Ausstellung „Wegstrecken“:
Surreale Traumsequenzen treffen auf gestisch flotte Menschenbilder
Bödigheimer Künstler Micheal Buchfelner zeigt im Landratsamt Ausstellung „Wegstrecken“ – „Auf den Dialog angelegt“
Von Peter Lahr
Mosbach. Mit dem sprechenden Ausstellungstitel „Wegstrecken“ gab der in Bödigheim lebende Künstler Michael Buchfelner Landrat Dr. Achim Brötel eine klare Steilvorlage für die Begrüßungsrede. Zur Vernissage am Donnerstagabend konnte der Hausherr gut 70 Gäste in der „Galerie auf Zeit“ im Mosbacher Landratsamt begrüßen. Während Uli Gleisen an der Trompete und auf dem Flügelhorn strahlende Töne vom Barock bis zur Jetztzeit intonierte, führte Martin Knörzer von der Walldürner „Galerie Fürwahr“ ins Leben und Werk des umtriebigen Malers und Zeichners ein, der zudem in Buchen als Fotokaufmann arbeitet.
Von den realen Wegstrecken bis zum irdischen Lebensweg im übertragenen Sinne bewegte sich der Landrat in seiner Begrüßung und fand zahlreiche Assoziationen zum Titel der Bilderschau. Der Lebensweg des Künstlers begann 1958 im siebenbürgischen Hermannstadt. Dort besuchte der junge Michael Buchfelner das Lyzeum der Bildenden Künste und lernte das „Handwerk“ von Grund auf. Basierend auf Anatomiestudien, fand er Zugang zu den verschiedenen künstlerischen Techniken. Bis heute beginnt für den Maler die Arbeit an einem neuen Motiv mit dem Zusammenfügen eines Keilrahmens, den er eigenhändig bespannt und mit einer gipshaltigen Grundierung überzieht. Dadurch erscheinen die Ölgemälde matt und „trocken“. „Wie ein Fresko“, findet der Künstler.
Im Alter von 19 Jahren entschloss sich Buchfelner 1977, mit der Familie die alte Heimat zu verlassen und er beschritt in Deutschland neue Wege. Seit 1992 wirkt er als selbstständiger Fotokaufmann in Buchen, fotografiert aber seit dem Siegeszug der digitalen Technik kaum mehr. Stattdessen fand er vor rund acht Jahren wieder verstärkt zur Malerei. Selbst die Mittagspause nutzt er mitunter, um an seinen schnellen Menschenbildern zu arbeiten. Hierzu verwendet er gerne Graphit und schwarze Ölfarbe. Doch anders als die an Traumsequenzen erinnernden und von Kindheitserinnerungen gespeisten Gemälde bezirzen die gestischen Figurenbilder durch ihre grandiose Lebendigkeit. Eine Serie im ersten Stock des Landratsamts verfügt über eine geradezu ballettartige, mitunter dramatisch übersteigerte Kraft und Beweglichkeit. Dagegen wirken die gerne surreal lesbaren Ölgemälde wie „Stills“ aus Tagträumen. „Die Bilder sind auf Dialog angelegt, nicht alles ist selbsterklärend“, kommentierte der Landrat.
„Wir kennen uns schon seit einigen Jahren, Michael Buchfelner stellte auch schon mehrfach in der Galerie Fürwahr aus“, erklärte Martin Knörzer. Nachdem Buchfelner seine solide Ausbildung am Lyzeum genossen habe, habe er rund 40 Jahre nicht mehr gemalt. „Er malt nicht, um die Wände der Galerie zu füllen, sondern um den Kopf leer zu bekommen“, erläuterte der Experte. Die Bilder aus der Siebenbürgischen Heimat und der Kindheit wollten einfach raus. Zwischen den beiden Welten der Erinnerungen und der Gegenwart vermische sich vieles. „Die Fantasien hören nie auf.“ Michael Buchfelner bleibe beharrlich dran, wenn er einmal ein Bild begonnen habe. „Er macht immer weiter, übermalt, lässt stehen, lässt etwas entstehen. Er malt drauf los und plötzlich ist etwas auf der Leinwand, was er selber nicht begreift.“ Zwar wirkten die Gemälde auf den ersten Blick dunkel, schwer und düster. Doch sie enthielten auch „Spuren von Glück“, unterstrich der Laudator.
Beim Malen befolge Buchfelner die Maxime des österreichischen Schriftstellers Karl Kraus: „Künstler ist nur einer, der aus der Lösung ein Rätsel machen kann.“ Auch ihm erscheine manche Bildlösung als ein Rätsel. Dabei sei der Maler nicht rechthaberisch, beharre aber auf seinen inneren Vorstellungen. „Michael Buchfelner malt, was aus ihm kommt.“ Der Redner lud die Gäste dazu ein, sich eine eigene Wegstrecke durch die Bilder zu bahnen. Es sei gut, dass sich im Landratsamt Menschen persönlich begegnen könnten und nicht nur ins Smartphone schauen würden. Die Möglichkeit, die Gemälde zu betrachten und sogar in die Augen des Gegenübers blicken zu können, nutzten die Gäste während des anschließenden Rundgangs.
Die Ausstellung ist bis 7. Juni im Landratsamt Mosbach zu sehen.
Autor:Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis aus Neckar-Odenwald-Kreis |
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