Ausstellung
Erfolgreiche Frauenkarrieren im Wald
„Frauen & Wald“ lautet der Titel einer interessanten Ausstellung, die in den kommenden Wochen in Miltenberg, Preunschen und Amorbach zu sehen ist. Sie beleuchtet die Rolle, die Frauen seit jeher im Wald gespielt haben und die sie zunehmend spielen. Landrat Jens Marco Scherf und Amorbachs Bürgermeister Peter Schmitt ließen sich von Anika Weisbrod (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) in die Ausstellung einführen.
Fragt man Passanten nach dem Bild, das sie von einem Förster im Kopf haben, wird man wohl zu 100 Prozent die Antwort hören, dass es sich um einen Mann in Forstkleidung handelt. Dabei gibt es zunehmend mehr Försterinnen in den deutschen Wäldern – im Landkreis Miltenberg allerdings noch keine einzige. Es ist also wichtig, nicht nur Beispiele für erfolgreiche Frauen in verschiedenen Berufsbildern im Wald aufzuführen, auch muss es darum gehen, Mädchen künftig schon vor der Pubertät für den Wald zu interessieren. Denn sind sie einmal im Teenager-Alter, werden sie mit vielen Vorurteilen und falschen Rollenklischees konfrontiert: dass Waldberufe angeblich reine Männerberufe seien.
Dass das nur Vorurteile sind, zeigt die Ausstellung anhand der Gegenwart und besonders auch der Geschichte. So können Besucher*innen dank Unterlagen und Bildern von Kurt Eichler, langjähriger Revierförster in Miltenberg, sehen, dass Frauen auch früher schon unersetzlich waren im Wald. Sie leisteten Schwerstarbeit am Hang, öffneten mit Hacken den harten Boden für Pflanzungen, grasten aus und führten Pflegeschnitte aus. Das alles für deutlich weniger Geld als die Männer, erfuhr Weisbrod im Gespräch mit zwei dieser Waldarbeiterinnen. Ebenfalls interessant: Laut Eichlers Unterlagen waren durchschnittlich genauso viele Frauen wie Männer im Miltenberger Wald beschäftigt. Bilder vermitteln einen Eindruck, welche Schinderei die Waldarbeit früher ohne Maschineneinsatz war.
Heute drängen immer mehr Frauen in Berufsbilder, die früher fast ausschließlich von Männern dominiert wurden. Es gibt sie mittlerweile: Jägerinnen, Forstwirtinnen, Rangerinnen, Revierleiterinnen, Forstbetriebsleiterinnen und Waldbesitzerinnen (mittlerweile über 40 Prozent in Bayern), die alle ihre „Frau im Wald“ stehen. Die Ausstellung zeigt anhand von ausgewählten Frauen, dass der Wald auch Frauen viele Möglichkeiten bietet.
Für Bürgermeister Peter Schmitt ist klar, dass im Zusammenspiel von Schule und Wirtschaft künftig auch Berufsbilder für Frauen im Wald gezeigt werden müssen. „Mädchen trauen sich oft nicht, auch die Eltern sind häufig zu kritisch und sollten mehr die tatsächlichen Interessen und Neigungen ihrer Kinder beachten“, nennt Landrat Jens Marco Scherf einen Grund, warum so wenig Frauen ihren Berufsweg im Wald einschlagen. Wie bei den MINT-Fächern sei es auch hier wichtig, sehr früh an die Mädchen heranzugehen, bevor diese aufgrund klischeehafter Berufsbildvorstellungen von den eigenen Neigungen und Interessen weggedrängt werden.
Dass es gehen kann und dass man im Beruf erfolgreich ist, sieht man übrigens am Beispiel von Anika Weisbrod, die an der Hochschule in Rottenburg Forstwirtschaft studiert hat, in ihrem Beruf voll aufgeht und darin ihren absoluten Berufstraum lebt. „Bei der Berufswahl sollte es keinen Druck geben“, findet sie, „egal in welche Richtung.“
Damit sich Frauen mehr für diese Berufe interessieren, hat Weisbrod neben der Ausstellung am Donnerstag, 23. September, um 17.30 Uhr eine Online-Veranstaltung geplant mit dem Titel „Forstberufe aus Frauensicht“. Dabei sprechen fünf Frauen aus unterschiedlichen Forstberufen über ihre Erfahrungen im Wald, auch können Zuschauer*innen Fragen stellen. Alle Interessierten – egal ob Männer oder Frauen – können sich per E-Mail bei Anika Weisbrod (Anika.Weisbrod@aelf-ka.bayern.de) anmelden.
Die Ausstellung „Frauen & Wald“, die sich an alle Interessierten, aber auch an Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen von Gymnasien, Realschulen und Mittelschulen wendet, ist wie folgt zu sehen:
Montag bis Mittwoch, 13. bis 15. September, jeweils von 15 bis 18 Uhr im Alten Rathaus in Miltenberg.
Samstag und Sonntag, 18. und 19. September, jeweils von 11 bis 17 Uhr im Waldmuseum „Watterbacher Haus“ in Preunschen.
Montag, 20. September, bis Donnerstag, 30. September, jeweils von 8 bis 16 Uhr im Alten Rathaus in Amorbach.
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