Erlenbacher Stadtzentrum ProZent - neu (nach)gedacht
Bündnis 90/DIE GRÜNEN - Das Filetstück der Stadt nicht verjubeln
Bereits vor acht Jahren fasste der Erlenbacher Stadtrat den Beschluss, das Gebiet rund um die Eisdiele neu zu gestalten, d.h. die ursprüngliche Bebauung aus den 1950-er Jahren abzureißen und durch einen Investor neu bebauen zu lassen. Entstehen soll dabei neben einem großen Gebäude mit Einzelhandel im Erdgeschoss und Wohnungen in den anderen Geschossen auch ein Stadtplatz. Da dieses Projekt, das den Namen „ProZent“ trägt, auf der Prioritätenliste des Bürgermeisters ganz oben steht und bereits im November angepackt werden soll, beschäftigten sich die Erlenbacher Grünen intensiv damit. Unter der fachlichen Leitung des Architekten Ulrich Weis fand am Samstag, 26.09.2020 ein Ortstermin statt an dem der Ortsverband und die Stadtratsfraktion beteiligt waren.
Diskutiert wurden dabei sowohl die Architektur, als auch die Nutzung und die ökologische Ausrichtung dieser städtebaulich sehr exponierten Stelle.
Architekt Weis wies daraufhin, dass es die heute so beliebten Gebäude mit Staffelgeschossen früher nicht gab und setzte sich dafür ein, das Gebiet mit einem ähnlichen Charme zu bebauen, wie es sich noch heute zeigt. Zu diskutieren sei auch die Frage, ob man, wie offensichtlich geplant, ein großes, mächtiges Gebäude haben möchte, oder ob man nicht lieber die jetzige Kleinteiligkeit bewahren soll.
Für die Stadtratsfraktion stellt sich hier die Frage, was im Jahr 2020 unter qualitätsbewusster Architektur mit richtungsweisenden Akzenten zu verstehen ist, wie dies im Beschluss von 2012 gefordert wurde.
Auch die Nutzung des Gebäudes wurde diskutiert. So wünschenswert es sei, wenn sich in Erlenbach mehr Ladengeschäfte ansiedeln würden, so pessimistisch sahen die Teilnehmenden dies für die Zukunft angesichts eines boomenden, durch die Coronakrise noch verstärkten Internethandels. Im Prinzip müsste man neu darüber nachdenken, was Erlenbach eigentlich brauche und wohin die Entwicklung gehen soll. So sei eventuell auch ein Mehrgenerationenhaus an dieser Stelle denkbar.
Angesichts des Klimawandels spielt nach Ansicht der Grünen auch die ökologische Ausrichtung des Gebäudes und des Platzes eine Rolle. Für die zunehmende Anzahl von E-Bikes müssen in den Wohngebäuden Abstellplätze geschaffen werden und für die zunehmende Anzahl von E-Autos sind Ladepunkte bei den entsprechenden Parkmöglichkeiten der Bewohner und Bewohnerinnen notwendig. Weitere Fragen sind: Wie sieht es mit einem Gründach oder einer begrünten Dachterrasse für die Bewohner und Bewohnerinnen aus? Wie kann der geplante Stadtplatz zu einer angenehmen, kühlen Aufenthaltsfläche gestaltet werden?
Bevor Gespräche mit potentiellen Investoren oder Investorinnen geführt werden, muss der Stadtrat das Konzept von 2012 auf den Prüfstand stellen bzw. die Vorstellungen konkretisieren und zwar bezüglich der Architektur, der Nutzung und den Umweltstandards, fordern die Grünen. Außerdem soll geprüft werden, ob nicht doch die Stadtbau GmbH das Gebiet bebauen kann. Ehe man ein derart zentral gelegenes großes Grundstück voreilig aus der Hand gibt, müsse man dieses Projekt nochmals gründlich überarbeiten. Das koste zwar wieder Zeit, aber das „Filetstück“ der Stadt dürfe nicht verjubelt werden, so die Erlenbacher Grünen.
Einen entsprechenden Antrag mit dem Titel „ProZent –neu (nach)gedacht“ haben die Grünen jetzt eingereicht.
Autor:Petra Münzel aus Erlenbach a.Main |
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