Erhalt der Streuobstwiesen
LPV Miltenberg sagt der Mistel den Kampf an
Streuobstwiesen prägen fast im gesamten Landkreis Miltenberg das Landschaftsbild. Sie bieten Lebensraum für rund 5.000 Tier- und Pflanzenarten und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt.
Doch die scheinbar heile Welt ist in Gefahr: viele Streuobstwiesen im Landkreis werden nicht mehr ausreichend gepflegt, der Bestand an Obstbäumen ist überaltert. Ein “natürlicher Feind” bedroht zusätzlich unsere Landschaftsobstbäume: die Laubholzmistel fühlt sich in diesem Milieu sehr wohl und breitet sich nahezu explosionsartig aus. Als Halbschmarotzer entzieht sie den Obstbäumen Nährstoffe und Feuchtigkeit. Vor allem alte Apfelbäume, die für die Artenvielfalt auf den Streuobstwiesen enorm wichtig sind, sind von der Mistel geplagt. Die zunehmende Trockenheit und Hitze machen der Mistel scheinbar nichts aus, schwächen aber die Bäume zusätzlich. Während gesunde und gepflegte Obstbäume mit leichtem Mistelbefall relativ gut zurechtkommen, werden viele Altbäume von der Mistel buchstäblich ausgesaugt und sterben letztendlich ab.
Der Landschaftspflegeverband Miltenberg, der sich schon seit über 30 Jahren für den Erhalt der Streuobstwiesen einsetzt, hat das Problem des Mistelbefalls schon seit längerem erkannt. Einzelne Maßnahmen führten bisher aber nur zu kleinen Teilerfolgen. In einem von der GlücksSpirale geförderten Projekt soll es der Laubholzmistel nun landkreisweit an den Kragen gehen. Das Team des LPV will sich im ersten Schritt einen Überblick über die Intensität des Mistelbefalls in den einzelnen Gemeinden verschaffen. Auf Basis der Kartierungsergebnisse sollen anschließend Schwerpunktgebiete definiert werden, die dann bei den konkreten Bekämpfungsmaßnahmen priorisiert werden sollen.
Um die Laubholzmistel nachhaltig zu bekämpfen, setzt der LPV auf die Mithilfe und das Verantwortungsbewusstsein der Grundstücksbesitzer. Die Bäume sollten mindestens einmal jährlich kontrolliert werden, am besten im unbelaubten Zustand. Misteln sollten dabei frühzeitig und möglichst gründlich entfernt werden. Da die Saugwurzeln bis zu 50 cm tief in das Gehölz der Wirtspflanze ragen, sollten Äste mit der entsprechenden Länge herausgeschnitten werden. Bei Leitästen oder beim Mittelstamm sollte die Mistel zumindest oberflächlich entfernt werden, um das weitere Wachstum und die Ausbreitung zu verzögern.
Der LPV hat großes Interesse daran, das Wissen rund um die Mistel und deren Bekämpfung in der Bevölkerung zu vertiefen und Gerüchte und Halbwahrheiten rund um die Mistel aus dem Weg zu räumen. Eine wichtige Information vorweg: Die Laubholzmistel steht nicht unter Naturschutz.
Um die Aufklärungsarbeit weiter zu intensivieren, bietet der LPV in den kommenden Wochen zwei kostenlose Mistelschnittkurse an. Die genauen Termine sind:
- Samstag, 28.01.2023 um 10:00 Uhr in Leidersbach (Treffpunkt Sängerheim im Schöntalweg, Ebersbach)
- Samstag, 04.02.2023 um 10:00 Uhr in Kleinwallstadt (Treffpunkt Wanderparkplatz am Birkenhof, Schloßstraße)
Aus organisatorischen Gründen bittet der LPV um eine kurze Anmeldung, telefonisch unter 06022-6538725 oder per E-Mail an info@lpv-miltenberg.de.
Weitere Workshops werden im Herbst folgen. Detaillierte Informationen zu den Kursen sind auf der Homepage des Landschaftspflegeverbands (www.lpv-miltenberg.de) nachzulesen.
Darüber hinaus veröffentlicht der LPV im Frühjahr 2023 eine Info-Broschüre zum Thema Mistelbekämpfung, die über die Gemeinden, Obst- und Gartenbauvereine sowie Gärtnereien verteilt werden soll.
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