Lebenswerte Städte und Gemeinden schaffen

Auch dank Mitteln der Städtebauförderung konnte die alte Turnhalle in Amorbach zu einem modernen Kulturzentrum umgebaut werden. Die Gäste der Jahrestagung der Städtebauförderung konnten sich am Donnerstag vom gelungenen Bau überzeugen.  | Foto: Winfried Zang
  • Auch dank Mitteln der Städtebauförderung konnte die alte Turnhalle in Amorbach zu einem modernen Kulturzentrum umgebaut werden. Die Gäste der Jahrestagung der Städtebauförderung konnten sich am Donnerstag vom gelungenen Bau überzeugen.
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Seit über 50 Jahren unterstützen Bund und das Land Bayern Kommunen auf dem Weg, für ihre Bürgerinnen und Bürger attraktive und nachhaltige Wohn- und Lebensräume zu gestalten. Viele Millionen Euro sind bereits geflossen und was mit diesem Geld geschehen ist, zeigte sich in mehreren Referaten bei der Jahrestagung der Städtebauförderung am Donnerstag, 22. Juni, in der Amorbacher Alten Turnhalle unter dem Tagungsmotto „Gemeinsam bewahren, erneuern und gestalten“.

Nicht umsonst wählte die Regierung von Unterfranken die Halle im ländlichen Raum als Ort für die Jahrestagung: Hier konnten die rund 200 Gäste aus ganz Unterfranken sehen, was mit Mitteln der Städtebauförderung möglich wurde: Eine alte Halle, die mit Hilfe der Stiftung Joachim-und-Susanne-Schulz-Halle, der Stadt Amorbach und dank der Städtebauförderung unter Erhalt des alten Kerns zum Kulturzentrum umgebaut wurde.

Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann rief Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Planerinnen und Planern sowie Vertretern der kommunalen Bauämter in Erinnerung, dass Forderungen zum Klimaschutz und der Klimaanpassung mit Bodenentsiegelungen, Flächenrecycling, Vernetzung von Grünräumen bis hin zur Begrünung von Bauwerksflächen oder Nutzung klimaschonender Baustoffe mehr und mehr in den Fokus rückten. Lebendigkeit und Vielfalt der Stadt- und Ortskerne unter diesen Aspekten zu erhalten und damit die Innenentwicklung zu stärken, müsse das gemeinsame Ziel sein. Das zuständige Sachgebiet an der Regierung helfe gerne, sagte er und freute sich, dass das Finanzbudget für Unterfranken gegenüber dem Vorjahr mit 37,5 Millionen Euro etwa konstant geblieben sei. Ehmann bat darum, angemeldete Projekte zügig voranzutreiben und die Mittel auch abzurufen. Er freue sich schon sehr auf die folgenden Referate, in denen gezeigt werde, wie Lösungsansätze entstehen und umgesetzt werden. Auch der Austausch in den Tagungspausen sei wichtig, denn hier entstünden in Gesprächen neue Ideen und Anregungen.

Amorbachs Bürgermeister Peter Schmitt stellte seine Stadt vor, die trotz ihrer nur 4000 Einwohner:innen ein einzigartiges Bildungsangebot von der Krippe bis zur Hochschulreife vorhält und bislang über 40 Millionen Euro dafür investiert hat. Die Lage im Odenwald, umrahmt von viel Natur und Wald, habe aber auch Nachteile für die Außenentwicklung: Die Stadt hat keine Erweiterungsmöglichkeiten. Die Innenstadt sei in weiten Teilen von Gebäuden gesäumt, die unter Ensembleschutz stehen und unter denen sich zahlreiche Baudenkmäler befinden, so Schmitt. Deshalb habe man behutsam abwägen müssen, ob es möglich ist, in der Innenstadt ein Hotel zu errichten. Das sei schließlich gelungen und das Hotel habe sich als Multiplikator erwiesen – auch für die Gastronomie. Seit 1984 sei man im Städtebauförderprogramm, erklärte der Bürgermeister, bisher habe man 4,7 Millionen Euro an Fördergeld erhalten. Dieses Programm ermögliche es der Stadt, die Stadtentwicklung durch neue Ideen aktiv zu gestalten und voranzubringen. Das Programm unterstütze städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen, die den Erhalt des baukulturellen Erbes ebenso berücksichtigen wie eine zukunftsfähige Anpassung an veränderte Nutzungsanforderungen. Dass man gemeinsam stärker sei, beweise die Zusammenarbeit von mehreren Kommunen in der Odenwald-Allianz, aber auch in der Genossenschaft Campus GO, die sich die Sicherung und Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung auf die Fahne geschrieben habe.

„Ein Landkreis industrieller Prägung inmitten toller Natur und mit einer einzigartigen kulturhistorischen Entwicklung“, so stellte Landrat Jens Marco Scherf den Landkreis Miltenberg vor. Städten und Kommunen schrieb Scherf eine entscheidende Bedeutung zu in Hinsicht auf die künftige Entwicklung – etwa für das Gelingen der Energiewende. Das beweise die Gründung eines regionalen Energiewerks. In Städten und Gemeinden gebe es eine hervorragende Gestaltungskraft, sagte der Landrat und wies darauf hin, dass in Zeiten des Home Office die ländlichen Regionen attraktiver würden. Mit dem REMOSI-Konzept habe man ein Konzept zur Entwicklung der Siedlungs- und Mobilitätsstrukturen erarbeitet, so Scherf. Um dies zu meistern, brauche es fachliche und finanzielle Unterstützung vom Freistaat Bayern und der Regierung von Unterfranken, stellte er festund attestierte der Städtebauförderung eine tragende Rolle bei der städtebaulichen Gestaltung.

Manfred Grüner (Regierung von Unterfranken) und Ministerialrat Ingo Schölz (Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr) informierten die Gäste anschließend über die Städtebauförderung in Unterfranken sowie in Bayern. In mehreren Referaten wurde danach deutlich, welch Segen die Städtebauförderung für Kommunen wie Rieneck, Sommerach und Niederwerrn war. Nach den Vorträgen die Zukunft“ (Rienecks Bürgermeister Sven Nickel, Sylvia Haines vom Büro Haines-Legler), „Sommerach...auf der Weininsel...hat Zukunft (Bürgermeisterin Elisabeth Drescher, Thomas Wirth vom Büro arc.grün) und „Der lange Weg vom Altdorfpfad zur Neuen Mitte“ (Niederwerrns Bürgermeisterin Bettina Bärmann, Stefan Schlicht vom Büro Schlicht Lamprecht Kern Architekten) führte Bürgermeister Peter Schmitt die Gäste in eine Exkursion ein, die nach der Mittagspause auf dem Programm stand.

Zunächst wurden die Teilnehmer:innen von Andreas Fürst zu Leiningen in der Fürstlichen Abtei empfangen, wo sie eine Führung bekamen und einem Orgelspiel beiwohnten. Aus der Kühle der Kirche ging es anschließend in die Innenstadt, wo der Bürgermeister und Städteplanerin Haines bei tropischen Temperaturen über 120 Gäste über das Stadtbodenkonzept informierten. Damit will die Stadt den öffentlichen Raum mittel- und langfristig attraktiv gestalten und als Aufenthalts- und Kommunikationsraum stärken. Dazu gehört die Herstellung der Barrierefreiheit, etwa durch die Neugestaltung der Oberflächen wie auf dem Schlossplatz.

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