Gedanken der Woche 2 im Molière-Jahr 2022
Der Menschenfeind: Überleben abseits des Corona-Wahnsinns
Der Corona-Himmel strahlt derzeit so blau wie lange nicht mehr: Eine nicht endende Pandemie strapaziert die Gemüter der Menschen hierzulande und sonst wo auf der Welt.
Und immer mehr Menschen gehen auf die Straße, die Lager formieren sich: Auf der einen Seite die GegnerInnen der Maßnahmen, auf der anderen Seite die BefürworterInnen.
Alle fühlen sich im Recht, Demonstrationen mutieren zu Spaziergängen und untermauern somit die geltenden Corona-Verordnungen, welche zwar ein Demonstrationsrecht vorsehen- dessen Wahrnehmung ist im Angesicht der vielen Auflagen so aber kaum möglich.
Das Jahr 2022 fängt also schon mal gut an. Und Heuer feiert man den 400. Geburtstag des französischen Theater-Drehbuchautors und Schauspielers Molière. Er gilt als Vater des modernen Satire- und Komödientheaters.
In seinem Werk „Der Menschenfeind“ weiss man nicht so genau, wer wo wann ist.
Und so sei auch derzeit die Situation zu beschreiben.
Da ist der Moralist, der Befürworter der berechtigten Maßnahmen. Als "Corona-Apostel" vom Impfgegner verspottet erkennt er selbst den letzten seiner Art nicht mehr als Mensch an.
So absurd und unmenschlich dies sei, so schlägt er vor, im Falle einer Triage die Ungeimpften nicht behandeln zu wollen- falls diese an Corona erkranken.
Und auf der anderen Seite, an der Moralfront, steht der Gegner der Maßnahmen: Als auserwählter Rechtschaffender geht er nun Montag für Montag „spazieren“. Für die Freiheit, gegen Maskenpflicht, Impfung, Diskriminierungen.
Es regnet, aber er wird nicht nass. Der Regenschirm des Grundgesetzes schützt ihn stets- so glaubt er.
Und der richtige, endlose Kampf findet auf dem Bildschirm statt: Ob in Talkshows, auf YouTube, Facebook, Instagram oder Telegram- es wird veröffentlicht, gelesen, kommentiert, niedergemacht, veröffentlicht und wieder gelesen, kommentiert und niedergemacht. Alles Lüge, Lüge, Lüge...
Eine Dauerschleife. Die Schafe brüllen die Wölfe an, die Wölfe verkleiden sich als Schafe und fressen alles, was nach Schaf aussieht- und die unter sich selbst ebenfalls.
Surrealer Kannibalismus macht sich breit: Der Menschenfeind ist geboren und das Überleben abseits des Corona-Wahnsinns hat schon längst begonnen.
Und so klagen beide Menschengruppen die Menschen, sich selbst, an- genau so im Schauspiel Molières einst: Der Moralist scheitert an den unrealistischen Anforderungen seiner eigenen Moral, die zu keinem Zeitpunkt menschlich war.
Und wo gewartet wird, da muss angekommen werden.
Die Rechtsschaffenden werden nicht ankommen.
Sie verirren sich im Spaziergang ihrer Gegenwart, entgegen sehen sie ihrer Zukunft nicht. Sie wartet nicht auf sie.
Und die Dritten schauen empathisch zu.
Folge man dem Gedanken der künstlerischen Freiheit und gar dem Urgedanken des französischen Autors kann man für die zweite Woche dieses besonderen Jahres ein Gedicht entstehen lassen- viel Spaß bei der Lektüre…
„Der Menschenfeind“
Ich will nicht sein wie alle, mein Herr, ich warne Sie,
denn aller Menschen Freund zu sein, war nie mein Ehrgeiz, nie!
So schrieb Molière einst, im „Der Menschenfeind“
In Versen aufgeführt. Nichts war und ist so wie es scheint.
Vierhundert Jahre sind vergangen,
vierhundert an der Zahl.
Wir finden uns hier wieder am Grübeln und am Bangen
Wie und als ob der Menschenfeind heut´ hätt´ die Wahl…
Da schreien sie, die Moralisten, und schießen los.
Nieder mit den Waffen, was tut ihr denn da bloß?
Die Worte sind die ersten Waffen, darauf folgen die Taten.
Kapitel für Kapitel schreiten sie voran, die Muskeln spielend.
Sie wehren sich, noch halten sie die Stellung und sagen:
Morgen sind wir tot, heute ihr! und zielend
Noch ein Wort: Die erste Faust trifft den Magen.
Der Menschenfeind, ist er ja so schnell wiedergeboren!
Der Wolf als Schaf verkleidet, das Schaf schläft und träumt
Ach, sind wir alle vielleicht ja schon verloren
Und erkennen es nicht, wie sich danach und nach es bäumt.
Aus der Geschichte nichts gelernt, schon wieder ist sie auf Tour.
Nieder mit den Waffen, nieder mit dem Worte!
Der Winter im Herzen. Vom Frühjahr keine Spur.
Wir alle unter diesem einen Himmel, Menschen so derselben Sorte!
Autor:Andrea Faggiano aus Obernburg am Main |
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