100 Jahre - und kein bisschen leise!
Jubiläumskonzert des Musikvereins Obernburg
Das Jubiläumskonzert des Musikvereins Obernburg am 13.11.2021 in der Stadthalle Obernburg zeigte dem zahlreich erschienenen Publikum, wie jung und dynamisch der Verein in seinem 100 Jahr des Bestehens ist - und dabei neben "konzertant" und "modern" auch "traditionell" als beschreibende Vokabel für die gekonnt vorgetragenen Konzertstücke zutrifft.
Begonnen haben die "Bläserkidz" - das Vororchester unter der Leitung von Reiner Hanten war im Vergleich zum Debut im Jahre 2019 stark verändert: einige der jungen Musiker haben den Sprung in das Jugendorchester bereits geschafft, viele neue junge Gesichter sind hinzu gekommen. Eindrucksvoll brachte die Formation, die in dieser Konstellation erst seit September diesen Jahres zusammenspielt, ihr Können zu Gehör - und bekam viel Applaus vom Publikum.
Anschließend übernahm das Jugendblasorchester unter der Leitung von Julia Hofmann. Die Jugendlichen brachten ihre große Freude am Musizieren bei Stücken wie "Skyfall" oder einer Suite aus Gustav Holsts "The Planets" auf die Bühne. Spätestens beim Solostück "für zwei Becher" sprang der Funke über: der komplexe Rhythmus des Pop-Songs "Cups", bekannt durch die Cover-Version von Anna Kendrick aus dem Jahre 2013, wurde von den Solisten Moritz Semmler-Lins und Maximilian Rehak souverän vorgetragen - als Höhepunkt kamen zum Schluss des Liedes alle Musiker an die Bühnenkante um den mitreißenden Rhythmus unisono vorzutragen. Das Publikum war begeistert und forderte gleich zwei Zugaben - nach denen das Konzert in die Pause ging.
Erfrischend wortgewandt, mit interessanten Hintergrundinformationen zu den Musikstücken und immer mit einem Augenzwinkern - in diesem Jahr war unsere Flötistin Pauline Kowalczyk aufgrund ihres Medizin-Studiums nicht auf, sondern vor der Bühne als Moderatorin aktiv. Humorvoll und souverän wurden die kleineren Umbaupausen von ihr gefüllt, das Publikum dankte abschließend mit einem kräftigen Sonderapplaus.
Die zweite Hälfte des Konzerts wurde vom Blasorchester unter der Leitung von Reiner Hanten gestaltet. Schwungvoll und traditionell mit Konzertmärschen wie "Per aspera ad astra" von Ernst Urbach oder "Das Leuchten der Sterne" von Frantisek Manas, aber auch symphonisch wie bei Martin Scharnagls "Monumentum" und technisch virtuos wie bei "Mambo Jambo" von Perez Prado: das Blasorchester verzückte das Publikum mit seiner großen musikalischen Bandbreite. Solistisch glänzten Manuel Reis (Trompete) und Toni Vad (Bariton) bei "Bohemian Lovers" - und bei der "Scherzpolka" von Thomas Doss brachten die humoristische Schauspiel-Einlage des Orchesters das Publikum zum Lachen. Nach stehenden Ovationen und lang anhaltendem Applaus war erst nach zwei Zugaben Schluss.
"Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers" - dieses berühmte Zitat (u.a. Gustav Mahler zugeschrieben) wurde an diesem 100. Geburtstag des Musikvereins Obernburg eindrucksvoll mit Leben gefüllt. Fundierte Jugendarbeit zahlt sich aus und lässt das musikalische Feuer weiter brennen - schade nur, dass dieses außergewöhnliche Ereignis der lokalen Presse nur eine Randnotiz Wert war.
"Kein bisschen leise" also - vor allem im übertragenen Sinne für die konstruktive Eigendynamik des Vereins in den letzten Jahrzehnten zu verstehen. Auch auf die in der Vereinsgeschichte noch nie da gewesene aktuelle pandemische Situation konnte reagiert werden - aufgrund einer 100%igen Impfquote in den Orchestern war das Konzert als "2G"-Veranstaltung möglich.
Autor:Martin Hofmann aus Obernburg am Main |
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