Lateinkurs des HSG in farbenfroher Welt
Bunte Antike
Weiße Tempel, weiße Statuen, weiße Togen - das Bild der weißen Antike hält sich konstant in unserer Vorstellung. Doch wie farbenreich diese Zeit eigentlich war, zeigt die Ausstellung “Bunte Götter” im Liebighaus in Frankfurt.
Da stellt sich zunächst die Frage, wie es überhaupt zu der irrtümlichen Verbreitung der Vorstellung der “weißen Antike” kam? Auf die Suche nach einer Antwort begab sich der Oberstufenkurs Latein des Hermann-Staudinger-Gym. ins Liebighaus. Auf dem Programm stand als erstes die Führung “Grundkurs Archäologie” durch die Ausstellung “Bunte Götter”. Hier wurden die Schüler mit Klemmbrettern und Zeichenmaterialien ausgestattet und durften so selbst in die Rolle eines Archäologen schlüpfen. Das bedeutete, nicht nur durch die Ausstellung laufen und die Statuen bewundern, sondern vor allem beobachten, zeichnen, austauschen und kombinieren.
Nachdem die Schüler nun ihre Vorstellung von weißen Tempeln und Statuen mit Farben ausschmücken können, stellt sich sogleich die nächste Frage: Wie wurde die Farbenpracht hergestellt? Hier orientierten sich die alten Römer an der Hochkultur Ägypten. So reisten beispielsweise römische Bildhauer nach Ägypten, um die Farbenherstellung zu erlernen. Die Farben selbst konnten aus Mineralien, wie Malachit, aus Erden oder wie beispielsweise die Farbe Purpur aus organischen Stoffen hergestellt werden. Nach der Zerkleinerung der farbgebenden Substanz wird diese mit Wasser und Bindemittel verrührt.
Diese Stoffe lassen sich noch in heutiger Zeit mittels naturwissenschaftlicher Methoden, wie der UV/VIS- Lichtspektroskopie nachweisen. Denn einige Farbtöne absorbieren das Licht, andere werfen es zurück, so dass ein entsprechender “Fingerabdruck” der Farbe entsteht. Bei der letzten Station, einem Tempelgiebel, kamen nochmals die Zeichenunterlagen der Schüler zum Einsatz: Es hieß, erst genau zu beobachten und anschließend Auffälligkeiten zu skizzieren. Dabei wurde die weibliche Figur in der Mitte als Göttin Athena identifiziert, denn mit Helm, Schild und Lanze trägt sie deren typische Attribute. Zunächst gaben allerdings die Schlangenköpfe am Saum der Göttin einige Verwirrung auf, bis erklärt wurde, dass normalerweise das Haupt der Medusa auf ihrem Schild abgebildet wurde. Ein weit größeres Rätsel brachte jedoch der linke Bogenschütze mit sich: Denn im Gegensatz zum rechten ist dieser mit Hosen und rautenförmigen Mustern zu sehen, so dass die Figur als Perser charakterisiert werden konnte. Doch die Griechen und Perser lagen in dieser Zeit im Krieg, so wurde der Tempel 470 v. Chr. durch die Perser zerstört und erst später wieder auf der Insel Ägina aufgebaut. Umso verwunderlicher scheint es, dass der griechische und persische Bogenschütze nicht auf den jeweils anderen, sondern in entgegengesetzte Richtungen zielen. Weshalb? Aus einer anderen schriftlichen Quelle geht hervor, dass der Perser aus Liebe zu einer Griechin für deren Seite kämpfte. Ein farbenfroher Ausflug in die Antike für den Lateinkurs des HSG.
Autor:Dirk Simon aus Erlenbach a.Main |
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