Schulterschluss für die Transformation der Wirtschaft

Gemeinsam wollen diese regionalen Arbeitsmarkt- und Weiterbildungsakteure sowie Vertreter der freien Wirtschaft den Transformationsprozess vorantreiben und sich im Weiterbildungsverbund Bayerischer Untermain engagieren.
  • Gemeinsam wollen diese regionalen Arbeitsmarkt- und Weiterbildungsakteure sowie Vertreter der freien Wirtschaft den Transformationsprozess vorantreiben und sich im Weiterbildungsverbund Bayerischer Untermain engagieren.
  • hochgeladen von Landratsamt Miltenberg

Der Bayerische Untermain als stark auf Produktion ausgerichteter Wirtschaftsstandort ist besonders von der digitalen Transformation betroffen. Dass diese Herausforderung nur gemeinsam gelingt, sind sich Wirtschaft und Wirtschaftsvereinigungen, Hochschule, Gewerkschaften, Arbeitsagentur und Gebietskörperschaften einig. Aus diesen Bemühungen heraus ist ein Kompetenznetzwerk Transformation entstanden, das eine gemeinsam Leitvision für den Bayerischen Untermain entwickelt hat. Mit einem Weiterbildungsverbund will man zudem Wirtschaft und Beschäftigte fit machen für die Herausforderungen der Zukunft.
Im Gebäude des ZENTEC in Großwallstadt hatten sich am Freitag zahlreiche Vertreter*innen der genannten Partner zusammengefunden, um klarzustellen, dass es nur mit der Kooperation am Bayerischen Untermain möglich ist, auf Dauer erfolgreich zu sein. In der Leitvision habe man die Herausforderungen des digitalen Strukturwandels herausgestellt, so der Vorsitzende der ZENTEC-Gesellschafterversammlung, Landrat Jens Marco Scherf. Er sprach von einem „Prozess mit zunehmender Dynamik und Komplexität“, in dem man in der Region den Schulterschluss suchen müsse, um mit geeigneten Maßnahmen den Prozess der Digitalisierung aktiv zu gestalten. Damit stärke man die Wirtschafts- und Innovationskraft, steigere die Lebensqualität, sichere Arbeitsplätze und entwickele diese weiter. Förderung des fachlichen Austauschs und gegenseitiger Lernprozesse sowie die Förderung von Maßnahmen und Aktivitäten, um Menschen zu helfen, diese Veränderungen aktiv anzunehmen und Kompetenzen zu erwerben – alle diese Maßnahmen gelte es umzusetzen. Bestehende Beratungs- und Bildungsangebote sowie Fördermöglichkeiten müssten vernetzt werden, so Scherf weiter, denn nur so lasse sich der Prozess der digitalen Transformation gestalten. „Der Landkreis Miltenberg fördert diese Maßnahmen mit voller Überzeugung“, stellte der Landrat fest. Man dürfe über Ziele aber nicht nur sprechen, sondern müsse diese auch aktiv leben, sagte er und forderte dazu auf, sich zu vernetzen und bei den Aktivitäten abzustimmen. In der Leitvision habe man vier Aktionsfelder definiert, denen man sich widmen müsse: Vernetzung, Digitalisierung, Mensch und Qualifizierung sowie Arbeit.
Alle Gäste nahmen kurz zu diesen Feldern Stellung. Dabei stellte Beatrice Brenner (Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) Bayerischer Untermain) fest, dass viele Unternehmen mit der Digitalisierung massiv überfordert sind. Das Gelingen des Strukturwandels sei laut Karl-Heinz Burkhardt (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) Unterfranken) existenziell wichtig, zudem wandele sich die Arbeitswelt rasant. Längst gehe es beispielsweise einer Stadt wie Aschaffenburg laut Oberbürgermeister Jürgen Herzing nicht mehr darum, mehr Unternehmen anzusiedeln, sondern den Bestand zu erhalten und diese beim klimafreundlichen Agieren zu unterstützen. Die Region könne sich dabei auf die Unterstützung der Technischen Hochschule und des Digitalen Gründerzentrums verlassen, versicherten Prof. Dr. Eva-Maria Beck-Meuth (Präsidentin der Technischen Hochschule, TH) und Dr. Marianne Hock-Döpgen (Geschäftsführerin Digitales Gründerzentrum). Percy Scheidler (Industriegewerkschaft (IG) Metall) mahnte, die Beschäftigten auf dem Weg mitzunehmen und sie mitgestalten zu lassen. Für Ludwig Paul (Handwerkskammer (HWK) Unterfranken) brauchen die Menschen Begleitung auf dem Weg der Transformation, sie müssten den Wandel aber auch annehmen. „Permanente Weiterqualifizierung“ sei auf dem Weg notwendig, stellte Dr. Maria Bausback (Industrie- und Handelskammer (IHK) Aschaffenburg) fest, für Dr. Alexander Legler (Landrat Aschaffenburg) geht es darum, dass man die digitalen Prozesse gestalten und beherrschen muss. Menschen müsse man auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten, sagte Mathilde Schulze-Middig (Arbeitsagentur Aschaffenburg) und Björn Wortmann (Deutscher Gewerkschaftsbund, DGB) ist der Erhalt von guten und tariflich bezahlten Arbeitsplätzen wichtig, denn nur die Menschen könnten Innovationen auf den Weg bringen.
Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Transformation wird der Weiterbildungsverbund (Automotive) Bayerischer Untermain sein, für den die ZENTEC als Koordinator tätig sein wird. Das Projekt hat bis Ende 2024 ein Volumen von 912.000 Euro, wovon das Bundesministerium für Arbeit und Soziales 456.000 Euro beiträgt. Regionale Arbeitsmarkt- und Weiterbildungsakteure sowie Vertreter der freien Wirtschaft haben sich dazu entschlossen, dieses Projekt aktiv zu begleiten. Dabei sind: die Agenturen für Arbeit Aschaffenburg und Darmstadt, Bayern Innovativ, BVMW Bayerischer Untermain, Continental AG, DGB Unterfranken, Digitales Gründerzentrum Alte Schlosserei, HWK Unterfranken, IGBCE Mainfranken, IG Metall Aschaffenburg, IHK Aschaffenburg, Linde Material Handling, Mainsite, SQG Strukturwandel und Qualifizierung gGmbH, TH Aschaffenburg und vbw Unterfranken. Zunächst sollen die Weiterbildungsbedarfe der Unternehmen im Bereich Automotive identifiziert werden, auch soll ein regionales Weiterbildungsportal mit Darstellung konkreter Weiterbildungsmaßnahmen entstehen. Dazu soll eine interaktive Lernmanagementplattform bereitgestellt werden, ebenso Beratungsleistungen zum Erstellen eigener Weiterbildungskurse. Geplant sind unter anderem auch innovative Veranstaltungsformate, individuelle Beratungsangebote und die Vernetzung mit den wichtigsten Arbeitsmarktakteuren und regionalen Unternehmen.
Neben der ZENTEC als Konsortialführer wirken auch die TH Aschaffenburg mit ihrer langjährigen Expertise im Bereich Wissenstransfer mit, das Continental Institut für Technologie und Transformation mit dem Einbringen von Erfahrungen in der Transformation sowie die SQG Strukturwandel und Qualifizierung gGmbH, die seit vielen Jahren im Bereich der Aus- und Weiterbildung tätig ist. Die besondere Stärke der SQG liegt darin, dass sie niedrigschwellig die Bereitschaft zur Weiterbildung und Weiterqualifizierung in Unternehmen angehen kann.

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