Wirtschaft und Soziales
IAA Frankfurt versus IAA Mobility
Transformation in der Industrie: Messekonzepte und Events im Rückspiegel betrachtet
mid-Kommentar: IAA Mobility jetzt Regionalmesse
(TRD/MID) Im September 2021 haben wir bereits die IAA Mobility in München wegen des geschrumpften Angebotes für das Publikum kritisiert. In der Hoffnung, dass 2023 alles besser wird, hat sich die Redaktion erneut auf den Weg nach München gemacht. Was hat sich verändert? Ein Kommentar von mid-Chefin Jutta Bernhard.
Ein Pressetag anstatt zwei, die Fachbesuchertage fallen komplett aus. Die Anfahrt gestaltet sich als überraschend einfach zu den Messehallen. Kaum Publikum morgens um 8 Uhr, das Parkhaus ist nur zu einem Drittel gefüllt. Es gibt sechs Hallen mit Anbietern. Ein einziger Reifenhersteller – Continental – ist mit einem ordentlichen Auftritt vor Ort. In 2021 gab es noch eine ganze Halle der motorworld mit Oldtimern und Sportwagen zu bestaunen. Dieser Auftritt hat sich dieses Jahr auf dem Messegelände auf ganze zwei! Fahrzeuge reduziert.
Um 14 Uhr haben wir alle Hallen besucht, diverse Fachgespräche geführt, einige Pressekonferenzen besucht und das war es dann auch schon. Also geht es positiv gestimmt weiter in die Innenstadt. Hier ist bestimmt viel los. Fehlanzeige! Acht Kilometer einfache Fahrtstrecke, Shuttlebusse sind während des Pressetags noch nicht im Einsatz. Der Wagen steht in der Parkgarage, also ab ins Taxi. 40 Euro kostet die einfache Fahrt. Beim so genannten IAA Open Space quer durch die City präsentiert sich uns eine Riesen-Baustelle. Da braucht es keine Klimakleber, ein Durchkommen mit dem Auto ist sowieso nicht möglich. Wir sind zwangsweise auf „Schusters Rappen“ – zu Fuß – unterwegs. Ob Mercedes, BMW oder Ford – kein Stand in der Innenstadt ist am Pressetag fertig aufgebaut und es gibt keine Ansprechpartner.
Von einer Location zur nächsten sind es mehrere Kilometer Fußmarsch, am Abend bin ich kreuzlahm. Das ist jetzt genug gejammert, doch ich frage mich wie der normale IAA-Besucher mit Frau und zwei Kindern so einen Marathon übersteht? Dazu kommen die Kosten für den Eintritt zur IAA Mobility 2023:
Die deutlich verkürzte IAA Mobility sollte von Dienstag bis Freitag auf dem Messegelände als IAA Summit oder „wichtigste internationale B2B-Plattform für Mobilität“ ein „Branchentreff für Visionäre, Stakeholder und Entscheider“ sein – die früheren Fachbesuchertage waren gestrichen und traditionelle Fachbesucher aus dem Kfz-Handwerk oder -Handel waren durch die Eintrittspreise ebenso abgewehrt wie stärker interessierte Kunden.
Wer sich nicht bis zum 16. Juli ein „Early-Bird“-Tagesticket ab 149 Euro gesichert hatte, der bezahlte danach für ein Online-Ticket 175 Euro und das Youngster-Ticket für Schüler, Studenten, Auszubildende und Freiwilligen-Dienstleistende 59 Euro. Erst vor Ort gelöst, kosteten diese Offline-Tickets 220 bzw. 75 Euro. Darin war aber die ÖPNV-Nutzung im Stadtgebiet München ebenso nicht eingeschlossen wie in einem Mobile Ticket – nur ein print@home-Ticket auf Papier galt im ÖPNV.
Tickets für Gruppen ab fünf Personen gab es auch – ohne Preisermäßigung! Zwei-Tages-Tickets kosteten 345 bzw. 400 Euro und ein Dauerticket für alle vier Tage 495 bzw. 600 Euro pro Person. Mit der GoGreen-Ticketoption konnte für vier Euro mehr pro Ticket ein Beitrag für die entstandenen Treibhausgasemissionen bei An- und Abreise geleistet werden. Nur Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren hatten in Begleitung Erwachsener freien Eintritt und erhielten ihr Ticket vor Ort.
Pünktlich um 18 Uhr waren wir zurück an der Parkgarage bei der Messehalle. Das Parkticket konnte nicht mehr freigeschaltet werden, wir wären zu spät zurück. Also wurden noch einmal 17 Euro Parkgebühr fällig. Okay, doch als Journalisten haben wir den Auftrag der Berichterstattung vor Ort. Der Otto-Normalbürger geht einen Tag zur Messe und ist mit einer Summe von locker 200 Euro dabei.
Das Preis-/Leistungsverhältnis steht in keiner Relation zu dem Angebot vor Ort. Unsere Meinung: Eine Messe, die lieber gar keine normalen Besucher mehr empfängt.
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