Pilgergruppe der Pfarreiengemeinschaft "Christus, der Weinstock - Erlenbach" im Heiligen Land
Im Land der Verheissung - Palästina erlebt
Als im Jahre 2015 eine Pilgergruppe der Pfarreiengemeinschaft Erlenbach das Heilige Land besucht hatte, wurde der Wunsch geäußert, eine Nachfolgreise zu planen. In knapp zwei Wochen konnte man damals die wichtigsten biblischen Stätten, die vielen historischen Denkmäler und Kirchen nicht ausreichend erkunden. Pfarrer Franz Kraft und Johannes Zang planten eine Nachfolgereise, die die erste „Heiligland-Pilgerfahrt“ ergänzte. Neben dem klassischen Programm besuchte die Erlenbacher Gruppe jetzt die weltberühmte Nabathäerstadt Petra, war auf den Spuren von Lawarence von Arabien im Wadi Rum und fuhr zur Holocaust-Dedenkstätte Yad Yashem in West-Jerusalem.
Täglich feierte Pfarrer Kraft mit seinen Pilgern Gottesdienst und zitierte dazu passende Texte aus der Heiligen Schrift an besonders wichtigen biblischen Stätten. Mitreisende trugen Impulse vor, die zum Meditieren anregten. Immer wieder spürte jeder Einzelne die direkte Nähe zum Heilsgeschehen von Jesus Christus.
Johannes Zang, ein langjährig erfahrener Reiseleiter und ausgesprochener Kenner des Heiligen Landes arrangierte Treffen mit Christen aus Palästina, sowie sozialen und caritativen Einrichtungen in und um Bethlehem. So besuchte die Pilgergruppe das christliche Waisenhaus
„La Chreche - Die Krippe“ in Bethlehem.
Es ist die einzige derartige Einrichtung in der palästinensischen Westbank. In der biblischen Geburtsstadt Jesu betreiben vier Schwestern des Vinzentiner-Ordens diese Einrichtung. Ihnen stehen rund 50 freiwillige Pflegerinnen zur Seite. Die Kinder die dort aufgenommen und gepflegt werden, sind die Ärmsten der Armen. Viele sind Opfer von psychischer und/oder physischer Gewalt. Einige sind körperlich oder geistig behindert – oft die Folge von verzweifelten Abtreibungsversuchen. Die Angst der unverheirateten Frauen, wegen der Schande eines unehelichen Kindes von ihren Familien getötet zu werden, treibt diese dazu. Neu geborene Kinder wurden schon in Mülltonnen, oder vor der Tür der Kapelle des Waisenhauses gefunden. Bade- und Handtücher, auch Kleinkinderkleidung übergaben die Pilger als Zeichen der Solidarität an die Schwestern.
„Zelt der Nationen“ – „Dahers Weinberg“
Die palästinische christliche Familie Nassar besitzt etwa 6 Kilometer südwestliche von Bethlehem einen Weinberg. Daoud Nassars Familie ist Eigentümer eines 42 Hektar großen Grundstücks, 950 Meter hoch gelegen. Sein Großvater Daher Nasser hat das Land 1916 von einem palästinischen Bauern gekauft. Zum Glück hat Großvater Daher die Kaufurkunde ausbewahrt und den Kauf im Grundbuch eintragen lassen. 1990 erklärte der israelische Staat dieses Land zum Staatsland. Seit dieser Zeit kämpft die Familie Nassar mit juristischem Beistand um ihre Existenz. Nassars Weinberg liegt im C-Gebiet des West-Jordanlandes, wo die Autonomie der Palästinenser endet und Israel das Sagen hat. Das Grundstück der Familie Nassar ist rings umgeben von jüdischen Siedlungen. Die Zufahrt zum Weinberg wurde abgeschnitten, ebenfalls wurden die Wasser- und Stromversorgung gekappt. Obstbäume wurden mehrfach zerstört, Wassertanks beschädigt, ja sogar mit Gewehren wurde die Familie bedroht. Daoud Nassar hat mit seiner Frau, seinem Bruder, seiner Schwester und Freiwilligen aus aller Welt das Projekt „Zelt der Völker“ gegründet. Es finden dort internationale Jugendsommerlager statt, freiwillige Helfer sind eingeladen und kommen. Mit seinem Bekenntnis „Wir weigern uns, Feinde zu sein“ leistet Daoud Nassar ein wegweisendes Friedensobjekt, das inzwischen auch weltweit unterstützt wird.
Viele nachhaltige Eindrücke nahmen die Pilger vom Untermain nach 12 Tagen im Heiligen Land mit nach Hause. Lange, vielleicht sogar für immer wird jeder Pilger diese für sich bewahren und künftig manchen Texte in der Bibel in einer neuen Sichtweise verstehen.
Bernhard Setzer
Autor:Bernhard Setzer aus Breitendiel |
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