„antiqua et nova“ Konzert 2018

Das fünfte „antiqua et nova“ Konzert in der evang – luth. Friedenskirche Obernburg mit Ensembles und Solisten der Musikschule Obernburg e.V.

Auch in diesem Jahr gab es wieder eine spannende und berührende Mischung aus Werken alter und neuer Meister.
„Musik, die beim ersten Hören etwas fremd erscheinen mag nicht verstehen zu wollen, sondern zu empfinden, empfahl der stellvertretende Schulleiter Frank Wittstock in seiner Ansprache den ca. 80 Zuhörerinnen und Zuhörern in der Friedenskirche Obernburg.

Die Gitarristinnen und Gitarristen des Ensemble12, unter der Leitung von Frank Wittstock, präsentierten sich in einer Chaconne von Henry Purcell als kraftvoll aufspielendes, rhythmisch pointiertes Ensemble.

In dem das Konzert eröffnenden „La suave melodia“ von Andrea Falconieri verstanden es die beiden fein phrasierenden und präzise mit dem Ensemble12 agierenden Solistinnen Sabrina Ball, (Violine) und Sophia Bauer, (Oboe) ihre Instrumente mit dem barocken, Theorben ähnlichen Klang der einfühlsam begleitenden Gitarren des Ensemble12 zu verschmelzen.

Beeindruckend dann der Übergang in die direkt anschließende Improvisation des Projektensembles unter der Leitung von Florian Wöber; Sabrina Ball trug den Schlusston von Falconieris Werk langsam schreitend durch den Kirchenraum zu ihren Improvisationspartnern Nele Gentil, (Querflöte) Uschi Marquart, (Euphonium) Florian Wöber, (E-Gitarre) und eröffnete damit eine sich im Verlauf dramatisch steigernde Improvisation über diesen zentralen Ton des vorangegangen barocken Werkes.

Carsten Froneberg, Lehrer für Schlagwerk und Leiter des Percussion Ensembles der Musikschule Obernburg, hatte mit seinen drei Schlagzeugern Felix Hain, Tobias Reichert und Anton Wolfstetter, ein für Aufmerksamkeit sorgendes Werk bestens einstudiert. Mit großer rhythmischer Präzision zeigten die drei Percussionisten in dem Werk Pent-a-ton von Thomas Keemss was auf dem Spiel mit drei Plastikröhren, den Boomwhackern, möglich ist. Das Werk des Professors für Schlagwerk an der Hochschule für Musik, Saar, beschränkt sich auf den Einsatz von fünf Tönen. Mit diesen fünf Tönen ließ das Percussion Ensemble - beginnend mit einzelnen Tönen im großen Abstand – ein sich rhythmisch verdichtendes, komplexes Werk entstehen.

Maria Franzke, Lehrerin für Klavier an der Musikschule, stellte das vom Freundeskreis der Musikschule, den Musikschulfreunden „Appassionata“ gespendete elektronische Cembalo vor. Im Wechsel mit zarten Gitarrenklängen von der Empore, (Angelina Fath und Max Pöttcher) die im Duo mit dem über 500 Jahre alten „Je pris amours“ von Francesco Spinacino die Zuhörer mit feiner Tongebung in die Welt der frühen Renaissance versetzten, interpretierte Maria Franzke  Orlando Gibbons „A Fancy or Voluntary“ ein Werk der ausklingenden Renaissance – die Blütezeit des Cembalos. In einer berührenden Interpretation der mit einzelnen, nahezu isoliert wirkenden Tönen beginnenden Fantasie, führte Maria Franzke die Zuhörer durch die komplexe Kontrapunktik des Werks.

Dass Max Pöttcher (Gitarre) ein tiefes Verständnis für die Musik des Renaissance Komponisten John Dowland besitzt, war in den beiden Werken „Preludium“ und „Fortune my foe“ nicht zu überhören. Mit seinem Lautenähnlichen, silbrigen Ton tauchte der junge Gitarrist tief in die melancholische Welt des englischen Komponisten ein.

„ear for Ear“ des Amerikaners John Cage ist eine Art liturgischer Wechselgesang von zwei Stimmen. Auf eine Art Vorgesang erklingt eine Antwort von einer entfernt stehenden, nicht sichtbaren zweiten Stimme. Die beiden Sängerinnen Laura Brettschneider und Anna Bruhm gaben diesem ungewöhnlichen, nicht instrumental begleiteten Werk durch ihre klaren, sicheren Stimmen und durch eine in sich ruhende Interpretation, emotionale Tiefe.

Lang anhaltender Applaus war der Dank für das einstündige, von Gegensätzen geprägte Programm.

Frank Wittstock

Autor:

Musikschule Obernburg aus Obernburg am Main

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