Übersaugungsanlage könnte Deponiegasmengen deutlich reduzieren

Durch einen Umbau der Anlagentechnik auf der Kreismülldeponie Guggenberg könnte der Landkreis Miltenberg die im Deponiekörper vorhandene Restorganik beschleunigt abbauen mit dem Effekt, dass weniger Treibhausgase entstehen.

Markus Schäfer (Firma Depo Consult) stellte im Ausschuss für Natur- und Umweltausschuss die Ergebnisse einer Potenzialanalyse vor und kam zum Schluss, dass mit einer Übersaugungsanlage die Treibhausgasemissionen, die von der Deponie ausgehen, um 93 Prozent gemindert werden können.
Der Hintergrund: Beim bakteriologischen und chemischen Abbau des organischen Materials im Deponiekörper entsteht Deponiegas, das hauptsächlich Methan (CH4) und Kohlendioxid (CO2) enthält. Dieses Gemisch wird derzeit mit einer Gasfackel abgefackelt. Schäfer rechnet bei den derzeit vorhandenen Organikmengen in der Deponie damit, dass die Gasbehandlung bis zum Jahr 2060 Thema sein wird. Mittels Übersaugungsanlage würde der Organikabbau beschleunigt und es fielen deutlich weniger Treibhausgase an, erklärte er.

Die Anlage funktioniert, vereinfacht ausgedrückt, so: Eine Anlage saugt Gas aus der Deponie an. Durch diesen Unterdruck wird in Randbereichen der Deponie aktiv Umgebungsluft eingezogen, sodass das noch vorhandene Methan im Deponiekörper teilweise oxidiert bzw. gar nicht mehr entstehen kann. Die vorhandene Restorganik im Deponiekörper wird sozusagen kompostiert. Das beschleunigt den Abbau der Restorganik in der Deponie mit der Folge, dass wesentlich geringere Methanmengen entweichen – Schäfer sah ein Emissionsminderungspotenzial von 93 Prozent. Das Einsparpotenzial an Treibhausgasemissionen hatte Schäfer mit rund 15.339 Tonnen sogenannter CO2-Äquivalente – einer Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase – berechnet.
Für den Bau einer solchen Anlage rechnet das Büro mit Gesamtkosten von rund 850.000 Euro. Dank eines Förderprogramms würde die Anlage mit 60 Prozent gefördert, wenn der Antrag bis Ende 2021 gestellt wird. Die Vermeidungskosten von CO2 Äquivalenten betragen damit insgesamt 55 Euro pro Tonne. Sollte die Anlage realisiert werden, wäre etwa im Jahr 2033 die entweichende Deponiegasmenge bei Null. Wenn die Setzungen durch den Abbau der Restorganik abgeklungen sind, könnte die Deponieoberfläche abgedichtet werden.

Sollte die Anlage nicht gebaut werden, wäre im Gegenzug nicht ausgeschlossen, dass solche Klimaschutzmaßnahmen künftig gesetzlich gefordert werden – dann vermutlich ohne Förderung. Auch müsste die derzeitige Anlagentechnik sowieso geändert werden. So seien für die Miete der Anlage in den nächsten 30 Jahren Kosten von mindestens 720.000 Euro zu erwarten.

Der Ausschuss empfahl dem Kreistag daraufhin einstimmig, einen Förderantrag zur sogenannten In-Situ-Stabilisierung der Kreismülldeponie zu stellen. Sollte dieser genehmigt werden, sollten alle damit einhergehenden Arbeiten beauftragt werden.

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