Bäckerhandwerk
Mainlandbrot seit Montag in Bäckereien erhältlich
Es hat zwei Jahre gedauert, viele Gespräche gebraucht, Kraft und Energie gekostet, aber nun ist es geschafft: Das regionale Mainlandbrot, in Kooperation von Landwirtschaft, Bäckerhandwerk und Naturschutz entwickelt, ist seit Montag, 4. Oktober, in zahlreichen Innungsbäckereien des Landkreises erhältlich.
Das Brot, das in Folge des Volksbegehrens zum Artenschutz entwickelt wurde, wurde am Sonntag, 3. Oktober 2021 im prächtig dekorierten Mönchberger Bürgersaal etwa 25 geladenen Gästen präsentiert – allen Menschen, die die Entstehung dieses wohlschmeckenden Brotes von Beginn an begleitet haben. Mönchbergs stellvertretender Bürgermeister Eberhard Heider, der das Projekt seit Anfang an unterstützt hatte, stellte die Gemeinde Mönchberg vor, ehe Landrat Jens Marco Scherf die Gäste begrüßte. „Wer Naturschutz kaufen will, muss bewusst und reflektiert einkaufen“, stellte er fest und leitete zur Präsentation über. Der Erntedanktag sei hierfür bewusst ausgewählt worden, denn es gelte dankbar zu sein für alles, was wächst und die Menschen ernährt. Das Projekt Mainlandbrot zeige, was bürgerschaftlicher Einsatz in einer freiheitlichen Demokratie alles ermöglicht, sagte Scherf und forderte alle Bürger*innen dazu auf, selbst etwas zu gestalten, denn dies sei „ein Grundelement unserer Gesellschaft.“ Der Landrat hatte eine entscheidende Rolle bei der Entstehung des Mainlandbrots gespielt, denn auf seine Initiative hin war der „Runde Tisch Artenschutz“ in Folge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ entstanden, der die Basis für das Brot legte.
Mehrmals wurde am Sonntag betont, welche Gräben sich zwischen Naturschutz und Landwirtschaft in den Diskussionen rund um das Volksbegehren aufgetan hatten. „Wir Landwirte fühlten uns an den Pranger gestellt“, sagte etwa der Projektleiter Mainlandbrot, der Heppdieler Landwirt Matthias Ullmer. Viele Nachwuchslandwirte hätten sich damals gefragt, ob sie angesichts vieler Anfeindungen in ihrem Beruf überhaupt noch eine Zukunft sehen. Der vom Landrat initiierte Runde Tisch sei ein Versuch gewesen, sich kennen und gegenseitig verstehen zu lernen, verwies Ullmer auf die vielen Akteur*innen aus den Bereichen Naturschutz und Landwirtschaft.
Mit Erfolg: Die Idee des Bund-Naturschutz-Vorsitzenden Steffen Scharrer, gemeinsam ein regionales Brot zu produzieren, sei auf offene Ohren gestoßen, so dass man den Brotsommelier und Obermeister der Bäcker-Innung, Volker Mayer, gebeten habe, ein Brot mit regionalen Zutaten zu entwickeln. Nun komme ein Brot auf den Markt, das nur regionale Zutaten enthalte, die nicht oder möglichst wenig mit Pflanzenschutzmitteln in Kontakt gekommen sind. So bieten die Felder, von denen die Zutaten für das Brot kommen, mit Blühstreifen, Ackerrandstreifen oder ökologischen Vorrangflächen wertvollen Lebensraum und Blütenreichtum für Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten. Die Anbauer, die aus dem gesamten Landkreis Miltenberg kommen und Dinkel, Roggen, Kümmel, Fenchel und Honig liefern, präsentieren sich und ihre Betriebe auf der Internetseite www.mainlandbrot.de und zeigen, wie es mit dem Artenschutz auf ihren Flächen aussieht. Wie Ullmer weiter sagte, wollen sich alle Beteiligten künftig einmal pro Jahr zu einem Symposium treffen und sich austauschen.
Das gefiel auch Steffen Scharrer, der die Bemühungen der Landwirte anerkannte und erklärte, dass man am sogenannten Versöhnungsgesetz auch gemeinsam arbeiten müsse. Naturschutz und Landwirtschaft hätten schließlich mehrere Probleme, die beide betreffen, verwies er unter anderem auf Klimaschutz und Flächenverbrauch. „Wir brauchen alle Landwirte, nicht nur die Bio-Landwirte“, stellte er fest und forderte weiterhin zum Dialog aller Beteiligten auf. Er stellte die Homepage des Landkreisbrots vor und hoffte darauf, dass man möglicherweise in der Zukunft gemeinsam weitere Produkte entwickeln könnte. Der Bund Naturschutz stehe mit allen Partnern in Kontakt und stelle sicher, dass auf den Feldern Maßnahmen für mehr Artenvielfalt umgesetzt werden.
Für Innungs-Obermeister Volker Mayer ist das Brot ein Ausdruck der Regionalität und des handwerklichen Könnens. Das von ihm ausgetüftelte Mainlandbrot sei zwar nicht billig, aber es sei ein Regionalprodukt und für jeden Beteiligten auskömmlich. Dadurch hebe es sich vom Discounterbrot ab, bei dem es ausschließlich um den Preis gehe. Die Industrie beobachte das Mainlandbrot, wusste er, denn er habe bereits Anfragen bekommen, ob es die Lizenz zu kaufen gibt. „Nein, niemals“, wurde Mayer deutlich, „das Rezept für dieses Brot gibt es nur für Innungsbäcker im Landkreis Miltenberg“. Er habe die Rezeptur in vielen Versuchen verfeinert, erklärte er und gab den Tipp, das Brot gemeinsam mit Willi Stritzingers Johanniter-Wein zu genießen – „das Pairing ist einfach sensationell.“
Damit das Brot beworben werden kann, hat Grafiker Thomas Hagel ganze Arbeit geleistet und prächtige Werbetafeln gestaltet, die bildhaft zeigen, was in diesem Brot enthalten ist. Als Alleinstellungsmerkmal hat jedes Brot auch einen „Eindruck“ in der Kruste in Form des Mainvierecks – dank eines „Stechers“, den Thomas Henn (Firma Edel/Stahl) angefertigt hat.
Seit Montag gibt es das Brot in folgenden Bäckereien: Mayer’s Bäck (alle Filialen), Endres (Klingenberg), Sternheimer (Amorbach), Hench (alle Filialen), Henn (Amorbach), Seus (Dorfprozelten), Braunwarth (Obernburg) und Ruppert (Altenbuch). Weitere Mitstreiter – egal ob im Arbeitskreis oder im Verkauf – können jederzeit mitmachen. Die Liste auf der Internetseite wird dementsprechend dann ergänzt.
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