Zeitgeschichte und Automobile
Porsches Ur-Boxster feiert seinen Ehrentag

Nostalgie-Testfahrt: Vor dem Porsche-Museum holt mid-Autor Rudolf Bögel den Boxster ab. | Foto:  © Rudolf Bögel / mid /TRD mobil
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  • Nostalgie-Testfahrt: Vor dem Porsche-Museum holt mid-Autor Rudolf Bögel den Boxster ab.
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  • hochgeladen von Heinz Stanelle

(TRD/MID) – Es ist das Jahr von Klon-Schaf Dolly, erstmalig besiegt der Schachcomputer einen Menschen, die Pop-Gruppe Take That trennt sich. 1996 ist aber auch das Jahr von Porsche. Denn der brandneue Boxster rettet den Sportwagenbauer. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat zum 25. Jubiläum den Ur-Boxster gefahren.

Die Geburtsstunde des Kult-Cabrios, das jetzt seinen 25. Geburtstag feiert, ist dunkel. Der Preisverfall des Dollars lässt den für Porsche so wichtigen Überseemarkt Anfang der 1990er Jahre fast zusammenbrechen. Auf der anderen Seite verursachen die technisch eigenständigen Modellreihen 911, 944, 968 und 928 hohe Produktionskosten.

Mit der Idee eines völlig neuen, offenen Sportwagens verfolgt Porsche zwei Strategien. Eine neue Zielgruppe soll her – und das geht nur über den Preis. Ziel sind 70.000 Mark, 76.500 sind es beim Auslieferungsstart. Und damit rund 50.000 Mark weniger als beim 911er. Ein echtes Kaufargument für jüngere Kunden.

Daraus leitet sich das zweite Ziel ab: Um so ein – für einen echten Porsche – günstiges Cabrio zu bauen, müssen die Produktionskosten herunter. Und das geht nur mit gleichen Teilen über die Baureihen hinweg. Vorderwagen und Türen sind mit dem 911er identisch, der erst ein Jahr später auf den Markt kommt.

Zum Verwechseln ähnlich, zumindest von vorne. Das soll auch so sein, denn schließlich soll man dem Neuen sofort ansehen: Das ist ein echter Porsche. In seiner Studie zitiert Designer Grant Larson Sportwagen-Klassiker wie den legendären 550 Spyder oder den 718 RS60 aus den 1950er Jahren. Mittelmotor, kurze Karosserieüberhänge am Heck, lange Motorhaube und der mittig montierte Auspuff – das gefällt dem Publikum in Detroit auf Anhieb. Die Verantwortlichen entscheiden: „Bitte die Studie genauso bauen!“

1996 rollt der neue Boxster vom Band. Herzstück ist der Sechszylinder-Boxermotor, der erstmalig in der Serie mit Wasserkühlung daherkommt. Aus 2,5 Litern holt der Motor in der ersten Generation immerhin 204 PS mit einem Drehmoment von 245 Newtonmeter. Das reicht für einen Spurt von 6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und einer Endgeschwindigkeit von 240 km/h. Damit liegt der Boxster weit vorne. Der Konkurrenz von BMW Z3 und dem ebenfalls gerade vorgestellten Mercedes SLK läuft der Roadster jedenfalls den Rang ab. Von der ersten Generation werden knapp 165.000 Exemplare verkauft.

Der gelbe Boxster, der für die mid-Testfahrt am Porsche-Museum bereitsteht, wurde 1996 gebaut. Es ist leider kein Cabrio-Wetter, es stürmt, schneit und rieselt über Schwaben. Erster Eindruck: Irre, wie schnell die Zeit vergangen ist, das Interieur sieht gar nicht nach Gestern aus. Rotes, feines Leder und Rundinstrumente. Fast so wie heute, nur dass Drehzahlmesser, Tacho, Kühlwasser-Temperatur und Tankinhalt natürlich noch analog sind. Gestartet wird wie bei Porsche üblich links vom Lenkrad. Der Testwagen hat das Fünfgang-Getriebe mit Handschalter. Damals gab es nämlich auch eine Automatik, die man am Lenkrad per Knopfdruck schalten konnte.

Ab geht es auf die Landstraßen rund um Zuffenhausen, rein in die schwäbische Alb. Der Asphalt ist schmierig, da heißt es „Vorsicht!“ mit dem Heckantrieb. Aber der Boxster liegt erstaunlich gut auf der Straße – ist halt ein Sportwagen mit Mittelmotor. Ein stabiles Brett. Der Boxster tänzelt, als ob keine 25 Jahre vergangen wären. Mit Schwung rein in die Kurve, mit Vollgas wieder raus. Und immer schön schalten, der Boxer-Motor braucht Drehzahl. Ab 4000 U/min geht der Motor richtig ab, das anfänglich leicht unterschätzte Moment von 245 Nm kommt gut. Nach Ende der nostalgischen Testfahrt lautet das mid-Fazit: 25 Jahre, das merkt man dem Boxster gar nicht an. Ein Youngtimer, der schon in wenigen Jahren zum Oldtimer reift. Vielleicht ein Oldie, der sich als Investment eignet. Jedenfalls einer, der richtig Spaß macht.

Rudolf Bögel / mid

Technische Daten Porsche Boxster, Modelljahr 1997 – 1999:

Länge / Breite / Höhe: 4,31 / 1,78 / 1,29 Meter
Motor: 2,5-Liter-Benziner

Hubraum: 2.480 ccm

max.Leistung: 150 kW/204 PS bei 6.000 U/min

max.Drehmoment: 245 Nm bei 4.500 U/min

Getriebe: 5-Gang-Handschalter, Heckantrieb

Beschleunigung: 0-100 km/h in 6,9 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h

Normverbrauch: 9,7 l/100 km

CO2-Emissionen: 239 g/km

Preis damals: ab 76.500 Mark

Nostalgie-Testfahrt: Vor dem Porsche-Museum holt mid-Autor Rudolf Bögel den Boxster ab. | Foto:  © Rudolf Bögel / mid /TRD mobil
– Rotes Leder und Rundinstrumente. Auch heute noch setzt man auf die Design-Klassiker bei Porsche. | Foto:  © Porsche / TRD mobil

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