Inklusion hebt „wahre Schätze des Miteinanders“

 Gemeinsam mit mehreren Schülerinnen und Schülern der Verbandsschule Faulbach stellten sich die Besucher* innen aus München zum Gruppenfoto. Im Bild (hinten von links, stehend): Tobias Gotthardt (MdL), Landrat Jens Marco Scherf, Staatssekretärin Anna Stolz, Norbert Dünkel (MdL), Matthias Fischbach (MdL), Anna Schwammberger (MdL), Thomas Gehring (MdL) und Berthold Rüth (MdL) sowie vorne rechts Holger Kiesel (Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung).  | Foto: Winfried Zang
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  • Gemeinsam mit mehreren Schülerinnen und Schülern der Verbandsschule Faulbach stellten sich die Besucher* innen aus München zum Gruppenfoto. Im Bild (hinten von links, stehend): Tobias Gotthardt (MdL), Landrat Jens Marco Scherf, Staatssekretärin Anna Stolz, Norbert Dünkel (MdL), Matthias Fischbach (MdL), Anna Schwammberger (MdL), Thomas Gehring (MdL) und Berthold Rüth (MdL) sowie vorne rechts Holger Kiesel (Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung).
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  • hochgeladen von Landratsamt Miltenberg

Seit dem Schuljahr 2019/2020 machen sich die Staatlichen Schulämter der Stadt Aschaffenburg sowie der Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg auf dem Weg zur „Inklusiven Region bayerischer Untermain“. Am Freitag, 10. März, informierte sich Kultur-Staatssekretärin Anna Stolz, begleitet von mehreren Mitgliedern der fraktionsübergreifenden Landtags-Arbeitsgruppe Inklusion und dem örtlichen Landtagsabgeordneten Berthold Rüth, an der Verbandsschule Faulbach, wie hier die Inklusion gelebt wird.

Zu den Gästen gehörten zudem Landrat Jens Marco Scherf, Aschaffenburgs Bürgermeisterin Jessica Euler, Mitarbeiter*innen der Verwaltung und der Schulen der beteiligten Gebietskörperschaften sowie von Seiten des Staatlichen Schulamts Miltenberg die Schulräte Michael Brummer und Ulrich Wohlmuth. Besonders freute man sich über die Anwesenheit von Holger Kiesel, dem Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung. Auch Kerstin Wollenschläger (Stabstelle Inklusion im Kultusministerium) hatte den weiten Weg von München nach Faulbach angetreten.

Dass man mit der Verbandsschule Faulbach genau die richtige Schule für den Besuch ausgewählt hatte, wurde aus den Begrüßungsworten von Faulbachs Bürgermeister Wolfgang Hörnig deutlich. Seit 2012, damals noch unter Rektor Jens Marco Scherf, nennt sich die Grundschule Inklusionsschule, seit 2014 ist es auch die Mittelschule. Man sei sehr froh über dieses Profil, stellte Hörnig fest. Das Kommunale Investitionsprogramm im Jahr 2015 habe Herstellung der Barrierefreiheit in der Schule ermöglicht, freute er sich und bezeichnete dies als wichtigen Beitrag zur Inklusion. Schulleiter Axel Keppler leitete nach seinen Begrüßungsworten nahtlos über zur Unterrichtsmitschau. Hier konnten sich die rund 25 Gäste informieren, wie etwa der Unterricht in einer der sogenannten Tandemklassen funktioniert, in denen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen.

Staatssekretärin Anna Stolz zeigte sich begeistert, mit wie viel Freude die Inklusion in Faulbach gelebt wird. Der Freistaat habe die Rahmenbedingungen auch mit der Schaffung neuer Stellen stetig verbessert, auch in der Lehrerbildung sei die Inklusion verankert. Dennoch, so Stolz, „müssen wir noch besser werden.“ Ausgehend von Kempten, habe man die wunderbare Idee der Inklusion in Bayern stetig ausgebaut, nun habe jeder Regierungsbezirk eine Inklusive Region. „Wir heben hier wahre Schätze des Miteinanders“, lobte sie alle, die Inklusion leben und helfen, Barrieren abzubauen. Man müsse nicht nur Stufen beseitigen, sondern auch Barrieren in den Köpfen der Menschen, forderte sie. Inklusion sei Teamwork, Haltung – und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie habe den Traum von Bayern als einer kompletten Inklusiven Region, sagte sie und dankte allen Aktiven. „Was ich hier gesehen habe, genießt höchste Anerkennung“, lobte sie.

Landtagsabgeordneter Norbert Dünkel, Vorsitzender der fraktionsübergreifenden Arbeitsgruppe Inklusion im Bayerischen Landtag, hob zunächst das außerordentliche Engagement von Holger Kiesel hervor, dem Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung. Die Landtags-Arbeitsgruppe bemühe sich seit nun schon 13 Jahren, die Inklusion voranzutreiben, erklärte er. Dabei arbeite man auch mit der Stabstelle für die Inklusion zusammen. Obwohl man viele neue Stellen geschaffen habe und auch multiprofessionelle Teams aus mehreren pädagogischen Fachrichtungen gebildet habe, müsse man darauf achten, „dass uns nicht dem Atem ausgeht.“ Mit dem Besuch von Inklusiven Regionen wolle man werben, dass sich noch mehr Regionen auf den Weg machen, erklärte er und hob vor allem die Bedeutung von Kooperationen hervor. Für ihn hat vor allem das Landratsamt eine Schlüsselfunktion bei der Inklusion. Ein Aspekt, den Landrat Jens Marco Scherf trotz seiner Zustimmung zum inklusiven Gedanken auch kritisch sah: „Die bayerischen Landkreise bekommen Aufgaben neu zugewiesen, ohne beteiligt zu werden und ohne entsprechende Ressourcen“.

In der Turnhalle der Verbandsschule stellten Referent*innen Themen rund um die Inklusion vor. Leitender Schulamtsdirektor Joachim Hartmann, Fachlicher Leiter der Schulämter in Stadt und Landkreis Aschaffenburg, lobte die gute Kooperation in der Region und stellte fest, dass man gemeinsam auf einem guten Weg sei. Annette Brühl (Aschaffenburg, Schulamtsdirektorin) und Kooperationsschulrätin Nadine Moritz-Steigerwald (Aschaffenburg) sprachen von einem „komplexen Thema“ in einer großen Region, bei dem es von Vorteil sei, „dass man sich hier gutkennt.“ Für beide ist es wichtig, dass auch weiterführende Schulen die Inklusion leben. WieInklusion in einer kleinen Schule funktioniert, erklärten Julia Merget-Daum, Leiterin der Grundschule Winzenhohl, und Susanne Müller-Bachmann (Inklusionsberatungsstelle
Aschaffenburg). Die Schule hat sich schon vor über 20 Jahren auf den Weg zur Inklusion gemacht,
beginnend mit jahrgangsgemischten Klassen. Aus ihren Worten wurde deutlich, wie wichtig Kommunikation ist – sowohl intern wie auch nach außen. 2013 sei man Inklusionsschule geworden und habe die Inklusion weiter ausgebaut. Laut Merget-Daum könne man auf ein Inklusionsteam zurückgreifen, in dem viele Professionen zusammenarbeiten. Die Vernetzung spiele eine große Rolle – etwa mit Landratsamt und Gesundheitsamt. „Wir müssen auch alle Eltern mitnehmen“, sagte sie und bedauerte: „Wir wissen, wie Inklusion geht, aber zeitlich und personell gibt es noch Hürden.“

Aus ihrem Arbeitsalltag erzählten Marie-Luise Robanus, Christina Schneider und Stefan Rüb, Beauftragte für inklusive Unterrichts- und Schulentwicklung. Sie bieten begleiten Schulen, Schulteams und Kollegien bei inklusiven Unterrichts- und Schulentwicklungsprozessen, beraten Schulen bei der Organisation und Einrichtung inklusiver schulischer Maßnahmen und Strukturen. Darüber hinaus veranstalten sie schulische Fortbildungen oder vermitteln Referent*innen, organisieren Netzwerktreffen und vermitteln Netzwerkpartner.

Vom Landratsamt Miltenberg beschrieben Anna-Lena Klassert (Bildungsmanagerin) und Nadja Schillikowski (Behindertenbeauftragte), wie sie die Inklusion angehen. Schillikowski stellte das Inklusionsnetzwerk vor, aus dem sich auch Arbeitsgruppen entwickeln wie etwa „Ortsbegehung Barrierefreiheit“. Laut Anna-Lena Klassert ist die Herausgabe einer Broschüre geplant, die Eltern in
einfacher Sprache informieren soll, wo sie welche Hilfe und Ansprechpartner finden – etwa wenn
es um Schulbegleitung geht. Auch alle Akteure im Bereich des Übergangs von Schule in den Beruf
wünschten sich die Aufnahme in diese Broschüre. Ziel sei es zudem, Vereine und sonstige
Anbieter für Inklusion zu sensibilisieren und Inklusion in allen Bereichen der Bildung zu verankern.

Annette Preiss, Leiterin der Grundschule Stockstadt, zeigte, wie ihre Schule schon weit vor der Einschulung in den Kindergärten Kontakt zu den Eltern der Vorschulkinder aufnimmt. Im November vor der Einschulung bietet die Schule einen Kennenlerntag an, in der erkennbar ist, ob Kinder mit Förderbedarf vorhanden sind. Im Gespräch mit den Eltern wird dann erklärt, wie man die Kinder gezielt fördern kann. Sie regte auch andere Schulen an, den Übergang in die Schule früh vorzubereiten. Einen Wunsch hatte sie an die Politik: „Wir brauchen eine Professionalisierung der Schulbegleitung.“

In einer abschließenden Gesprächsrunde bekamen Schulrat Ulrich Wohlmuth, Kerstin Wollenschläger (Kulturministerium), Jessica Euler (Bürgermeisterin Aschaffenburg), Landrat Jens Marco Scherf, Holger Kiesel (Beauftragter Staatsregierung) und Norbert Dünkel (AG Inklusion) von Seminarleiter Christoph Hartmann die Gelegenheit, Ansichten zum Thema Inklusion zu äußern. Dabei waren sich alle einig, dass die Inklusion erstrebenswert ist und dass man von gelungenen Praxisbeispielen lernen kann. Zur Sprache kam auch der Fachkräftemangel, der vermutlich noch lange ein Thema sein wird und den Mut erfordern wird, manche Dinge zu streichen, den Fokus zu verlagern und Schritt für Schritt im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten vorzugehen.

Am Ende lag es an Schulrat Ulrich Wohlmuth, allen Teilnehmenden für ihren Input und ihren Besuch zu danken. Ein besonderes Lob ging an den Verantwortlichen für die Inklusive Region im Staatlichen Schulamt Miltenberg, Michael Brummer, der großartige Arbeit geleistet habe. Ein Extralob bekam stellvertretend für das Organisationsteam der Verbandsschule Schulleiter Axel Keppler. „Inklusion ist kein abgeschlossener Vorgang, sondern ein sich ständig weiterentwickelnder Prozess“, lautete Wohlmuths von Applaus begleitetes Schlusswort.

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