Sicherheitsbericht
Landkreis Miltenberg unter den zehn sichersten in Bayern
Ein leichter Anstieg der Verkehrsunfälle mit weniger Verletzten, weniger Straftaten, eine überdurchschnittliche Aufklärungsquote und eine unterdurchschnittliche Pro-Kopf-Kriminalitätsbelastung – das sind die wichtigsten Eckpunkte des Sicherheitsberichts 2021 der Polizeiinspektionen Miltenberg und Obernburg. Die Dienststellenleiter Andreas Lux (Miltenberg) und Robert Bauer (Obernburg) stellten das Zahlenwerk am Mittwoch im Landratsamt Landrat Jens Marco Scherf sowie der Abteilung „Öffentliche Sicherheit und Ordnung“ vor.
Laut Andreas Lux kam es im Kreis zu 2.763 Verkehrsunfällen (+ 2,9 Prozent gegenüber 2020), 9,5 Prozent weniger Unfällen mit Personenschaden und weniger Verkehrsunfällen unter dem Einfluss von Alkohol (41 statt 47), allerdings waren sechs Verkehrstote zu beklagen. Hauptunfallursache war wie seit Jahren überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit. Zwar ging die Gesamtzahl der Unfälle aufgrund zu hoher Geschwindigkeit von 120 auf 87 zurück, dennoch mahnte Lux, vorausschauend zu fahren und Umstände wie das Wetter bei der Fahrweise zu berücksichtigen.
Dass bei den Verkehrsunfällen insgesamt weniger Menschen verletzt wurden (- 15 Prozent bei Schwerverletzten, - 8 Prozent bei Leichtverletzten) führt Andreas Lux auf die Verkehrssicherheitsarbeit aller Beteiligten zurück. Diese Arbeit werde man auch fortführen, kündigte er an. Leicht gesunken ist 2021 auch die Zahl der Motorradunfälle (56 statt 59), wobei allerdings 57 Biker verletzt wurden. 13 Fahrradunfälle weniger als im Vorjahr gab es (123 statt 136), wobei in 23 Fällen Pedelecs beteiligt waren. 112 Verletzte waren zu beklagen, neun weniger als im Jahr zuvor.
Sechs Unfälle wurden als Schulwegunfälle eingestuft, wobei von den acht verletzten Personen sechs Kinder waren. In diesem Zusammenhang nahmen Polizei und Landrat auch jene Eltern in die Pflicht, die Kinder direkt vor der Schule absetzen und zu gefährlichen Situationen beitragen. „Es ist auch für die Entwicklung der Kinder falsch, wenn sie nicht gemeinsam mit Gleichaltrigen zur Schule laufen“, so der Landrat. Kreisverkehrswacht und Polizei würden gerne die Kinder schulen, damit sie im Verkehr sicher werden, allerdings bräuchte es dafür einen Verkehrsübungsplatz. Fast alle vorhandenen Plätze seien aufgrund der Größe und der Ausstattung ungeeignet, befand Karsten Heinz (Polizei Miltenberg). Ein mögliches Gelände in Miltenberg stehe leider nicht mehr zur Verfügung, deshalb suche man eine geeignete Fläche – wegen der zentralen Lage am besten in Miltenberg, Bürgstadt, Großheubach oder Kleinheubach.
In ihrem Verkehrssicherheitsprogramm will die Polizei weiterhin alles dafür tun, um die Anzahl der Verkehrsunfälle soweit wie möglich zu senken, die Verkehrssicherheit auf Landstraßen weiter zu steigern und besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer wie Kinder, Radfahrende und Senioren besser zu schützen. Als wichtige Säule sieht Andreas Lux dabei verstärkte Verkehrsüberwachung mit Radar. Dass das notwendig ist verdeutlichte er mit Zahlen. So wurde in der Dammsfeldstraße in Elsenfeld bei Tempo 30 ein Autofahrer mit Tempo 105 erwischt, bei Großheubach wurde ein Fahrer bei erlaubtem Tempo 100 mit Tempo 172 geblitzt. Auf der B469 habe man durch den streckenbezogenen Ansatz bei den Geschwindigkeitsüberwachungen die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten reduzieren können, aber auch an bekannten Motorradstrecken werde kontrolliert. Neben vielen weiteren Aktionen kam 2021 auch die Kampagne #KopfEntscheidung dazu, mit der man die Menschen dazu gewinnen will, beim Radfahren einen Helm zu tragen. Froh zeigte sich Lux, dass man es trotz Corona geschafft habe, 2021 760 Kinder praktisch auf dem Rad auszubilden, 185 Erstklässlern wurde das richtige Verhalten beim Schulbusfahren nähergebracht. Im laufenden Jahr werde man die Präsenz auf Wegen zur Schule und zum Kindergarten verstärken, geplant sei auch ein neues Präventionsangebot für Senioren.
Sehr gute Aufklärungsquote
„Im Landkreis Miltenberg leben wir in einem der zehn sichersten Landkreise Bayerns“, belegte der Leiter der Polizeiinspektion Obernburg, Robert Bauer, mit einer Aufklärungsquote von sehr guten 77,4 Prozent – deutlich über dem Durchschnitt von Unterfranken (72,1 Prozent) und Bayern (66,9 Prozent). 3.411 Straftaten wurden 2021 im Landkreis erfasst – der niedrigste Stand der letzten zehn Jahre. Bauer führte diesen Rückgang vor allem auf die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Maßnahmen wie Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zurück. Weiter an der Spitze der Straftaten lagen die Diebstähle (19,7 Prozent), Roheitsdelikte (17,4 Prozent) sowie Vermögens- und Fälschungsdelikte (16,3 Prozent). Die Häufigkeitszahl – die Zahl registrierter Straftaten pro 100.000 Einwohner – lag im Landkreis im Jahr 2021 bei 2.649, in Unterfranken bei 3.349 und in Bayern bei 4.138. Das sei ein Beleg für das sehr hohe Sicherheitsniveau im Landkreis Miltenberg, so Bauer. Insgesamt wurden 1.952 Tatverdächtige ermittelt, wovon 1.501 Männer waren. Viele Straftaten würden unter Alkoholeinfluss begangen, belegte er mit Zahlen, wonach die Verdächtigen in 297 Fällen alkoholisiert waren (11,2 Prozent). Die Zahl der Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte fiel dagegen deutlich von 88 auf 57 (2020).
Herausforderung Corona
Bauer ging auch auf die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie. 880 Ordnungswidrigkeitsanzeigen kamen 2021 zusammen sowie 124 Fälle von gefälschten Impfpässen. Corona-Versammlungen sowie die sogenannten Spaziergänge hätten die Polizei ebenso gefordert, sagte Bauer. Im Raum Miltenberg seien die Versammlungen regelmäßig friedlich abgelaufen, nur ein Fall von Widerstand sei verzeichnet worden. Im Raum Obernburg habe es ebenfalls Versammlungen gegeben, darunter einige nicht angemeldete. Es sei sehr gut gelungen, die Veranstaltungen ohne Maskenpflicht zu meistern, ergänzte Karsten Heinz und freute sich über den „guten Weg“, den man in Kooperation mit dem Landratsamt gegangen sei. Landrat Jens Marco Scherf sprach von einer „anstrengenden Zeit“, in der man die Möglichkeit von politischen Demonstrationen ermöglicht habe. Sein Dank galt allen Beteiligten für ihre Besonnenheit.
Laut Robert Bauer werde die Polizei weiter große Anstrengungen in Sachen Prävention unternehmen – in den Bereichen illegaler Drogen, der Jugendkriminalität, der neuen Medien, der Verkehrssicherheit, der legalen Drogen (Alkohol) sowie der Umwelt. 2021 habe man in 99 Präventionsveranstaltungen 2.082 Personen erreichen können – zum Teil auch in Online-Veranstaltungen. Ein Fokus werde 2022 auf der intensivierten Präsenz im öffentlichen Raum, insbesondere auch im öffentlichen Personennahverkehr, liegen, kündigte Bauer an.
Lob für die Sicherheitswacht
Er lobte die Sicherheitswacht, wo im vergangenen Jahr 22 Freiwillige mit 3.200 geleisteten Stunden in Miltenberg, Erlenbach, Obernburg, Elsenfeld, Niedernberg und Kleinwallstadt unterwegs waren und zum Sicherheitsgefühl der Bevölkerung beigetragen hätten. Sie dienten als Ansprechpartner für die Bürger*innen unterstützten die Polizei im Bereich der Prävention. Die Polizei sucht für diese Tätigkeit weiter Freiwillige.
Am Ende der Vorstellung bestätigten Polizei und Landratsamt eine sehr gute Zusammenarbeit, die nicht besser sein könnte. „Sehr gut, unkompliziert und effizient“, so fasste Robert Bauer die Kooperation unter zustimmendem Nicken des Landrats in Worte.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.