Integration
234 ukrainische Kinder werden in Schule integriert
Zurzeit sind im Landkreis Miltenberg acht unbegleitete minderjährige Flüchtlingskinder aus der Ukraine untergebracht, informierte Jugendamtsleiter Rüdiger Rätz den Jugendhilfeausschuss am Montag im großen Sitzungssaal des Landratsamts. Für 234 Kinder aus der Ukraine stellt sich zudem die Frage der Beschulung.
Für die Aufnahme seien die jeweiligen Jugendämter zuständig, auch wenn Kinder von nicht- erziehungsberechtigten Freunden und Bekannten begleitet werden. Allerdings habe man sich darauf verständigt, diese Kinder nicht aus ihrem vertrauten Umfeld zu reißen. Bedingung hierfür sei, dass die Erziehungsberechtigten in der Ukraine ihr Einverständnis erteilen. Das sei nicht immer einfach, aber im Großen und Ganzen funktioniere dieses Vorgehen, so Rätz. Wenn es um die Aufnahme von Kindern aus evakuierten Kinderheimen oder Waisenhäusern gehe, müsse der aufnehmende Landkreis der ukrainischen Regierung eine Einladung vorlegen, informierte der Jugendamtsleiter; Adoptionen lehne die Regierung strikt ab. Zentrale Ansprechpartnerin für unbegleitete ukrainische Flüchtlingskinder sei im Jugendamt Katrin Adler, sagte Rätz und wies darauf hin, dass auch eine Steuerungsgruppe im Jugendamt eingerichtet worden sei.
Die Kinder bräuchten keinen Asylantrag, eine Aufenthaltserlaubnis reiche aus. Sie hätten Anspruch auf Schutzmaßnahmen und Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch VIII, wusste der Jugendamtsleiter. Psychologische Betreuung sei nicht einfach, denn vor Ort sei der Bedarf auch ohne die Flüchtlinge schon hoch. Es gebe allerdings einige alternative Hilfsangebote von freien Trägern wie der AWO, der Caritas oder dem Jugendamt. Eine Aufnahme in eine Kindertageseinrichtung sei möglich, Einrichtungen könnten formlos bei Bedarf einen Antrag auf Überbelegung beim Jugendamt stellen.
Schulrat Ulrich Wohlmuth berichtete von den Bemühungen des Schulamts zur schulischen Integration ukrainischer Flüchtlingskinder. Die Aufnahme in eine reguläre Schule sei aufgrund der mangelnden Sprachkenntnisse eher unwahrscheinlich, die wenigen „besonderen Klassen“ mit Deutschunterricht hätten nur eine geringe Aufnahmekapazität. So habe man sich für die Gründung sogenannter pädagogischer Willkommensklassen entschieden – in Sulzbach/Leidersbach, in Obernburg/Elsenfeld/Wörth/Erlenbach sowie in Miltenberg. Hier arbeiten Wohlmuth zufolge alle Schularten zusammen. „Der Schulterschluss hat sehr gut funktioniert“, freute er sich. Mittlerweile gebe es neun pädagogische Willkommensgruppen mit jeweils zwischen zehn und 20 Kindern, dazu fünf Willkommens-Kleingruppen zwischen fünf und neun Kindern. Aktuell sind 234 Kinder darin untergebracht. Viele Kinder nähmen zudem am digitalen Distanzunterricht in der Ukraine teil, sagte der Schulamtsleiter. Man habe viele Menschen als „Willkommenslehrkräfte“ gewinnen können, man sei aber weiter dankbar für neue Lehrkräfte. Spannend sei die Antwort auf die Frage, wie es im September weitergeht – eigentlich müssten dann alle Kinder regulär beschult werden.
Landrat Jens Marco Scherf äußerte seine große Anerkennung für das, was binnen kürzester Zeit auf die Beine gestellt wurde und dankte allen Aktiven für ihre Bemühungen um die schulische Integration der Kinder.
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