Zeitzeugenvortrag am JEG
Die bewegende Geschichte der jüdischen Familie Grünebaum

Don und Dorian Greenbaum im Gespräch mit Schülerinnen der Q11 des JEG. | Foto: Thum
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  • Don und Dorian Greenbaum im Gespräch mit Schülerinnen der Q11 des JEG.
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Schon zum zweiten Mal durfte sich das Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld über einen ganz besonderen Besuch freuen: Don und Dorian Greenbaum aus Massachusetts/USA hielten am 19.06. einen Vortrag vor Schülerinnen und Schülern der Q11. Dons Vorfahren stammen aus Kleinwallstadt und Hofstetten, mussten aber als Juden vor den Nazis in die USA fliehen. Die Idee zu dieser Veranstaltung hatte Ronja Jung, ehemalige Schülerin des JEG.
In seinem auf Englisch gehaltenen Vortrag ging es Don Greenbaum nicht allein um die Geschichte seine Familie, sondern darum, das Schicksal seiner Angehörigen in den Kontext jüdischen Lebens in Franken einzubetten. Seit dem Mittelalter sind Juden am Untermain historisch nachweisbar; Dons Vorfahren arbeiteten oft als Viehhändler, einem typisch jüdischen Beruf, weil diskriminierende Gesetze den Juden bis ins 19. Jahrhundert kaum eine andere Betätigung gestatteten. 1719 wird zum ersten Mal von der Geburt eines Juden in Kleinwallstadt berichtet. 1756 wird mit Löb Grünebaum erstmals ein Vorfahre urkundlich erwähnt. 1910 zogen die Grünebaums dann nach Kleinwallstadt. Um 1900 leben 81 jüdische Bürger in dem Ort, etwa 5 Prozent der Bevölkerung.

Opfer des Holocaust

Mindestens 40 Juden aus Kleinwallstadt fallen dem Naziregime zum Opfer und sterben in den Vernichtungslagern. Als Don Greenbaum die Ermordung von 25 seiner Angehörigen während des Zweiten Weltkriegs erwähnt, ist er sichtlich betroffen. Auch im Saal wird es mucksmäuschenstill: Die Schüler lauschen gebannt; einigen ist anzumerken, dass sie selbst sehr bewegt sind.
Zurück zur Familiengeschichte: In Kleinwallstadt wurden Dons Großvater Berthold und 1919 sein Vater Fred geboren. Fred war der Erste aus der Familie, der 1937 in die USA auswanderte. Was sich heute so einfach anhört, war damals für deutsche Juden sehr schwer. Doch die Grünebaums hatten einen rettenden Engel in Gestalt von Selma Strauss Hofheinz, einer Verwandten, die bereits in den USA lebte. Bis 1941 gelang es ihr, 35 Grünebaums vor der Ermordung durch die Nazis zu retten, da sie als Bürge für die Einreiseerlaubnis sorgte. In seiner neuen Heimat New York assimilierte sich Fred Greenbaum, wie er sich nun nannte, schnell, sprach nur noch Englisch und heiratete eine Amerikanerin.

Gegen das Vergessen!

Anschließend waren die Schüler mit ihren Fragen an der Reihe. Auf die aktuelle politische Situation angesprochen, sieht man den Greenbaums ihre Besorgnis deutlich an: Sie finden Fremdenfeindlichkeit schrecklich und rufen zu Toleranz und Mitgefühl auf. Die Frage, wann er von seiner Familiengeschichte erfahren habe, findet Don wichtig. Erst spät habe er sich dafür interessiert, wobei ihm Achim Albert vom Heimat- und Geschichtsverein Kleinwallstadt sehr geholfen hat.
Eine besondere und ergreifende Geschichtsstunde, die Don Greenbaum den Schülern der Q 11 ermöglicht hat. Auch nach dem Ende kommen Schülerinnen und stellen Don weitere Fragen; die schwärzeste Epoche der deutschen Geschichte lässt sie nicht los – was kann es Besseres gegen das Vergessen geben!

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