MOBILITÄT
Im vernetzten Fahrzeug als gläserner Autofahrer unterwegs
Mobile Daten vor Gefahren und Missbrauch schützen
(TRD/MID) – Autofahrer, die mit vernetzten Automobilen unterwegs sind, unterschätzen die Brisanz der Daten, die sie preisgeben. Dies sind die ersten Ergebnisse einer Studie der Universität Hohenheim zum Thema. Denn viele Fahrzeuge speichern Daten, die Schlüsse auf Fahrstil und die Risikobereitschaft des Menschen am Lenkrad zulassen. Damit wird er zum gläsernen Fahrer. Das erste Fazit des Studienleiters Dr. Thilo von Pape: „Nutzer können ihre Daten nicht schützen, wenn sie nicht wissen was zu welchem Zweck gespeichert wird. Wir wollen Transparenz schaffen und die Fahrer darin unterstützen zu bestimmen, was sie über sich preisgeben. Wir brauchen technische Lösungen, die Nutzern erlauben, dies zu beeinflussen und sie vor Gefahren des Missbrauchs schützen.“ Ein Navigationssystem, das Stauinformationen in Echtzeit empfängt und Routen entsprechend anpasst, die Lieblings-Playlist aus dem Internet, die App, die das Auto vom Restaurant aus abschließen kann und natürlich WLAN für alle Fahrgäste, all dies, so die Forscher, zwingt die Besitzer vernetzter Autos dazu, im Gegenzug zum Zugewinn an Komfort und Flexibilität viele Daten preiszugeben. Das Projekt der Hohenheimer hat zum Ziel, geprüfte Lösungen zu erstellen, die vernetzten Autofahrern eine einfachere Kontrolle über die weitergeleiteten Daten ermöglicht.
Die ersten Ergebnisse der Nutzerbefragung überraschen die Wissenschaftler: „Für die meisten Befragten hatte Datenschutz keine hohe Priorität“, so Dr. von Pape. Mehr Funktionen und ein besserer Zugriff auf Daten von anderen Geräten wünschten sich die meisten Befragten, besondere Vorsicht im Umgang mit den Daten sei aber nicht zu bemerken: „Die Nutzer meinen, das Auto würde ohnehin ’nur‘ technische Daten sammeln.“
Doch so einfach ist es laut Dr. von Pape nicht. Denn Daten, die eigentlich zu Wartungs- oder Sicherheitszwecken anfallen, ließen auch Rückschlüsse auf das Gefahrenverhalten der Fahrer zu. Müdigkeitswarnungen oder das Auslösungen des Gurtstraffers sind Indikatoren für Risikobereitschaft. Parkpositionen und die in das Navigationssystem eingegebenen Adressen könnten weitere Schlüsse auf sensible Alltagsgewohnheiten und Vorlieben der Fahrer erlauben, häufige Arzt- oder Kneipenbesuche etwa.
Versicherer bieten heute schon vergünstigte Tarife an, wenn Autobesitzer eine sogenannte Black Box einbauen, die Daten über das Fahrerverhalten übermittelt. „Ob eine solche Nutzung von Daten im Interesse der Autofahrer ist oder lieber gesetzlich eingeschränkt werden sollte, diese Diskussion müssen wir als Gesellschaft führen.“
Bislang stellt Dr. von Pape in seiner Nutzerbefragung jedoch ein Gefühl der Machtlosigkeit fest. Beim Thema Datenschutz habe sich ein lähmender Fatalismus breitgemacht. „Viele unserer Befragten haben das Gefühl, ihre Daten in der vernetzten Welt sowieso nicht schützen zu können. Und die Vernetzung gehört für sie zum modernen Leben einfach dazu.“
Beim vernetzten Fahrzeug bestehe jetzt die Chance, den Nutzern diesen Fatalismus zu nehmen: „Dafür müssen jedoch die beteiligten Interessengruppen die Datenschutzinteressen der Verbraucher in den Mittelpunkt stellen und besser durchsetzen.“ Die Anbieter müssten sich nun im Umgang mit Daten als glaubwürdige Adressen bewähren. In punkto Datenschutz könnten sie dann auch anderen Branchen als Vorbild dienen.
Für einen erfolgreichen Schutz der Daten im vernetzten Auto schlägt Dr. von Pape ein zweigleisiges Vorgehen vor: „Nutzer können ihre Daten bei einer derart komplexen Technik nicht alleine schützen. Wir müssen sie darin mehr unterstützen, brauchen aber auch technische Lösungen, die Nutzer ohne ihr Zutun besser vor den größten Gefahren bewahren.“ Solche technischen Lösungen seien heute zum Teil bereits im Einsatz. So würden die Daten von Müdigkeitswarnern bei vielen Anbietern automatisch gelöscht, sobald der Motor anhält oder die Tür geöffnet wird.
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