Gibt es bald keine Hebammen mehr?
Hebammen sind eigentlich aus dem Geburts- und Klinikalltag nicht mehr wegzudenken. Sie sind nicht nur während des Geburtsvorgangs für die werdende Mutter da, sondern mit Rat und Tat auch während der Schwangerschaft und danach. Noch.
Bereits im Jahr 2015 stiegen die Kosten für die Berufshaftpflicht, die jede Hebamme, egal ob sie freiberuflich oder als Beleghebamme arbeitet, abschließen muss, noch einmal um 20%. Bereits in den Vorjahren waren die Beiträge nochmals deutlich von den Versicherungen angehoben worden, und der Konflikt schwelt weiterhin, weil es ein existenzielles Problem für diese qualifizierten Geburtshelferinnen ist. Bereits damals hatten viele Hebammen, vor allem diejenigen, die hauptsächlich Hausgeburten betreuten, ihren Job aufgegeben. Schlicht und einfach deswegen, weil sie die hohen Versicherungsbeiträge nicht mehr zahlen konnten.
Jetzt plant der GKV-Verband (Spitzenverband der Angestellten Krankenkassen) weitreichende Änderungen im Vergütungssystem der Beleghebammen. Für viele freiberufliche Hebammen werden dadurch die Einnahmen erneut massiv sinken. Anfang März sind erste Verhandlungen zwischen den Hebammen und Vertretern des GKV bereits gescheitert, eine Schiedsstelle wurde eingeschaltet. Unter anderem will die GKV folgendes ändern: Eine Hebamme soll maximal nur noch die Betreuung zweier Frauen abrechnen dürfen. Das liest sich zwar erst mal relativ undramatisch an, doch jeder weiß, dass sich Geburten nun mal nicht auf Tag und Uhrzeit genau planen lassen. Deswegen kann es durchaus sein, dass eine Hebamme mehrere Frauen parallel betreuen muss. Künftig müsste eine Hebamme tatsächlich Frauen in eine andere Klinik schicken oder privat abrechnen. (mehr siehe unter https://www.unsere-hebammen.de/mitmachen/beleghebammen/)
Die Entscheidung darüber wird im Mai fallen.
Auch der Landkreis Miltenberg wäre betroffen
„Entscheidet das Schiedsgericht zugunsten der Krankenkassen, dann sieht es schwarz für uns Hebammen aus“, bangt Lisa Fritz, Vorsitzende der Hebammenkreisgruppe Miltenberg.
Doch was würde das für den Landkreis, insbesondere für die Helios Klinik in Erlenbach bedeuten? Zumal diese ja auch als „Babyfreundliches Krankenhaus“ ausgezeichnet wurde.
„Was viele Menschen nicht wissen ist, dass die Hebammen in der Klinik in Erlenbach in genau so einem Belegsystem arbeiten,“ so Lisa Fritz weiter.
„Sollte die Entscheidung zugunsten der Krankenkassen ausfallen, besteht die Gefahr, dass die Beleghebammen dort keine Geburtshilfe mehr betreiben können.“
Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass es dann im Landkreis Miltenberg keine Geburtsklinik mehr gibt. Wo sollen die Frauen dann ihre Kinder bekommen? Zukünftig müssten die werdenden Mütter lange Fahrtwege auf sich nehmen, um in eine andere Geburtsklinik zu kommen. Dort finden sie höchstwahrscheinlich volle Kreissäle und gestresste Hebammen vor, die gar keine Zeit mehr haben die werdende Mutter richtig zu betreuen und diese die meiste Zeit alleine während des Geburtsvorgangs sind.
Dies könnte unter Umständen zur Folge haben, dass wegen dieser Situation die Kaiserschnittrate ansteigt. Weiterhin wäre die Wahlfreiheit der Frauen, wo sie ihr Kind bekommen möchte, stark beschnitten.
Doch nicht nur in unserem Landkreis wären die Einschnitte stark. In den insgesamt 116 Kliniken in Bayern arbeiten 81 mit dem Belegsystem.
Möchten Sie die Hebammen unterstützen?
Um das zu verhindern, hat der Deutsche Hebammenverband eine Kampagne gestartet. Mehr darüber erfährt manhier (bitte auf den Link klicken)
Dort findet am unter anderem Bürgerbriefe, die alle mit Wohnsitz in Bayern, an Horst Seehofer (Ministerpräsident des Freistaates Bayern) und Melanie Huml (Staatsministerin für Gesundheit und Pflege) schicken kann. Einwohner anderer Bundesländer schicken den Bürgerbrief dann an ihre (n) Ministerpräsidenten (in) oder Staatssekretär (in).
Jede Frau sollte frei wählen können, wo sie ihr Kind bekommt und eine Betreuung durch eine Hebamme vor, während und nach der Geburt sollte gewährleistet sein.
Autor:Miriam Weitz aus Obernburg am Main |
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