Ausschusssitzung
Kunstnetz im Landkreis Miltenberg hofft auf Pandemie-Ende und viele Projekte für Kinder und Jugendliche

Die Hoffnung in Reihen des Kunstnetzes ist groß, dass die Corona-Pandemie endet und in diesem Jahr wieder mehr Veranstaltungen und Projekte ermöglicht. Die künstlerische Leiterin des Kunstnetzes, eines vom Landkreis Miltenberg organisierten und finanzierten Zusammenschlusses von Künstlerinnen und Künstlern im Landkreis Miltenberg, Christiane Leuner, wagte in der Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Soziales am Mon-tag einen Ausblick auf 2022, blickte aber auch auf Aktionen in den vergangenen Jahren zurück.

Es sei beeindruckend, was sich aus dem vor über 20 Jahren gegründeten Kunstnetz entwickelt habe, so Leuner, die auf zahlreiche erfolgreiche, zum Teil sogar prämierte Projekte zurückschaute. Dank umfangreicher Kooperationen mit Kommunen, Schulen, Vereinen und dem Schulamt habe man viele Aktionen umsetzen können. Integration und Inklusion liege dem Kunstnetz sehr am Herzen, belegte sie mit Aktionen wie etwa Inklusionsprojekten mit der Berufsschule in Miltenberg. Man zeige die Kunst gerne im öffentlichen Raum, sagte sie und verwies darauf, dass die Jugendlichen sehr stolz seien, wenn ihre Werke in der Öffentlichkeit zu sehen sind. Erfreulicher Nebeneffekt sei, dass diese Werke auch dem Vandalismus entgegenwirkten. Mit der Joachim-und-Susanne-Schulz-Stiftung bahne sich eine weitere Kooperation an, freute sie sich. Einige Zahlen beschreiben das Kunstnetz gut: 2019 wurden in 644 Stunden 1690 Kinder erreicht, 2020 waren es trotz Corona 747 Kinder in 378 Stunden und im letzten Jahr habe man trotz Pandemie noch Angebote für 735 Kin-der ermöglichen können.

Dass der Landkreis Miltenberg bislang zweimal Unterfranken mit einer Kunstgrundschule vertreten habe, bestätige die Arbeit des Kunstnetzes. So sei die Kunstgrundschule Großheubach von 2015 bis 2020 installiert worden, seit 2020 sei die Dr.-Vits-Grundschule in Erlenbach Kunstgrundschule.
Viel Raum nehmen beim Kunstnetz die Workshops ein, auch wenn diese aufgrund der Pandemie nicht im üblichen Umfang möglich gewesen seien, bedauerte Leuner. Ganz verzichtet habe man darauf aber nicht, auch wenn der Aufwand enorm gewesen sei. „Die Künstlerinnen und Künstler mussten wahnsinnig flexibel sein, ebenfalls die Schulen“, so die künstlerische Leiterin, die auch auf ihre Tätigkeiten einging – etwa als Bindeglied zwischen Kulturreferat und den Künstler*innen, als Ansprechpartnerin für neue Künstler*in-nen, als Motor für die weitere Kunstnetz-Entwicklung, als Impulsgeberin sowie als Repräsentantin.
Landrat Jens Marco Scherf hob besonders die beiden Kunstgrundschulen im Landkreis und das große Netzwerk im Kunstnetz hervor, das diese vielen Angebote erst ermögliche. Neben Rechnen, Schreiben und Lesen sei die künstlerische Betätigung sehr wichtig, so Scherf.

Kulturprogramm 2022:

Kulturreferentin Juliana Fleischmann, die auch die Geschäfte des Kunstnetzes führt, sprach vom bereits angelaufenen Workshop-Programm des Kunstnetzes. Wenn möglich, soll in diesem Jahr ein „Kunsttag“ stattfinden, der den künstlerischen Neustart symbolisieren soll. Der Jugendkulturpreis wird in diesem Jahr für die Bereiche Kunst und Musik ausgeschrieben, sagte sie.
Auch die Neujahrskonzerte sollen wieder stattfinden: am 3. Januar 2023 mit dem Sorbischen National-Ensemble sowie im Januar 2024 mit der Französischen Kammerphilharmonie. Letztgenanntes Ensemble wird auch am 15. Mai 2022 im Landkreis gastieren mit dem Bandoneon-Spieler Omar Massa. Bei der Aktion „TANZ LANDkreis Miltenberg“ kooperiert der Landkreis mit der Tanzkompanie Emanuele Soavi incompany. Das Projekt wird bei einer Auftaktveranstaltung am 29. April der Presse vorgestellt, eine Ausstellung „Joris Jan Bos fotografiert Emanuele Soavi incom-pany“ wird vom 30. April in Schaufenstern in der Miltenberger Fußgängerzone zu sehen sein – später in anderen Orten. Das Gastspiel der Tanzkompanie ist für den 8. Oktober im Bürgerzentrum Elsenfeld geplant. Dazu wird es Fleischmann zufolge eine offene Probe, ein offenes Training sowie eine Einführung in das Stück geben. Vorgesehen ist auch die Vorführung eines Tanzfilmes über die Kompanie mit Gespräch in der Erlenbacher Kino Passage. Die ausgefallenen Stücke „Mein Kampf“ von George Tabori (Theater Poeten-pack) und „An der Arche um Acht“ von Ulrich Hub werden am 21. Oktober („Mein Kampf“) und am 22. Oktober („An der Arche um Acht“) im Bürgerzentrum Elsenfeld gezeigt. Weiter im Programm: „Ovationen 2022“ (23. Oktober, Elsenfeld), Ennio Marchettos „The Living Paper Cartoon“ (5. November, Amorbach) sowie die “Kreisleriana”-Konzertlesung mit Ko-taro Fukuma (Klavier) und Michael Fürtjes (Lesung) (19. November, Amorbach). Ein Kon-zert mit Amadeus Wiesensee (Klavier) wird am 20. November in Erlenbach geboten, dazu kommen bewährte traditionelle Angebote wie beispielsweise das Orgelkonzert in Sulz-bach, das Konzert in der Alten Dorfkirche in Hausen sowie ein Kindermusical.

Ihre Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte stellte Ulla Grote vor. Zu ihren Aufgaben ge-hören etwa die Förderung und Überwachung des Vollzugs des Gesetzes und des Gleichstellungskonzepts, die Förderung eigener Initiativen zur Umsetzung des Gesetzes, die Verbesserung der Situation von Frauen sowie die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit für Frauen und Männer. Im Dienstbetrieb des Landratsamts wirkt sie in Angelegenheiten mit grundsätzlicher Bedeutung für die Gleichstellung von Mann und Frau, für die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit sowie die Sicherung der Chancengleichheit mit. Sie berät darüber hinaus zu Gleichstellungsfragen und unterstützt Beschäftigte im Einzelfall. Sie ist in zahlreichen Arbeitskreisen aktiv, ebenso in diversen Ausschüssen des Landkreises. Sie unterstützt und organisiert darüber hinaus Aktionen wie etwa den Equal Care Day, den Equal Pay Day, den Internationalen Frauentag, den Girls-And-Boys-Day sowie den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Grote gab zudem einen Überblick ihrer geplanten Projekte – darunter ein Mentoring-Programm für weibliche Führungskräfte, Seminare für Gründerinnen und die Frauenkinowoche in Kooperation mit dem Kino Pas-sage und der IG Bau und Chemie.

Grote beantwortete in der Folge einen umfangreichen Fragenkatalog, den Kreisrat Andres Adrian (Die Linke) übermittelt hatte. Darum ging es um die Evaluation von bestehenden First- und Second-Stage-Projekten für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder. Im Mittelpunkt standen die Schutzplätze im Frauen- und Kinderschutzhaus der AWO Aschaffenburg für den Bayerischen Untermain. Demnach waren 21 Prozent aller belegten Frauenplätze und elf Prozent aller Kinderplätze im Jahr 2021 von Frauen aus dem Land-kreis Miltenberg belegt. Grote stellte unter anderem die Aufnahme- und Ausschlusskriterien vor sowie die durchschnittliche Verweildauer (2020: 100 Tage, 2021: 74 Tage). Problematisch sei die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt, die Frauen das Finden einer Wohnung erschweren. Nahezu alle Frauen seien auf Sozialleistungen angewiesen, sagte sie und stellte fest, dass bei den jährlichen Gesprächen der Gebietskörperschaften mit dem Leitungsteam des Frauen- und Kinderschutzhauses bislang kein weitergehender Bedarf an Schutzplätzen festgestellt worden sei. Der ausführliche Fragen- und Antwort-Katalog wurde den Kreisräten zur Verfügung gestellt.

„Inklusion gemeinsam – Hand in Hand für Vielfalt“

In Vertretung von Bildungsmanagerin Anna-Lena Klassert gab die Büroleiterin von Landrat Jens Marco Scherf, Susanne Seidel, einen Überblick der Tätigkeiten des Bildungsmanagements. Da die Anforderungen und das aktuelle Tätigkeitsprofil teilweise nicht zusa-menpassen, werde man das Stellenkonzept anpassen, so Seidel. Schulrat Michael Brummer ging auf das Projekt „Inklusive Region“ ein, das vom Kultusministerium ausgeht. Für das Vorantreiben des Projekts sei unter anderem der Landkreis Miltenberg ausgewählt worden, da er Bildungsregion sei. Dabei geht es um die Kooperation von Schulamt, Inklusionsbeauftragen und Bildungsmanagement, um die inklusive Bildung umzusetzen. So streben die kooperierenden Schulämter Aschaffenburg Stadt und Landkreis sowie Miltenberg in Vernetzung mit außerschulischen Akteuren eine Weiterentwicklung der einzelnen Bildungsregionen hin zur „Inklusiven Region Aschaffenburg / Miltenberg“ an. Um diese Entwicklung inhaltlich zu unterstützen und voranzubringen, veranstalten die Schulämter Aschaffenburg und Miltenberg vom 21. bis 23. März Fachtage unter dem Motto „Inklusion gemeinsam – Hand in Hand für Vielfalt“. Interessierte können sich unter www.schulamt-miltenberg.de informieren und Zugang zur digitalen Tagungs-mappe bekommen. Auf alle Beteiligten wartet ein großes Betätigungsfeld, so Landrat Scherf.
Landrat Scherf bedauert den Wegfall der Berufseinstiegsbegleitung vom Jahr 2025 an sehr. Dieses Programm unterstützt laut Schulrat Brummer Jugendliche bei Schwierigkei-ten, den Schulabschluss zu erreichen und einen Ausbildungsplatz zu finden. Diese Beglei-tung nutzten im Jahr 2021 87 Jugendliche, sagte er. Ihn treibt die Sorge um, dass durch den Wegfall noch weniger junge Menschen ihren Weg in die Arbeitswelt finden. „Wir brau-chen dieses oder ein ähnliches Programm“, wurde Landrat Jens Marco Scherf deutlich und forderte die Kreisrätinnen und Kreisräte dazu auf, das Problem den Landtagsabgeord-neten nahezubringen.

Einstimmig lehnte der Ausschuss den Antrag von Kreisrat Andreas Adrian (Die Linke) auf Auflegung eines Kautionsfonds ab. Dieser Fonds soll helfen, dass sozial Schwache die Kaution für eine Wohnung aufbringen können. Laut Sozialamtsleiter Manfred Vill sei der Fonds nicht notwendig, da die Bedarfe durch das deutsche Sozialleistungsrecht weitgehend abgedeckt seien. Er wies auf einen verhältnismäßig hohen Verwaltungsaufwand durch einen zusätzlichen Fond für einen nur sehr kleinen Kreis hin und legte dar, dass es sich dabei um eine freiwillige Leistung handeln würde.

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