Jugendhilfe
Weiterer Ausbau der Sozialarbeit an Schulen im Landkreis beabsichtigt
Jugendhilfeausschuss des Landkreises Miltenberg beschäftigt sich mit Vielzahl von Gesetzesänderungen und dem Jugendhilfehaushalt 2022
Kreis Miltenberg.
Der Haushalt zur Jugendhilfe im Landkreis Miltenberg bietet viele Unwägbarkeiten, denn nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch die schwankenden Bedarfe und die Auswirkungen von Gesetzesreformen beeinflussen die Finanzen. Landrat Jens Marco Scherf sprach von »einschneidenden Auswirkungen«.
Jugendamtsleiter Rüdiger Rätz stellte am Mittwochnachmittag im Jugendhilfeausschuss die Eckdaten bei geplanten Ausgaben von knapp 12, 5 Millionen Euro und Einnahmen von rund 2,9 Millionen Euro vor, so dass der Zuschussbedarf bei knapp 9,6 Millionen Euro liegt. Der Ausschuss verabschiedete einen einstimmigen Empfehlungsbeschluss, über den letztlich in der kommenden Kreistagssitzung abgestimmt werden muss.
Zum laufenden Jahr teilte der Jugendamtsleiter mit, dass der Zuschussbedarf um rund 1,3 Millionen niedriger liegen wird als ursprünglich geplant, zum Teil auch durch die Auswirkung von Corona-Effekten und Nachzahlungen des Bezirks Unterfranken. Selbst die Kosten der stationären Unterbringung, mit rund 3 Millionen Euro ein dicker Brocken in der Kostenaufstellung, seien leicht unter das Niveau des Jahres 2020 gefallen. »Ein weiterer Anstieg konnte gebremst werden«, so Rätz.
Acht Prozent Steigerung im Haushaltsansatz 2022
Trotz des gestiegenen Ansatzes von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr ist laut Rätz nicht auszuschließen, dass sich das positive Ergebnis auch 2022 fortsetzt. Eine Garantie bestehe jedoch nicht. Mit mehr Bedarf in der Jugendhilfe und länger andauernden Hilfen im Nachgang von Corona sei durchaus zu rechnen. Seiner Meinung nach ist unklar, wie sich die Nachfrage nach Eingliederungshilfen und der Einfluss der unterdurchschnittlich gewährten Hilfen im laufenden Jahr entwickeln wird. Mehraufwendungen sind mit 223.000 Euro für die Anpassung der teilstationären Jugendhilfeleistung zur Vermeidung stationärer Hilfen eingeplant sowie gut 120.000 Euro für die Anpassung der ambulanten Jugendhilfeleistungen. Für den gezielten Aufbau der sozialen Gruppenarbeit zur Prävention und Corona- Nachsorge sind 168.000 Euro im Gesamtpaket von 630.000 Euro vorgesehen.
Verbesserter Kinder- und Jugendschutz
Die vor fünf Jahren eingeleitete Reform des Sozialgesetzbuches (SGB) VIII mit dem Ziel, den Kinderschutz zu verbessern, hat große Auswirkungen. Landrat Jens Marco Scherf formulierte: »Wir sind grundlegend betroffen«. So ist das im SGB VIII enthaltende Reformpaket, das am 10. Juni dieses Jahres in Kraft trat, nach 30 Jahren von ehemals »Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) in »Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) umbenannt worden. Eine verbesserte Beteiligung von jungen Menschen, Eltern und Familien ist hier vorgesehen, eine Stärkung der Inklusion und die Prävention vor Ort. Knackpunkt wird laut Rätz die für 2028 geplante Umsetzung der sachlichen Zuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe für alle Kinder sein, die einen entsprechenden Personalbedarf mit höheren Kosten erwarten lässt und zudem die Frage nach der künftigen Aufgabe der Bezirke aufwirft, die bisher Leistungen in der Jugendhilfe übernommen haben. Für Jens Marco Scherf steht fest, dass sich Verwaltung und Kreistag aktuell und in den nächsten Jahren intensiv mit der Thematik beschäftigen müssen.
Neues Adoptionsgesetz und Jugendhilfeplanung
Jugendamtsmitarbeiterin Ursula Weimer und zuständige Sachbearbeiterin erläuterte die Neuerungen des Adoptionsgesetzes, das bereits am 1. April dieses Jahres in Kraft getreten ist. Ihrer Aussage nach umfasst dieses Gesetz im Wesentlichen den Ausbau der Begleitung aller Beteiligten im Adoptionsprozess. Neue gesetzliche Vorgaben sind in den Themengebieten Eignungsprüfung, Stiefadoption und ein Rechtsanspruch auf Nachsorgeberatung und -begleitung. Weimer ließ keinen Zweifel daran, dass dies einen umfassenden Mehraufwand für den Fachbereich bedeutet.
Weimer gab auch einen Überblick über den Stand der Jugendhilfeplanung, die zum Ziel hat, die Jugendhilfe flexibler und individueller zu gestalten. Zwei Arbeitsgruppen, die sich mit den Auswirkungen von Corona auf die Kinder- und Jugendhilfe und Perspektiven für junge Menschen mit Migrationshintergrund befassen, haben sich konstituiert und die Arbeit aufgenommen.
Ambitionierte Jahresplanung des KJR mit Themenschwerpunkt Inklusion
Als freier Träger der Jugendhilfe hat der Kreisjugendring (KJR) die Aufgabe unter anderem die Vereinsarbeit für Jugendliche zu fördern und zu unterstützen. Alison Wölfelschneider, Vorsitzende des ehrenamtlich tätigen Vorstands, fasste die geplanten Veranstaltungen für das kommende Jahr zusammen. Unter anderem soll es Onlineangebote für Jugendliche geben, politische Bildungsarbeit angeboten werden und wieder eine »Woche der Demokratie«, die laut Wölfelschneider schon in diesem Jahr als »Leuchtturmprojekt« umgesetzt worden ist. Themenschwerpunkt im nächsten Jahr soll die Inklusion in der Jugendarbeit sein. Sie gab trotz Pandemie ihrer Hoffnung Ausdruck, dass ein Ehrenamtsfest für die Jugendarbeit im Landkreis umgesetzt werden kann. In den Vereinen waren viele Vorhaben durch die Corona-Pandemie ausgebremst worden, weshalb eine Reihe von bewilligten Zuschüssen nicht abgerufen wurden und nun wieder zurückfließen. Der Landrat forderte die Verbände auf, weiterhin Anträge zu stellen, um in den Genuss von Fördermitteln nach Zuschussrichtlinien zu kommen.
Präventionsausschuss mit Schwerpunkt Medienkompetenz
Birgit Englert als zuständige Sachbearbeiterin gab virtuell zugeschaltet einen Überblick über die Tätigkeit des Präventionsausschusses, der sich mit dem Schwerpunktthema »Medienkompetenz und Medienerziehung« beschäftigt. Hierzu wurde in Kooperation mit den staatlichen Schulämtern Aschaffenburg und Miltenberg ein medienpädagogischer Monatskalender herausgegeben. Weiterführung der Kursreihe »Leben in Bayern«
Über Bildschirm zugeschaltet war auch Nilüfer Ulusoy, Vorsitzende des Vereins Frauen für Frauen, die das Projekt »Leben in Bayern« vorstellte, das vom bayerischen Innenministerium für Migranten und Migrantinnen angeboten wird. Ziel ist es, den Menschen in Kursreihen praktische Hilfen für ihr Leben in Bayern zu vermitteln. Wie Ulusoy ausführte, finden die Kurse seit 2019 im Quartierszentrum in Elsenfeld statt. Neben den Bereichen Erziehung, Bildung und Gesundheit in den Kursmodulen werden auch Aktivitäten und Unternehmungen angeboten, um die Kultur, die Werte und den Alltag in Bayern greifbar zu machen. Die Kursreihe, die bereits seit August 2021 läuft, soll bis Juli 2022 weitergeführt werden. Der Gesamtzuschuss des Landkreises in Höhe von rund 4.000 Euro wurde vom Gremium des Jugendhilfeausschusses einmütig bewilligt.
Jugendsozialarbeit an Schulen
Der Bedarf von Jugendsozialarbeit (JaS) an der Grundschule Kirchzell mit einem Umfang von 19,5 Stunden pro Woche und einer Kostenübernahme von 11.000 Euro pro Jahr sowie an der Mittelschule Amorbach im Umfang von 30 Stunden pro Woche mit einem Mehrbedarf von 5.500 Euro pro Jahr wurde vom Jugendhilfeausschuss betätigt. Ebenso wurde dem Kreistag empfohlen, den Maximalausbau von rund 373.300 Euro an Mehrkosten für die JaS zu befürworten, die in den Förderrichtlinien erfasst sind. Der Empfehlungsbeschluss wurde einstimmig gefasst. Sachbearbeiter Stefan Adams bekannt gab hierzu bekannt, dass 16 Mittelschulen, 23 von 25 Grundschulen, beide kreiseigenen Förderschulen, die Berufsschule Miltenberg und eine von vier Realschulen mit sozialpädagogischem Personal ausgestattet sind. 39 dieser Stellen befinden sich in Trägerschaft des Landratsamtes, vier in Trägerschaft der Gemeinden. 28 sind aktuell staatlich gefördert, 11 nicht.
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