Jeder fünfte Ausbildungsvertrag in Bayern wird gelöst – Aschaffenburg etwas besser
In Bayern wird mehr als jeder fünfte Ausbildungsvertrag vorzeitig gelöst (22,5 Prozent). Am Bayerischen Untermain sieht es etwas besser aus mit einer Lösungsquote von 21 Prozent. Insgesamt liegt der Freistaat unter dem bundesweiten Durchschnitt (24,6 Prozent). Das sind die Ergebnisse der Studie "Vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge in der dualen Ausbildung in Bayern im Jahr 2014" der Regionalforschung Bayern des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Die Arbeitsmarktexpertin Dr. Anja Rossen sagt: „Das Lösungsgeschehen ist ein Bild mit vielen Facetten: Auf Seiten des Auszubildenden spielt der Schulabschluss eine wichtige Rolle, Hauptschüler haben ein mehrfach höheres Risiko einer vorzeitigen Vertragslösung als Realschüler oder Studienberechtigte.“ Auch auf der Ebene der Ausbildungsbereiche variiert die Lösungsquote stark, im Handwerk (29,8 Prozent am Bayerischen Untermain) ist die Wahrscheinlichkeit viermal höher als im Öffentlichen Dienst (6,7 Prozent).
Auch auf Ebene der Berufe zeigt sich eine weite Spanne; während bei Köchen fast jeder zweite Vertrag betroffen ist, spielt eine vorzeitige Vertragslösung bei den Industriekaufleuten keine Rolle. Da die meisten Vertragslösungen zu Beginn der Ausbildung erfolgen - rund 26 Prozent ereignen sich in der Probezeit, auf das erste Ausbildungsjahr entfallen insgesamt etwa 42 Prozent – eröffnen sich hier auch Räume zum frühzeitigen gegensteuern.
Nicht jede Vertragslösung ist mit einem Scheitern in der beruflichen Bildung gleich-zusetzen. Untersuchungen zeigen, dass die Mehrzahl der sogenannten „Abbrecher“ nach relativ kurzer Zeit eine neue Ausbildung aufnimmt. Die Menge der Vertragslösungen ist (auch) Ausdruck der Mobilität im dualen System, neben Berufs- und Betriebswechsel stehen dahinter auch Übergange in andere Bildungswege (etwa in ein Studium). In der Literatur gibt es Hinweise, dass eine vorzeitige Vertragslösung – in bestimmten Fällen – sogar positive Wirkungen entfalten kann, längerfristig etwa dann, wenn dadurch ein Wechsel in den Wunschberuf erreicht wird.
Trotz dieser Differenzierungen dürfen die Schattenseiten nicht übersehen werden. Praktiker und Experten schätzen, dass sechs bis zehn Prozent der vorzeitigen Vertragslösungen zu „echten“ Abbrüchen werden, wenn auch auf lange Sicht kein Berufsabschluss erworben wird.
Autor:Agentur für Arbeit Pressestelle aus Aschaffenburg |
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