Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen: Obernburger Märchensonntag im Zeichen des Theaters
Rund 70 ZuschauerInnen kamen am Sonntag, den 13. 09. 2020 in den Rosengarten der Kochsmühle in Obernburg.
Anlass: der alljährliche Märchensonntag, dieses Jahr allerdings infolge der Corona-Pandemie ohne Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte- der Tag stand also alleine unter dem Motto des Theaters!
Mit dem Werk „Aschenputtel und der Froschprinz“ (Autor: Kurt Egreder, Regie und Inszenierung: Andrea Faggiano) stellte der hiesige Theaterverein Die Granatsplitter e.V. dem Publikum ein Märchen-Mix vor, was bisher so nicht zu sehen gewesen ist.
5 verschiedene Märchen wurden zusammen kombiniert und ergaben eine Geschichte, die von den Anwesenden teilweise als skurril, größtenteils dennoch als lustig gut angenommen wurde.
Das arme Aschenputtel, mit Bravour gespielt von Elena Stephan, muss jeden Tag bis in die Nacht schuften.
Die Stiefschwestern Marie und Anna (Theresa Rohe und Katharina Fath) und die böse Stiefmutter (exzellent durch Carola Hennig personifiziert) sind nie zufrieden und verlangen von ihm wirklich viel ab- das Mädchen muss sich einiges gefallen lassen...
Der Herold (Jeremias Weis) sorgt für Abwechslung, hat was Besonderes zu verkünden: der Prinz sucht eine Frau und gibt hierfür einen Ball- alle Jungfrauen sind eingeladen.
Die Stiefschwestern, im Streit vertieft um das schönste Kleid, werden gehässig, als Aschenputtel ebenfalls am Ball teilnehmen will. Es hat erst die Erbsen in der Asche zu suchen, dafür hätte es nur eine halbe Stunde Zeit- eine unmögliche Aufgabe!
Wenn es nicht den Froschprinzen – Jakob Oberle- gäbe, der aus dem Brunnen emporsteigt, um der weinenden Kreatur zur Seite zu stehen.
Zum Frosch verwandelt wurde er von der Fee (Andrea Oberle), diese hatte auch noch den jüngeren Prinzen – meisterhaft von Elias Stephan gespielt- im Auge. Das erste Kind wolle die Fee als Belohnung, da er dank ihr den Thron bestiegen hatte- zu Lasten seines älteren Bruders, der nun an irgendeinem Tümpel zu quaken hatte.
Der Froschprinz aber gibt sich und Aschenputtel nicht auf, er ruft die Taube (Oskar Schlett) zur Hilfe, der Zauberspruch lautet: Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.
Er gibt der Protagonistin den entscheidenden Tipp, das Kleid stünde bereit...
Der Wettlauf mit der Zeit beginnt: Während die zwei Schwestern schon wieder streiten – diesmal geht es um den Tanz mit dem Prinzen, und dabei können sie noch nicht einmal tanzen- erstrahlt Aschenputtel im vollen Glanz auf dem Parkett, der Tanzabend ist gerettet. Der Prinz ist hin und weg, ein Augenblick der Ablenkung und zurück geblieben ist nur der berühmte Schuh...
Er gehört wem, dem seine Liebe gilt!
Die Fee, zwischenzeitlich in voller Fahrt, möchte vom Spiegel (Erik Schlett) erfahren: Wer ist die schlauste im ganzen Land? Der Spiegel erinnerte das Publikum an Schneewittchen, die Antwort ließ die Fee unbeeindruckt- er korrigierte sie, der Frosch sei am schlauesten!
Ein Zischen, der Feenpunsch ist fertig...
Die Fee tobt in Rumpelstilzchen-Manier – aber nicht wegen der Antwort des sprechenden Spiegels, sondern weil die Tasse aus der Feenkommunion kaputt gegangen sei.
Skurril...
Für den Froschprinzen war der richtige Zeitpunkt gekommen, er stiehlt das Zauberbuch, rennt zu Aschenputtel und wird zurückverwandelt- der liebe Prinz ist wieder da!
Der rücksichtslose Bruder ist währenddessen auf der Suche nach dem passenden Fuß zum Schuh, begleitet von seinem Edelritter (Leon Tjart), der ihn bei jeder drohenden Gefahr beschützt.
Lug und Trug machen sich im Hause der Stiefschwestern breit, der Schuh muss – egal wie- passen: Ob Ferse oder Zehe, Überflüssiges wird abgetrennt. Schließlich brauchen die zwei nicht mehr zu laufen, sobald sie im Schloss wohnen!
Der Schwindel fliegt dank der himmlischen Taube auf, es bleibt nur noch eine Kandidatin übrig: Aschenputtel.
Die letzte Szene wäre also nun perfekt, hätte Aschenputtel jedoch die Einladung des Prinzen nicht abgelehnt.
Der rechtmäßige Thronfolger gibt sich endlich zu erkennen und sorgt für Gerechtigkeit: Die Fee wird in einer Maus, der jüngere Prinz in einen Frosch verwandelt. Stiefschwestern und Stiefmutter dürfen lange auf ihre nächste Mahlzeit warten – sie bekommen Erbsen...und Asche!
Aschenputtel und dem zurückverwandelten Frosch galt am Ende der Spruch des Souffleurs Adam Landgraf: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!
Noch heute lebt die Kultur in Obernburg, einmal mehr zeigte der Theaterverein, wofür er tätig ist.
Ein heißer Tag, das war dieser sonnige 13. 09. 2020 ganz gewiss: Die Zeit war märchenhaft verflogen, die Veranstaltung wurde trotz Corona und mit dem Einsatz vieler Menschen möglich gemacht.
Der Dank gilt der Stadt Obernburg und dem Hausmeisterteam für die Unterstützung im Rosengarten, dem StadtMarketing-Verein und seinem Geschäftsführer Matthias Kraus, der Stadtjugendpflegerin Franca Riccio, der Sparkasse Obernburg und ihrem Leiter Simon Klug, dem Vereinsvorstandsmitglied Katja Zöller für die fabelhaften Kostüme und nicht zuletzt den wichtigsten Akteuren überhaupt: dem anwesenden Publikum!
Der Theaterverein bleibt dran, ein Vorgeschmack auf das was noch kommen soll erhielten die beteiligten SchauspielerInnen im Anschluss: Als Geste der Danksagung bekam jeder das Kinderbuchexemplar „Schwipp und Schwapp“ aus dem Verlagshaus Weitz & Weitz.
Verlegerin und Vereinsmitglied Ruth Weitz stellte freundlicherweise die Bücher zu einem freundschaftlichen Beitrag zur Verfügung- einen herzlichen Dank hierfür!
Am 29. 11. 2020 beteiligt sich der Verein mit dem Einakter „Schwipp und Schwapp im Sommerrausch“ an der offiziellen Buchpräsentation in der Kochsmühle– man sieht sich...
Autor:Andrea Faggiano aus Obernburg am Main |
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