Amüsante und besinnliche Mundartgedichte
Der Obernburger Lyriker Hans Meserle begeistert sein Publikum in der Kochsmühle
Es war wieder einmal eng in den Galerieräumen der Obernburger Kochsmühle. Im 29. Jahr hatte der örtliche Heimat und Verkehrsverein einen Mundartabend mit dem Obernburger Dichter Hans Meserle organisiert. Diese Veranstaltungen sind legendär und höchst beliebt. Es waren Gänsehautgefühle, die Meserle verbreitete. Heitere Stimmung und besinnliche Momente wechselten sich ab - wunderbar musikalisch umrahmt von der Obernburger Stubenmusik, die seit Jahren diese Veranstaltung begleitet.
Erwine Knecht (Harfe), ihre Kinder Florian (Akkordeon) und Theresia (Klarinette) sowie Robert Sattler (Gitarre) schufen mit bodenständiger, schwungvoller Volksmusik eine heimelige Atmosphäre und eine perfekte Basis für die von Meserle vorgetragenen Texte. »Mach’s halblong«, so der Titel des Abends. Eine gute Stunde lang wurden die nahezu 200 Gäste aufs Beste unterhalten. Sie hatten Gelegenheit in eigenen Erinnerungen zu schwelgen, sich an den von Worten erzeugten Bildern zu erfreuen oder sich köstlich zu amüsieren, wenn der Autor pfiffige Geschichten mit hintergründigem Humor – meist in Mundart gereimt – deklamierte und sich dabei selbst das Lachen kaum verkneifen konnte.
»Das Leben schreibt die schönsten Geschichten«, ein Satz, der oft im Mund geführt wird, auch von Meserle am Freitagabend aufgegriffen und mit Erlebnissen belegt wurde, die er meist in gereimter Form wiedergab. Er berichtete von Obernburger Originalen, von Männern der städtischen Kolonne, die Urgesteine waren und durch ihre markigen Sprüche, ihre Finessen und ihre Ausgebufftheit Spuren hinterlassen hatten. Die Älteren im Publikum – und sie waren in der Mehrzahl – konnten sich offensichtlich erinnern. Es war in vielen Gesichtern ein Schmunzeln zu beobachten, ein wissendes Lächeln, als Meserle seine Geschichten vortrug. Namen nannte er nicht, aber die meisten ahnten, wer gemeint war: Originale, wie sie es heute kaum noch gibt.
Viel Persönliches steckte in Meserles Gedichten. Sein Faible für die Obernburger Mundart war klar erkennbar, meist in Reime verpackt.
Ihm gelang es am Freitagabend auf besondere Art mit Worten zu berühren. Gerade dann, wenn er ernste Themen aufgriff. In seinem Gedicht »Zeit« hatte er die Frage der Endlichkeit aufgegriffen. Zeilen, die er dem kürzlich verstorbenen Kurt Seifert gewidmet hatte, einem engagierten HVV-Vorstandsmitglied und Freund Meserles. HVV-Vorsitzender Helmut Wörn dankte dem Mundartdichter zum Abschluss für den gelungenen Abend und zwar gereimt im Obernburger Dialekt.Auch fürs Auge und den Gaumen wurde beim Mundartabend etwas geboten. Karin Heider hatte die Galerie mit ihren farbenprächtigen Bildern ausgestattet und im von Irmgard Trunk vorweihnachtlich dekorierten Vorraum wurde nach der Lesung Wein zum geselligen Beisammensein gereicht, bei dem Gelegenheit zum Austausch und zum Revue passieren bestand und die Gäste dies gerne nutzten.
Autor:Ruth Weitz aus Obernburg am Main |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.