Keiner soll verloren gehen: Die Jugendberufsagentur im Landkreis Miltenberg
Jugendberufsagentur – was nach dem ersten Hören vielleicht nur nach dem nächsten „Amt“ klingt, ist in Wirklichkeit sehr viel mehr. Hier finden Jugendliche und junge Erwachsene Hilfe, die entweder davon bedroht sind durch die „sozialen Netze“ zu fallen, oder bereits durchs System gefallen sind. Denn keiner soll verloren gehen – auch im Landkreis Miltenberg nicht.
Die Gründe, warum Jugendliche und junge Erwachsene durch die sozialen Netze fallen, sind so vielfältig wie die jungen Menschen selbst. Das können Drogen, Alkohol oder familiäre Missstände sein. Aber auch die sogenannte Null-Bock-Einstellung oder psychische Probleme sind gar nicht so selten.
Die Jugendberufsagentur in Miltenberg betreut Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 25 Jahren im gesamten Landkreis. Obwohl das Projekt erst vor sechs Monaten ins Leben gerufen wurde, ist die Resonanz bereits jetzt schon riesig.
Motivationsarbeit ist der erste Schritt
„Unsere Hauptaufgabe ist es, zunächst Motivationsarbeit zu leisten, und zu versuchen diese jungen Menschen wieder an bestehende Systeme anzugliedern“, so Stefan Adams Mitarbeiter der Jugendberufsagentur in Miltenberg.
Damit das funktioniert, arbeitet die Agentur eng mit der Berufsberatung (also der Agentur für Arbeit), dem Jobcenter und dem Jugendamt zusammen. Regelmäßig treffen sich die Mitarbeiter in sogenannten „Fallkonferenzen“, um sich zu besprechen, und sich gegenseitig über ihre Kunden auf dem Laufenden zu halten.
„Wir schauen erst mal was geht, um die jungen Menschen erst mal wieder auf die Füße zu stellen“ erklärt Adams.
Das kann als Erstes– gerade bei jungen Erwachsenen - beispielsweise ein Termin bei der Schuldnerberatung sein. Denn oft ist es so, dass durch die vermeintliche Perspektivlosigkeit vieles vernachlässigt wird. Überschuldung ist, neben anderen multiplen Problemen, gar nicht mal so selten. Bedauerlicherweise stecken die Betroffenen oft den Kopf in den Sand stecken. und darauf warten, dass alles irgendwie vorbei geht. So beginnt sich die Abwärtsspirale zu drehen.
Frühzeitige Hilfe anbieten
Ein weiterer Punkt auf der Agenda ist die frühzeitige Hilfe. Denn oft fangen die Probleme nicht erst im Erwachsenenalter an. Deswegen steht die Jugendberufsagentur mit den Sozialarbeitern an den Schulen ebenso in engem Kontakt, um den betroffenen Jugendlichen in den Abschlussklassen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es gibt genug Kids die nach ihrem Schulabschluss - trotz Azubimangels - ohne Ausbildungsplatz da- stehen. Einfach deshalb, weil sie sich nicht rechtzeitig gekümmert haben oder massive anderweitige Probleme haben. Ein Phänomen, das sich übrigens durch alle Schulformen zieht.
Das besondere an der Jugendberufsagentur ist, dass die Mitarbeiter sich persönlich um die jungen Menschen kümmern die Hilfe suchen. Denn tatsächlich ist es so, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen selbst auf die Einrichtung zu kommen müssen, DSGVO sei Dank!
Natalia Marrero, Stefan Adams und „Urgestein“ Roman Zimmermann, die Mitarbeiter der Jugendberufsagentur in Miltenberg, vereinbaren beispielsweise Termine und begleiten die jungen Menschen auch dorthin wenn es nötig ist oder helfen beim Ausfüllen der Formulare damit beispielsweise Sozialleistungen wieder gezahlt werden. „Unser Ziel ist es allerdings nicht unsere Kunden in Watte zu packen. Das wäre nicht zielführend, schließlich brauchen sie auch Erfolgserlebnisse.“ Denn was sich vielleicht für uns völlig normal und unkompliziert anhört wie beispielsweise ein Formular richtig auszufüllen, kann für jemanden der nicht richtig lesen und schreiben kann schon ein großer Akt sein (Anm. der Redaktion: Analphabeten und Legastheniker gibt es in jeder Bevölkerungsschicht). Umso größer ist dann das Erfolgserlebnis wenn man so was das erste Mal alleine geschafft hat.
Die Jugendberufsagentur in Miltenberg ist darauf ausgelegt die jungen Menschen längerfristig zu begleiten und Perspektiven aufzuzeigen. Natürlich sollen sie dann irgendwann auch in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden, dass ist das große Ziel.
Natürlich gibt es auch Totalverweigerer gibt Stefan Adams freimütig zu. Also solche die sich gar nicht helfen lassen wollen. „Aber selbst die behalten wir im Auge. Denn relativ häufig ist es so, dass der Leidensdruck dann nicht groß genug ist.“ In regelmäßigen Abständen werden die „Totalverweigerer“ vom Team kontaktiert. So mancher hat sich da durchaus schon bekehren lassen und befindet sich jetzt auf einem guten Weg.
Sehr lobende Worte hat das Team der Jugendberufsagentur für die jungen Flüchtlinge die auch von ihnen betreut werden. Durchweg sind sie alle sehr arbeitswillig und ein großer Teil möchte auch eine Ausbildung machen. Momentan scheitert es bei manchen noch an sprachlichen Barrieren. Aber die Sprachkurse werden sehr gut angenommen.
Autor:Miriam Weitz aus Obernburg am Main |
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