Klimaschutzpreis 2015 geht an die Energiegenossenschaft und Ehepaar Spall

Der diesjährige Klimaschutzpreis der BN Kreisgruppe Miltenberg wurde am 25.11.2015 im Alten Obstkeller in Mönchberg verliehen:

Der erste Vorsitzende der Kreisgruppe Dr. Hans Jürgen Fahn hielt die Laudatio auf die Energiegenossenschaft Untermain (s. unten) und sein Stellvertreter Hans Schlowak auf das Ehepaar Elisabeth und Reinhold Spall.

Zu Beginn der Veranstaltung hielt der BN Energiereferent Dr. Herbert Barthel einen
Vortrag „Energiewende in Bürgerhand“

Laudatio von Dr. Hans Jürgen Fahn:

Beginnen möchte ich mit einem chinesischen Sprichwort: „Jede Vision und jeder dadurch erhoffte Erfolg beginnt immer mit einem ersten Schritt. Aber auch mit dem Mut diesen ersten Schritt zu gehen, gerade dann, wenn man Neuland betritt und man muss damit rechnen, nicht nur auf Zustimmung zu stoßen.
Wer jedoch den Mut hat, diesen ersten Schritt zu gehen und diesem noch viele weitere mutige Schritte folgen zu lassen, der kann letztendlich Tage wie den heutigen begehen. Tag der Veränderung und der Erneuerung.

Die Energiewende kann nur gelingen, wenn auch lokale Akteure sich hier engagieren und alle Beteiligten, nämlich die Politik, die Wirtschaft bzw. lokale Firmen und auch einzelne Bürger sich einbringen. Der Bund Naturschutz unterstützt alle Gruppen, die auf regenerative Energien, Energieeinsparung oder eine Steigerung der Energieeffizienz setzen. Die Energiewende findet auch im Kopf statt.

Bereits zum 6. Mal verleiht die BN Kreisgruppe Miltenberg einen Klimaschutzpreis. Die bisherigen Preisträger waren die Firma Sunovation aus Elsenfeld (Photovoltaik, 2010), Matthias Ulmer aus Heppdiel (Biogasanlage, 2011), der Bauer Markt in Elsenfeld (energieeffizienter Neubau des Lebensmittel- marktes,2012), die Firma Josera aus Kleinheubach (Energieeffizienz, nachhaltiges Unternehmenskonzept, 2013) und das Brauhaus Faust aus Miltenberg (ökologisches Gesamtkonzept mit regionalem Wirtschaftskreislauf).

Denn wie schon ein chinesisches Sprichwort vor Tausend Jahren gesagt hat, ohne auf die speziellen Gegebenheiten in Mönchberg (wir verleihen den Klimaschutzpreis bewusst hier im alten Obstkeller in Mönchberg) zum Thema Windenergie zu kennen: "Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." Man könnte auch frei nach E. Hofer sagen: In Zeiten des Wandels werden die Mutigen bestehen, während erfahrene Zweifler bestens gerüstet sind für eine Welt, die es nicht mehr gibt.
Insofern ist es mir eine besondere Freude, der Energiegenossenschaft Untermain den Klimaschutzpreis 2015 des Bundes Naturschutz zu überreichen.
Was zeichnet sie aus ? Umweltorientierte Nachhaltigkeit, genossenschaftliche Einbindung der Bürgerschaft, Förderung einer autarken Energieversorgung und nicht zuletzt auch Umweltschutz über die Einsparung von CO2 Emissionen.

Die Energiegenossenschaft Untermain wurde im Juni 2010 gegründet, hat ihren Sitz hier in Mönchberg und wird von 263 Mitgliedern (Stand: 1.7.205) unterstützt. Das wichtigste Ziel lautet: Aus der Region – für die Region – für viele.
Bisher fließen 2/3 der für Energie ausgegebenen Mitteln aus der Region ab. Dies müssen wir ändern.

Für die Energiegenossenschaft Untermain heißt dies ganz konkret: Jeder kann teilnehmen an den Chancen der Energiewende. Nicht nur der Hausbesitzer oder Landwirt, jeder Bürger, der bereit ist 100 €als Mitgliedsbeitrag zu geben.
Der wesentliche Unterschied zu kapitalabhängigen Mitbestimmungsformen (wie z.B. AGs) ist. dass jedes Mitglied nur genau ein Stimmrecht hat, egal wie viel oder wenig es sich an Projekten beteiligt, also angelegt hat. Das hat dann auch etwas mit Basisdemokratie zu tun.

Hier einige Beispiele von realisierten Projekten:
• Photovoltaikanlagen Realschule Miltenberg, Weingut Klingenberg, Dorfwiesenhaus und Bauhof Schneeberg, Wasserwerk Großheubach,
• Beteiligung am Windpark Großer Wald Hettingen
• Einführung eines EGU-Ökostrom Tarifes in Kooperation mit den Stadtwerken Klingenberg und der emb-Energie Miltenberg-Bürgstadt
• Dorfheizung/Hackschnitzel-Nahwärmenetz Schmachtenberg. In Zahlen ausgedrückt, werden über diese neue Nahwärmeversorgung jährlich ca. 100.000 Liter Heizöl eingespart und somit 160 Tonnen Co2 vermieden. Das ist doch ein Wort. Sie haben hier vor Ort Notwendigkeiten, in Form anstehender Tiefbauarbeiten, mit eben der Vision einer zukunftsorientierten Wärmeversorgung verbunden. Das sind genau die Synergieeffekte, die es gilt in unserem ländlichen Raum zu erkennen, zu planen und umzusetzen. Dazu braucht es aber Investoren mit Weitblick für das Machbare, Unterstützer mit dem festen Willen etwas Neues zu schaffen und letztendlich Menschen, die ggf. auch gegen Widerstände, ein belastbares Zukunftsrückrat zeigen. Und dazu gehört auch die Politik, d.h. der Gemeinderat mit engagierten Bürgermeister wie z.B. Thomas Zöller hier in Mönchberg. Im besten Sinne des Wortes ist das Nahwärmnetz in Schmachtenberg ein einmaliges Leuchtturmobjekt mit Signalwirkung. Hoffentlich für viele Kommunen hier im Landkreis Miltenberg.
• Aber es sind nicht nur die Projekte die man hervorheben muss, sondern es sind auch die Personen im Vorstand der Energiegenossenschaft, die sich in den letzten Jahren unermüdlich engagiert haben. An der Spitze Martina Römmelt - Fella und Karl Heinz Paulus zusammen mit dem Aufsichtsrat Roland Weber, Michael Hinz und Michael Paulus. Gerade K.H.Paulus war bestimmt schon über 100 Mal Gast in Gemeinde- oder Stadtratssitzungen, um die Kommunalpolitiker zu überzeugen. Das war nicht immer einfach. Oft war auch Frust dabei, auh über die große Politik, z.B. in München, die die 10H-Regelung einführte und damit die Windenergie fast an die „Wand fuhr“! Herzlichen Dank an diese engagierten Kämpfer für die Energiewende. Ich möchte noch einen Wunsch für die Zukunft formulieren: Ich wünsche mir, dass die Energiegenossenschaft Untermain auch im Raum Aschaffenburg noch stärker Fuß fasst.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Wir müssen unsere Energie der Zukunft nämlich nicht nur so umweltschonend wie irgend möglich produzieren. Nein, wir müssen auch weiter intensiv daran arbeiten noch mehr Energie einzusparen und die dies Energie im Rahmen neuer Speichertechnologien dann auch noch intelligent verteilen.

„Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht“. Ein Baustein ist hier die Energiegenossenschaft Untermain.

Daher hat die Energiegenossenschaft Untermain den Klimaschutzpreis 2015 des Bundes Naturschutz verdient gewonnen und ich gratulieren euch im Namen aller 2300 Mitglieder der Kreisgruppe recht herzlich.

Es gibt noch viel zu tun: Packen wir`s an!!!

Autor:

Bund Naturschutz Kreisgruppe Miltenberg aus Obernburg am Main

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