Düstere Prognosen im Bauhauptgewerbe
Warnung vor dem "Gastro-Effekt" auf dem Bau: Wer geht, kommt nicht wieder zurück

Noch wird gebaut, wie hier auf der Großbaustelle in Frankfurt, auf dem ehemaligen Deutsche-Bank-Areal in der Innenstadt - doch die Aussichten sind düster. Dennoch: Bloß nicht in Panik geraten, Entlassungen sind zu vermeiden! Denn: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder...  | Foto: Privat
  • Noch wird gebaut, wie hier auf der Großbaustelle in Frankfurt, auf dem ehemaligen Deutsche-Bank-Areal in der Innenstadt - doch die Aussichten sind düster. Dennoch: Bloß nicht in Panik geraten, Entlassungen sind zu vermeiden! Denn: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder...
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Das Auftragspolster auf dem Bau schmilzt: Im vergangenen Jahr ist der reale, also um die Inflation bereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Vergleich zum Vorjahr spürbar zurückgegangen. Das Statistische Bundesamt registriert ein Minus von 9,6 Prozent. Das hat Destatis zuletzt bekanntgegeben. Für die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) ist dies ein Alarmsignal. Sie warnt die Branche aber davor, jetzt in Panik zu verfallen. Dazu erklärt das für die Bauwirtschaft zuständige Mitglied im Bundesvorstand der IG BAU, Carsten Burckhardt:

Eigentlich müsste es deutlich mehr Wohnungsbau geben – mehr Neubau, mehr Umbau, mehr Sanierungen. Stattdessen rutschen gerade im Wohnungsbau die Auftragseingänge weg. Immer mehr Akteure ziehen sich zurück – nicht nur börsennotierte Unternehmen wie Vonovia oder Deutsche Wohnen, auch einige kommunale, genossenschaftliche und kirchliche Wohnungsgesellschaften legen zur Zeit Bauprojekte auf Eis. Das ist fatal und gefährlich. Denn es fehlen Wohnungen – bundesweit über 700 000. Wir haben das größte Wohnungsdefizit seit knapp dreißig Jahren.

Wenn die Wohnungswirtschaft jetzt in eine Neubau- und Umbau-Lethargie fällt, erhöht sie die Not auf dem Wohnungsmarkt. Und sie sorgt in der Bauwirtschaft für Verunsicherung. Es geht deshalb jetzt darum, gegenzusteuern.

Aber auch die Bauwirtschaft ist gefordert, jetzt nicht in Panik zu verfallen. Die Auftragsbücher sind noch voll und der Bedarf an Wohnraum, energetisch sanierten Bestandsgebäuden, Schulsanierungen ... und am Ausbau der Infrastruktur ist weiter ungebrochen.

Einen Fehler dürfen wir jetzt nicht machen: Wir dürfen keine Bauarbeiter nach Hause schicken. Die in den letzten Jahren mühsam aufgebaute Kapazität am Bau ist nämlich eine wertvolle Ressource. Die darf – auch in der Krise – nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.

Ansonsten erleben wir den "Gastro-Effekt": Wer einmal geht, der ist weg. Der kommt, wenn man ihn wieder braucht, auch nicht zurück. Das haben die Pandemie-Lockdowns in der Gastronomie gezeigt.

Bund und Länder müssen deshalb jetzt alles tun, damit es auf dem Bau weiterläuft: intensiver fördern und das Bauen deutlich erleichtern – vor allem das Aufstocken und den Umbau. Das Bauen im Bestand muss wesentlich vereinfacht werden: Notwendig ist ein konsequentes Durchforsten des Dickichts von Gesetzen und Verordnungen – ein "Ausmisten" bei den Vorschriften, die den Neubau und Umbau verhindern.

Jetzt muss der Staat insbesondere sozial orientierte – also kommunale, genossenschaftliche und kirchliche – Wohnungsunternehmen in die Lage versetzen, Wohnungen zu bauen: vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen. Er muss jetzt alles tun, damit sie bauen können und wollen. Dazu muss der Staat seine Förderung auf neue Füße stellen.

Manpower und Material sind da. Dieses Potential darf der Staat jetzt nicht verschenken. Wenn der Staat den Wohnungsbau jetzt im Stich lässt, wird es lange dauern, bis er wieder auf die Beine kommt. Und er würde viel aufs Spiel setzen: einen zentralen Motor der Binnenkonjunktur. Genau das ist nämlich der Wohnungsbau.

Autor:

Andrea Faggiano aus Obernburg am Main

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