Informationen auf Hegeschau: Abschusszahlen sind auf gutem Niveau
Erstmals fand die öffentliche Hegeschau für den Altlandkreis Obernburg auf der Eisenbacher Hardt statt. Die Festhalle Mirabella biete hierfür einen schönen Rahmen, befand BJV-Kreisgruppenvorsitzender Klaus-Peter Gerhart – und wurde darin von den Gästen einmütig bestätigt. Der BJV hatte die Veranstaltung in seinen zweitägigen Wald-Wild-Jagd-Tag eingebettet, so dass neben der Jägerschaftauch viele weitere Gäste auf die Hardt kamen.
Unter die Ehrengäste mischten sich am Samstag, 11. Mai, neben Vertretern aus Landes- undKommunalpolitik unter anderem BJV-Präsident Ernst Weidenbusch mit Gattin, die Jagdberater Horst Feyrer und Michael Huber, Jagdbeiratsmitglied Stefan Beyer, Landrat Jens Marco Scherf und die Leiterin des Sachgebiets Naturschutz, Jagd- und Fischereiwesen am Landratsamt, Sabine Dobler-Stegmann.
Für Landrat Jens Marco Scherf bietet die Hegeschau eine gute und wichtige Gelegenheit, damit sich alle an der Jagd Beteiligten über die Situation der Jagd informieren und austauschen können, aber auch Gäste aus Behörden, Politik und Bürgerschaft seien gerne gesehen. Für Scherf ist ein gesunder, widerstandsfähiger Wald in Zeiten des gravierenden Klimawandels „ein wertvolles Gut für unsere und jeden Einzelnen in der Gesellschaft“, zu der nicht nur eine zukunftsgerichtete Jagd ihren Beitrag leisten müsse, alle müssten dazu beitragen. Mit den Anstrengungen der Jägerschaft des Landkreises
könne man zufrieden sein, sagte der Landrat mit Blick auf die aktuellen Streckenlisten und dankte allen an der Jagd Beteiligten. Auch die Digitalisierung habe mittlerweile Einzug gehalten, verwies Scherf auf ein Online-Verfahren zur Erfassung der Strecken. Er bat die Jagd Ausübenden, auch im letzten Drittel der dreijährigen Rehwildabschussplanung an der Erfüllung der bestehenden Abschussziele zu arbeiten.
Dass die Jagd im vergangenen Jahr erfolgreich war, belegte Jagdberater Horst Feyrer mit aktuellen Zahlen. So wurden 1.121 Rehe erlegt, mit verendet aufgefundenen und verunfallten Rehen komme man auf 1.502. Das entspreche einem Erfüllungsgrad von 68 Prozent nach zwei Dritteln der Jagdperiode – also liege man genau im Schnitt. In der Hegegemeinschaft 6 liege die Quote bei 64 Prozent, in der Hegegemeinschaft 7 bei 68 Prozent und in der Hegegemeinschaft 8 gar bei 73 Prozent. Feyrer dankte den Jägerinnen und Jägern für das enorme Engagement, das hinter den Zahlen steckt. 1.202 Stück
Schwarzwild flossen in die Streckenstatistik ein – deutlich mehr als im Vorjahr, als 915 Stück gezählt wurden. Im Rotwildgebiet Spessart wurden 82 Stück erlegt (das Soll liegt bei 156), im Rotwildgebiet Odenwald waren es 86 Stück (Soll: 101). Dass außerhalb der Rotwildgebiete 29 Stück erlegt wurden gegenüber 19 im Vorjahr, führte Feyrer auf den gestiegenen Jagddruck in den Rotwildgebieten zurück. Beim Muffelwild fielen im letzten Jahr zwei Schafe und zwei Lämmer an, beim Niederwild zeigte sich ein gemischtes Bild. Erfreulich sei die Zahl von 643 erlegten Füchsen (Vorjahr: 451), 138 Waschbären wurden erlegt (105), 297 Rabenkrähen (191) und 115 Kormorane (45). Dass auch mehr Gänse geschossen wurden (Kanadagänse, Graugänse, Nilgänse) sei ein Zeichen, dass Gänse immer mehr als störend wahrgenommen würden. Im abgelaufenen Jagdjahr seien zudem 259 Stück Reh- und Rotwild bei Wildunfällen umgekommen, 21 Stück Schwarzwild, 23 Füchse, 17 Hasen, zehn Dachse und zwölf sonstige Wildtiere.
Wie es aktuell im Wald aussieht, erklärte Sebastian Spatz, Abteilungsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er verwies unter anderem auf den Klimawandel, der zwar 2023 für mehr Niederschlag gesorgt habe, angesichts der hohen Temperaturen sei aber viel verdunstet. Der Borkenkäfer mache in Reinbeständen immer noch Sorgen, sagte er und verwies darauf, dass vor allem Mischwälder dem Klimawandel standhalten können. Die Ergebnisse des forstlichen Verbissgutachtens würden den
Hegegemeinschaften bis Anfang Juli gemeldet, so dass diese dazu Stellung nehmen können. Die auf die Hegegemeinschaft bezogenen Gutachten würden bis November erstellt, gefolgt von den revierweisen Aussagen. Spatz machte zudem Werbung für die Anlage von Feuchtbiotopen im Wald, die nicht nur den Waldtieren Wasser bieten, sondern auch bei Starkregen Wasser zurückhalten und Tieren neuen Lebensraum ermöglichen.
Das neue Schalenwildmanagementkonzept der Staatsforsten Rothenbuch erläuterte deren Leiter Florian Vogel. Die Verbiss- und Schälschäden sei trotz hoher Bejagung deutlich zu hoch, sagte er und monierte „nicht tolerierbare Waldschäden“. So sei etwa beobachtet worden, dass das Schwarzwild junge Buchenbestände auf dem lockeren Sandboden einfach herausreiße, um die Wurzeln zu fressen. Die Rehwildpopulation habe sich zudem schlecht, weil sehr schwächlich und langsam wachsend, entwickelt – untypisch für ein Mittelgebirge, eher einer Hochgebirgspopulation entsprechend. Man habe zwar viel Wild geschossen, aber keinen Erfolg mit der Entwicklung der Population gehabt, blickte Vogel zurück. „Wir können so nicht weitermachen“, sagte er. So habe man zunächst zwei Berufsjäger eingestellt, zum anderen habe man das Thema Jagd völlig neu gedacht. So habe man unterschiedliche Zonen eingerichtet, in denen stark, weniger stark oder gar nicht gejagt wird. Denn Vogel zufolge müsse gewährleistet werden, dass das Wild auch Ruhezonen hat. Statt in einzelnen Pirschbezirken werde nun in definierten Arealen in Pirschgruppen gejagt. Zum Konzept gehöre es weiter, Äsungsflächen zu verbessern und neu anzulegen, damit das Wild nicht an Bäumen knabbern muss, um sich zu ernähren.
Man schaffe zudem sogenannte Prossholzflächen – Flächen also, in denen das Wild ohne Einschränkungen äsen und Deckung finden kann. Um zu sehen, ob das neue Konzept Erfolg hat, habe man sich einen Zeitraum von fünf Jahren gegeben, so Vogel.
BJV-Präsident Ernst Weidenbusch stellte fest, dass der BJV auf Augenhöhe mit seinen Partnern agiere. Das sei auch nötig, denn Waldbauern, Förster und Jäger müssten angesichts des Klimawandels miteinander reden und jeweils andere Meinungen und
Expertisen anerkennen. Das werde aber nicht ohne ein angepasstes jagdliches Konzept gehen, zeigte er sich überzeugt. In den forstlichen Gutachten müsse Niederschlag finden, dass nicht nur das Rehwild für den Waldzustand verantwortlich ist, sondern auch Faktoren wie Licht, Vegetation und Boden eine Rolle spielen. Er forderte die Jägerschaft auf, mit Förster und Waldbesitzern darüber zu diskutieren. Auch gehe er, Weidenbusch, davon aus, dass man intensiv über den Sinn und Unsinn von Reh-Abschussplänen reden müsse, hier sei der neue zuständige Staatsminister Hubert Aiwanger aufgeschlossen. Künftig werde die Bejagung von Raubwild unter Verwendung von Nachtsichttechnik erlaubt, was vor allem dem Schutz des Niederwilds diene, sagte Weidenbusch.
In seinem Grußwort bezeichnete der Landtagsabgeordnete Martin Stock die Jagd als wichtige Säule des Naturschutzes, die zum Erhalt des ökologischen Gleichgewichtsbeiträgt. Dieses Engagement verdiene Respekt, sagte er. So sei es gut, dass Schonzeiten für Rehwild künftig nur noch in begründeten Ausnahmefällen verkürzt werden dürfen. Er lobte auch die Kitzrettung mit Hilfe von Drohnen. Obernburgs Bürgermeister Dietmar Fieger, dessen Stadt über 1.058 Hektar Wald verfügt, dankte Sebastian Spatz für die amtliche Begleitung bei der Forsteinrichtung, die nun für einen Zeitraum von 20 Jahren gilt. Diese Einrichtung diene als Grundlage für die Abschussplanung. Mit dem Gedicht „Dr. Wald“ zeigte er, wie wichtig der Besuch im Wald für die Seele und die Gesundheit des Menschen ist.
Mit mehreren Stücken erfreuten die Jagdhornbläser der Kreisgruppe die Gäste und überzeugten mit perfektem Zusammenspiel unter Leitung von Roland Schuler.
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