so hoffen wir zumindest – jetzt wieder für die nächsten 10 bis 15 Jahre.“
„Im Dezember wird ein Zelt für den Wagenbau aufgestellt, das uns in den letzten Jahren auch während der Kampagne als wetterunabhängige Location nach dem Umzug schon gute Dienste erwiesen hat“, legt Rüdiger Stapp dar. „Im Zelt wird dann mittwochs und samstags an den einzelnen Wagen gebaut. Da sind dann schon mal 30 bis 40 Personen beteiligt. Es wird gehammert, gesägt, gespachtelt und gemalt. Als Material kommt Pappmaché oder Styropor zum Einsatz, denn das lässt sich gut gestalten. Man hilft sich gegenseitig mit Material, Ratschlägen oder auch der einen oder anderen helfenden Hand. Da ist viel Action und jede Menge Gaudi. Je nach Aufwand kostet so ein Wagen schon mal durchschnittlich 3.000 bis 5.000 Euro. Das Material stellen uns teilweise Firmen aus Seckmauern zur Verfügung, die uns auch sponsern. Dafür sind wir sehr dankbar.“
Auf Nummer sicher
Über allem steht beim Wagenbau das Thema Sicherheit.
„Was mir ein wenig Sorgen macht, sind die Auflagen für die Karnevalswagen, die leider immer mehr Ausmaße annehmen“, meint Othmar Morczincyk. „Es ist nachvollziehbar, dass bestimmte Maße für die Brüstung, die Wagenhöhe und -breite eingehalten werden müssen. Der Sicherheitsaspekt steht schließlich über allem. Aber bei unseren Umzügen ist noch nie etwas Schlimmes passiert. War vorher eine Abnahme nur notwendig, wenn der Wagen bestimmte Maße überschritten hat, so muss inzwischen jeder Wagen vom TÜV abgenommen werden. Die Vereine des Kreisnarrenrings haben sich schwergetan, einen Termin für diese TÜV-Abnahme zu bekommen. Ich fürchte, dass unsere närrischen Traditionen und das großartige Engagement der vielen Ehrenamtlichen, ohne die das alles gar nicht gehen würde, ausgebremst werden durch diese Auflagen. Das wäre sehr schade. Als Präsident des Kreisnarrenrings Obernburg ist es mir in diesem Zusammenhang ein großes Anliegen, dem Mömlinger Carnevalverein, der im letzten Jahr Ausrichter des Kreiskarnevalszugs war, zu danken. Die Verantwortlichen haben trotz der verschärften Maßnahmen Großartiges geleistet und den Umzug vorbildlich abgewickelt.“
„Die Sicherheit ist beim Wagenbau sehr wichtig“, so Rüdiger Stapp abschließend. „In den letzten Jahren ist dazu der TÜV zu uns nach Seckmauern gekommen, um die Wagen abzunehmen. In diesem Jahr nehmen sechs von unseren Motivwagen beim Kreiskarnevalszug in Niedernberg teil.“
Auf zur Gaudiwurm-Party!
Wer nun die originellen Wagen aus Seckmauern und Niedernberg live erleben möchten, der sollte am kommenden Dienstag beim Kreiskarnevalszug in Niedernberg dabei sein. Denn jetzt wird gefeiert, geschunkelt und Party gemacht!
Weitere Informationen zum Kreiskarnevalszug in Niedernberg finden Sie im Internet unter https://www.ncv-helau.de.
Autor:Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg |
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