Landrat heißt KEG im Kreis der Landkreisschulen willkommen

Zwei Felsenbirnen, die von (von links) Bürgermeister Peter Schmitt, Schulleiter Ulrich Koch und Landrat Jens Marco Scherf vor dem KEG gepflanzt wurden, sollen an die Übertragung der KEG-Sachaufwandsträgerschaft von der Stadt Amorbach an den Landkreis Miltenberg erinnern.  | Foto: Winfried Zang
  • Zwei Felsenbirnen, die von (von links) Bürgermeister Peter Schmitt, Schulleiter Ulrich Koch und Landrat Jens Marco Scherf vor dem KEG gepflanzt wurden, sollen an die Übertragung der KEG-Sachaufwandsträgerschaft von der Stadt Amorbach an den Landkreis Miltenberg erinnern.
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Seit dem 1. Januar 2021 ist der Landkreis Miltenberg Sachaufwandsträger für das Amorbacher Karl-Ernst-Gymnasium (KEG). Mit der Bildungseinrichtung habe der Landkreis einen „wahren Diamanten“ bekommen, versicherte Amorbachs Bürgermeister Peter Schmitt Landrat Jens Marco Scherf am Mittwoch, 14. Juni, als die Übergabe – aufgrund der Corona-Pandemie verspätet – gefeiert wurde. Zwei Felsenbirnen, die vor
dem KEG gepflanzt wurden, sollen an die Übertragung der Sachaufwandsträgerschaft erinnern.

Damit wurde ein neues Kapitel in der langen Historie der Bildungseinrichtung aufgeschlagen. Schulleiter Ulrich Koch, Bürgermeister Peter Schmitt und Landrat Jens Marco Scherf waren sich einig, dass dies die beste Lösung für alle Beteiligten war. Siebetonten unisono, wie wichtig das Gymnasium für die Barockstadt, aber auch für die Region ist. Für die Stadt Amorbach, die viele Jahre Sachaufwandsträger war, war die Schule laut Ulrich Koch „Fluch und Segen zugleich“: Die Finanzierung war trotz Finanzhilfe durch das Fürstenhaus eine beträchtliche Aufgabe, auf der anderen Seite stärkte das KEG das Selbstbewusstsein der Amorbacher Bevölkerung. Die Übernahme sei „eine zentrale Existenzsicherung“, so Koch. Um die Attraktivität zu erhöhen, habe man die Angliederung eines sozialwissenschaftlichen Zweigs zum Schuljahr 2024/2025 gestellt, verriet der Schulleiter. Er selbst habe einmal bei einem zwanglosen Gespräch mit dem Landrat über die Ungleichbehandlung des KEGs im Vergleich zu anderen Gymnasien geklagt und war bei Scherf auf „überraschend große Offenheit“ gestoßen, blickte er zurück. Das habe ihn, Koch, dazu veranlasst, die Thematik konsequent weiter zu verfolgen.

Bevor es zu konkreten Gesprächen über eine Übernahme gekommen sei, habe der Landkreis das Gebäude vom TÜV baulich beurteilen lassen, so Landrat Jens Marco Scherf. Ergebnis: „Insgesamt befindet sich das Gebäude in einem dem Gebäudealter entsprechend guten bis sehr guten bautechnischen Zustand.“ Das sei der Stadt Amorbach zu verdanken, die die Schule für viel Geld saniert habe, stellte Scherf fest. Was die Schule den Menschen vor Ort bedeutet, habe er bei Hausbesuchen selbst erfahren: „So eine intensive Verbundenheit mit der Schule habe ich in keinem anderen Ort im Landkreis erlebt.“ Es gebe keinen Zweifel daran, dass die Schule weiter existieren werde, versicherte der Landrat, auch werde man alles tun, damit alle Landkreisschulen bestens ausgestattet werden. Das betreffe auch das KEG, das mit seiner Lage im Grenzraum zu BadenWürttemberg und Hessen „extrem wertvoll“ sei. Der Neubau der Sporthalle bleibe weiter auf der Agenda, sagte Scherf und verwies auf die hohen Investitionen des Landkreises in die Schulen – in 2023 fällt der Großteil des etwa 20-Millionen-Euro-Pakets für dezentrale Lüftung der Klassenräume, die Digitalisierung der Schulen sowie den Neubau einer Zweifachsporthalle an der Main-Limes-Realschule in Obernburg an. Aber auch die Dachterrasse des KEG habe man bereits überdacht. Scherfs Dank galt allen Beteiligten der Übernahme, besonders aber dem Kreistag, der der Übernahme der Schule und der damit verbundenen Schulden der Stadt Amorbach von 3,6 Millionen Euro zugestimmt habe. „Damit hat der Kreistag bewiesen, dass Solidarität und Bildung nicht nur schöne Worte sind, sondern sich auch in Entscheidungen abbilden“, so der Landrat und hieß das KEG im Reigen der Landkreisschulen herzlich willkommen.

Amorbachs Bürgermeister Peter Schmitt ging auf die bildungspolitische Bedeutung des KEG und die damit verbundenen finanziellen Aufwendungen ein. In der Stadt habe man stets darauf geachtet, dass die Ausgaben für das Bildungswesen im Haushalt in einer Größenordnung gehalten wurden, „die uns im internationalen Vergleich auf die oberen Rangplätze verweist.“ 2002 habe man beschlossen, das KEG für rund 8,4 Millionen Euro zu sanieren, blickte er zurück – wobei man sich im Klaren gewesen sei, dass dies ein Kraftakt werden würde. Letztendlich habe dies den Schuldenstand von 6,5 auf 12 Millionen Euro erhöht. Dieser Schritt reut Schmitt bis heute nicht, denn nun habe man in Amorbach von der Krippe bis zur Hochschulreife ein umfangreiches Betreuungs- und Bildungsangebot vorzuweisen. Jährlich habe die Stadt 1,7 Millionen Euro in die Bildung investiert, zeigte Schmitt auf und angesichts der hohen Verschuldung seien Stabilisierungshilfen des Freistaats nur unter der Bedingung geflossen, freiwillige Leistungen zu reduzieren – und die Trägerschaft eines Gymnasiums gehört dazu. Daraufhin habe man Gespräche über eine mögliche Sachaufwandsträgerschaft mit dem Landkreis geführt – eine schwere Aufgabe angesichts des Wertes des KEG in finanzieller und emotionaler Hinsicht. Der Stadtrat habe nach langer Diskussion beschlossen, mit dem Landkreis zu verhandeln und dafür aber unter anderem die dauerhafte Sicherung des Standorts gefordert. Dieser lange, manchmal steinige Weg sei nun am Ziel angelangt, freute sich Schmitt und dankte allen, die den Weg mitgegangen sind. Er bat den Landrat, den „Diamanten KEG“ zu behüten und zu beschützen.

Die Feier wurde von den Schülern Simon Kreis und Laurin Götzl an der Gitarre umrahmt, Paulina Etzel trug ihr Gedicht „Heimat“ vor.

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