Vortrag
Gehölze pflanzen für das Klima und den Artenschutz

In der vollen Winzerscheune des Weinguts Wengerter stieß Klaus Körber auf ein Publikum, das seine Vorschläge zu Pflanzungen interessiert aufnahm. | Foto: Winfried Zang
  • In der vollen Winzerscheune des Weinguts Wengerter stieß Klaus Körber auf ein Publikum, das seine Vorschläge zu Pflanzungen interessiert aufnahm.
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Als Quell sprudelnder Informationen hat sich Klaus Körber bei seinem Auftritt am Mittwoch, 16. November, in Röllfeld erwiesen. In der großen Winzerscheune des Weinguts Wengerter blieben nur wenige Plätze frei, so groß war der Andrang bei der vom Runden Tisch Artenvielfalt initiierten Vortrag.

Es dürften über 150 Gäste gewesen sein, die drei Stunden lang Körber lauschten, als er über Gehölze sprach, die in Zeiten des Klimawandels mit zunehmender Hitze und Trockenheit besser zurechtkommen. Dass dieses Thema so gut wahrgenommen wird, freute nicht nur Landrat Jens Marco Scherf, sondern auch Matthias Meidel, den Vorsitzenden des Imker-Kreisverbands. Laut Meidel sei die Initiative zu diesem Vortrag vom „Runden Tisch Artenvielfalt“ ausgegangen, der in Folge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ auf Anregung des Landrats im Jahr 2019 eingerichtet worden war. Während sich vielerorts Landwirtschaft und Naturschutz als Gegner gegenüberstehen, sei das im Landkreis Miltenberg anders: „Hier arbeiten wir fantastisch zusammen“, konstatierte Meidel, „hier haben wir die Gräben zugeschüttet.“ Er verwies unter anderem auf das von Landwirtschaft, Naturschutz und Bäckerhandwerk gemeinsam geschaffene und erfolgreich eingeführte Mainlandbrot, das ausschließlich aus regionalen Zutaten hergestellt wird.

Klaus Körber sei laut Aussagen von Schülern ein charismatischer Lehrer, der in fränkischer Mundart faszinierende Vorträge hält, so Meidel – und diese Einschätzungen waren allesamt berechtigt. Drei Stunden lang – einschließlich einer 20-minütigen Pause –, hingen die Gäste an Körbers Lippen, der seine fachliche Kompetenz mit viel Wortwitz hinterlegte. Der Fachmann, der an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim arbeitet, verstand es, sein Publikum zu begeistern und zu animieren, selbst etwas zu tun. „Pflanzen Sie das“, war gefühlt 50-mal an diesem Abend zu hören, als er Tipps gab, welche Pflanzen in Zeiten des Klimawandels geeignet sind und wie man Biodiversität fördern kann.

Dass die Zeiten heißer und trockener werden, belegten viele Untersuchungen, zeigte der Diplom-Ingenieur auf. Deshalb gehe es darum, möglichst schnell möglichst viel Grün in die Städte zu bringen. Fassadenbegrünungen seien wichtig, auch die Pflanzung von schattenspendenden Bäumen mit nektarreichen Blüten an den Straßenrändern samt Unterwuchs, der den vielen Wildbienen am Boden ein Refugium bietet. „Fangen Sie alles Regenwasser auf“, riet Körber – im Sommer für das Bewässern des Gartens, im Winter zum Ableiten an die Bäume. Mithilfe eines sogenannten Regendiebs im Fallrohr, das das Regenwasser vom Dach ableitet, könne man das Wasser gezielt an die Bäume bringen. Auf diese Weise profitieren Körber zufolge in der Vegetationszeit die Wurzeln, im Winter gelangt das Wasser in das Grundwasser.

Für ihn ist es wichtig, vor allem solche Gehölze zu pflanzen, die mehrere Vorteile vereinen: Zum einen sollen sie gut mit Trockenheit und Hitze zurechtkommen, zudem sollen sie mit ihren Blüten Insekten anlocken. Wenn sie darüber hinaus noch Schatten spenden und leckere Früchte produzieren, wäre das natürlich noch besser. Körber gab jedem Gast eine doppelseitige Liste mit Gehölzempfehlungen mit nach Hause. Daran kann man sich orientieren, wie man im Jahresverlauf von März bis in den Herbst hinein für ein durchgehendes Blütenband im Garten sorgen kann.

Denn, so Körber, während der Obstbaumblüte hätten Insekten keinen Nektar- und Pollenmangel. Extrem wichtig sei aber die Zeit vor der Obstblüte im März, zudem die Zeit nach dem Abblühen der Linden ab Juli. Dabei wies er auf die wichtige Rolle hin, die Hummeln bei der Bestäubung spielen, denn die seien im Gegensatz zu Bienen bereits bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt aktiv. Für Februar/März riet er beispielsweise zu Haselnuss, Baumhasel, der Winter-Heckenkirsche und – extrem wichtig – der Salweide und Weiden allgemein. Für die Zeit von Juli bis September empfahl er unter anderem Wilden Wein und Efeu – den allerdings sieht er nicht gerne an Bäumen. Die Bartblume sorge für Bienenorgien im August, die Blauraute sei ein aromatischer Hitzekünstler und auch der Mönchspfeffer sei sehr zu empfehlen. Wer über einen geschützten Standort verfügt, sollte über den Bienenbaum nachdenken, den Schnurbaum bezeichnete er als hervorragenden Stadtbaum.

„Pflanzt Rosen“, lautete eine weitere Empfehlung: Rosen kämen sehr gut mit Hitze und Wasserarmut zurecht, zum Unterpflanzen eignen sich Lavendel oder Katzenminze wunderbar. Und bei persischen Rosen „haut’s mir den Vogel `naus“, bekannte Körbel in breitem Fränkisch.

Für Streuobstfans hatte er einen weiteren Tipp: „Pflanzt Walnussbäume!“ Die Walnuss sei ein Klimaprofiteur, wusste er, hier gebe es auch viele veredelte Sorten. Und ein Tipp für Menschen mit Obstbäumen: Beim Neupflanzen immer daran denken, dass auch genügend geeignete Befruchtersorten in der Nähe sind – manche Bäume sind darauf extrem angewiesen. Wer darüber hinaus den Singvögeln etwas Gutes tun will, sollte sich überlegen, dornige Gehölze zu pflanzen.

Ja, damit muss man vorsichtig umgehen, auf der anderen Seite bieten etwa Berberitzen und Feuerdorn brütenden Vögeln Schutz vor Fressfeinden wie etwa der Elster – und versorgen die Vögel im Herbst mit Nahrung.

Zum Abschluss noch zwei Bitten Körbers: „Kümmert euch um die Linden!“, denn deren Blüten seien extrem nektarreich. Er appellierte eindringlich an Privatleute und Kommunen, sich um die „Best Ager“ zu kümmern – die älteren Bäume. Kräftig wässern, für aufgelockerten Boden sorgen –damit könne man diese Bäume erhalten. Denn, so Körber, um einen einzigen ausgewachsenen Baum zu ersetzen, brauche man viele Neupflanzungen und vor allem jede Menge Zeit, bis die Jungbäume herangewachsen sind.

Lauter Applaus belohnte Körber am Ende, mehrere kleinere Präsente versüßten ihm den Vortrag. Landrat Jens Marco Scherf dankte nicht nur Körber, sondern auch allen Akteuren des Runden Tischs für die Organisation des Abends. „Vielen Dank für die Informationen“, richtete Scherf Worte an Klaus Körber und wandte sich an die Gäste: „Jetzt kommt es darauf an, was wir daraus machen und wie wir es umsetzen.“

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