Müllentsorgung
Müllabfuhr im Landkreis: Remondis gelobt Besserung
Die viele Wochen andauernden Probleme bei der Müllabfuhr im Landkreis Miltenberg hatten am Dienstag, 11. Oktober, in der Sitzung des Ausschusses für Natur- und Umweltschutz ein Nachspiel: Ein Verantwortlicher der Firma Remondis erklärte die Umstände und gelobte Besserung.
Ruth Heim, Leiterin der Kommunalen Abfallwirtschaft, blickte auf die schwierige Situation der Müllabfuhr in der zweiten Sommerhälfte zurück, in der es vor allem im Juli und August aufgrund von Personal- und Fahrzeugausfällen, aber wohl auch aufgrund von Fehlentscheidungen bei Remondis zu „nicht tragbaren Zuständen“ gekommen sei.
Intensive Gespräche mit Remondis hätten zwar für die Sicherstellung der Bio- und Restmüllabfuhr gesorgt, bei der Abholung des Sperrmülls und beim Behälteränderungsdienst sei es jedoch zu Verzögerungen gekommen. Die Papiertonnen seien zeitlich stark verzögert geleert worden, zum Teil seien die Leerungen ganz entfallen.
Auch die gelben Säcke seien von den Abholproblemen betroffen gewesen, welche nicht in der Zuständigkeit des Landkreises fallen, denn die Dualen Systeme Deutschland DSD als
Auftraggeber habe die Firma Remondis mit der Abholung beauftragt. Mittlerweile laufe die Müllabfuhr planmäßig, Rückstände beim Behälteränderungsdienst würden derzeit aufgearbeitet.
Folge der Müllabfuhrprobleme seien zahlreiche Beschwerden in der Landkreisverwaltung und den Rathäusern gewesen, blickte Heim zurück. Sie dankte in diesem Zusammenhang den Bürgermeister*innen und den Mitarbeiter*innen der Verwaltungen für ihre Unterstützung, aber auch den Mitarbeiter*innen der Landkreisverwaltung, die Reklamationen geduldig abgearbeitet hätten. Auch der Großteil der Bürger*innen habe Verständnis für die angespannte Situation gezeigt. Für die schlechte Müllabfuhrleistung und den personellen Mehraufwand fordere die Landkreisverwaltung von der Firma
Remondis einen finanziellen Ausgleich, erklärte Heim. Diese Summe werde als Einnahme in den nächsten Müllhaushalt eingestellt und komme somit indirekt der Allgemeinheit zugute.
„Wir haben uns nicht mit Ruhm bekleckert“, gab der Geschäftsführer von Remondis Südwest, Heinrich Funk, unumwunden zu, „wir waren nicht Herr der Lage.“ Als Gründe für die schlechten Leistungen nannte er massive Ausfälle durch Corona-Erkrankungen, anderen Krankheitsfälle sowie die Ferienzeit. Zwei Disponenten hätten das Unternehmen verlassen, auch mit vielen Fahrzeugen habe es Probleme gegeben. „Die Personaldecke war zu klein“, so Funk, auch aus anderen Unternehmensteilen habe man keine Kräfte einsetzen können, da der Personalmangel auch dort zu spüren gewesen sei. „Die ganze
Branche hat ein massives Personalproblem“, wusste Funk, es fehlten vor allem Lastwagenfahrer. „Wir suchen derzeit zusätzliches Personal, um Reserven zu bilden“, erklärte er, auch wolle man mehr in der Ausbildung tun. Auf dem Betriebshof in Kleinwallstadt werde man die Verwaltung neu strukturieren, ein neuer Niederlassungsleiter aus der Branche werde kommen. Man habe zudem 400.000 Euro in Fahrzeuge investiert, die man „in bedauernswertem Zustand“ von der Vorgängerfirma übernommen habe. Das Niveau wolle man verbessern, versprach er und blickte zurück, dass man mit dem
Behälteränderungsdienst und der Sperrmüllabfuhr „zwei große Scherbenhaufen“ übernommen habe. Aktuell setze man darüber hinaus Subunternehmer aus der Region ein, um die Rückstände aufzuholen.
Landrat Jens Marco Scherf ging auf das Problem ein, Informationen während der schweren Monate weiterzugeben: „Wir haben die Informationen immer schnell weitergegeben, diese waren aber am nächsten Tag bereits überholt.“ Er forderte alle auf, mehr Respekt für die Berufsbilder in der Müllentsorgung zu zeigen, damit auch das Interesse an diesem Beruf wieder steigt. Scherf, der im Sommer einen Tag lang Müll entsorgt hatte, zeigte seinen großen Respekt vor den Fahrern und Ladern, die sehr konzentriert fahren müssten und mit großer körperlicher Anstrengung die Tonnen leeren Man habe große Probleme, an Nachwuchs zu kommen, ergänzte Heinrich Funk. Beim
Personal lebe man zu großen Teilen von Arbeitsmigration. Man müsse diese Arbeitsmigration vereinfachen, fand er, es brauche Zugangserleichterungen für Bewerber aus dem Ausland. Dies treffe im Übrigen auf die gesamte Logistikbranche zu.
Ruth Heim ergänzte, dass die Kommunale Abfallwirtschaft einen Kommunikationsplan erarbeitet, so dass künftig klar ist, wer wann welche Informationen bekommt, um den reibungslosen Informationsfluss sicherzustellen. Das sei eine Lehre aus den letzten Monaten, sagte sie. Landrat Jens Marco Scherf wollte die schlechten Leistungen der Müllabfuhr nicht schönreden, aber dennoch müsse man beachten: „Wir befinden uns in Pandemiezeiten und die Infektionszahlen steigen zurzeit kräftig.“ Deshalb sei es nicht
auszuschließen, dass man weiter in allen Bereichen mit Personalengpässen rechnen müsse.
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