Arbeitgeber sind am Zug
Schlichterspruch im Bauhauptgewerbe

Rund 1.000 Baubeschäftigten demonstrierten am vergangenen Donnerstag in Wiesbaden für höhere Löhne. | Foto: Andreas Bösch / IG BAU
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  • Rund 1.000 Baubeschäftigten demonstrierten am vergangenen Donnerstag in Wiesbaden für höhere Löhne.
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Vorschlag: 250 Euro plus 4,15 Prozent (Ost: 4,95 Prozent) mehr pro Monat / Laufzeit zwei Jahre

Wiesbaden – Nach drei vorangegangenen Verhandlungsrunden im Bauhauptgewerbe mit zirka 930.000 Beschäftigten hat der Schlichter Professor Dr. Rainer Schlegel am vergangenen Freitagmorgen, 19. April, einen Schlichterspruch gefällt. Danach werden die Einkommen um 250 Euro pro Monat zum 1. Mai 2024 erhöht, elf Monate später kommen noch einmal 4,15 Prozent im Westen und 4,95 Prozent im Osten dazu.
Die Laufzeit beträgt insgesamt zwei Jahre.
Die Ausbildungsvergütung im ersten Lehrjahr soll in Ost wie West 1080 Euro betragen, die anderen Lehrjahre werden ähnlich angehoben. Die Verhandlungskommission der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat dem Vorschlag zugestimmt und empfiehlt der Bundestarifkommission, sich dem Votum anzuschließen.

„Es ist nicht das, was wir uns ursprünglich vorgestellt haben. Man geht nie mit den Forderungen aus einer Verhandlung, mit denen man ursprünglich hineingegangen ist. Zähneknirschend tragen wir den Spruch mit“, sagt Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt und Schlichtungsobmann für die Gewerkschaft. Er will nun in der jetzt (22.04.2024) anstehenden Sitzung der Bundestarifkommission den Teilnehmer*innen den Schlichtervorschlag erläutern und die Zustimmung empfehlen.

„Wir übernehmen damit gesamtgesellschaftliche Verantwortung, denn in Deutschland herrscht Stau am Bau. Brücken müssen saniert werden, Energieanlagen müssen im Zuge der ökologischen Transformation erstellt
werden, Verkehrswege warten auf Erneuerung und Ausbau, es fehlen rund 800.000 Wohnungen in Deutschland und vieles andere mehr. Da wollen wir bereitstehen und anpacken.“ - so Feiger weiter.

Die Schlichtungskommission der Arbeitgeber hat den Spruch abgelehnt. Die entsprechenden Gremien der Bauunternehmen könnten dem Vorschlag innerhalb der nächsten 14 Tage noch zustimmen.
„Sollten Sie dies nicht tun, dann ist natürlich Arbeitskampf angesagt. Die Stimmung unter den Baubeschäftigten ist hochexplosiv“, sagt Feiger. Die Verhandlungskommission der Gewerkschaft wurde während den Verhandlungen in Wiesbaden von knapp 1000 Baubeschäftigten aus ganz Deutschland mit einer Kundgebung lautstark unterstützt. „Unser letzter Abschluss war im Herbst 2021, seitdem sind die Lebenshaltungskosten durch multiple Weltkrisen immens gestiegen, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer spüren förmlich die Leere im Portemonnaie. Sie stehen bereit, aber nicht ohne eine Tariferhöhung. Jetzt sind die Arbeitgeber am Zuge, jetzt müssen sie zeigen, ob sie bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.“

Verhandlungspartner der IG BAU waren der Zentralverband der Deutschen Baugewerbes (Handwerk) und der Hauptverband des Deutschen Baugewerbes (Industrie). Die Bundestarifkommission der IG BAU wird ebenfalls in den nächsten 14 Tagen endgültig über die Annahme des Schlichterspruchs entscheiden.

Pressemitteilung vom 19.04.2024 -  weitere Infos unter www.igbau.de

Autor:

Andrea Faggiano aus Obernburg am Main

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