Tourismus in der Region:
Sechs neue Römerpfade wurden eröffnet

Offizielle Eröffnung der sechs Römerpfade: Am Steindenkmal der Quellnymphe weihte Landrat Dr. Achim Brötel den Merkurpfad stellvertretend für alle Römerpfade offiziell ein. | Foto: Christian Ulrich Göckel
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  • Offizielle Eröffnung der sechs Römerpfade: Am Steindenkmal der Quellnymphe weihte Landrat Dr. Achim Brötel den Merkurpfad stellvertretend für alle Römerpfade offiziell ein.
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Osterburken / Bofsheim. Die Römer wären sicherlich der Meinung gewesen, die Götter seien ihnen gewogen. Strahlendes Wetter bildete den Rahmen der feierlichen Eröffnung sechs neuer Römerpfade. In den vergangenen Jahren sind sie als neues Wanderprojekt für den Odenwald entwickelt worden. Der Herkulespfad in Buchen, die Minervatour in Elztal, der Venuspfad in Limbach, der Jupiterweg in Mosbach, der Merkurpfad in Osterburken und der Marspfad in Walldürn erwarten nun ihre Gäste.
Auf ihnen allen kann man Spuren des römischen Lebens entdecken und auf Touren zwischen einer Stunde und vier Stunden erwandern. Die Strecken am Obergermanisch-Raetischen Limes oder am Odenwaldlimes in herrlicher Landschaft sind zwischen vier und 14 km lang. Die Römerpfade werden vom Deutschen Wanderverband als „Kurzer Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifiziert.
Am 16. April 2022 fand nun die offizielle Eröffnung statt. Nach einer kurzen Begrüßung startete vom Wanderparkplatz Limes eine rund sechs Kilometer lange Wanderung auf dem Merkurpfad. Am Steindenkmal der Quellnymphe weihte Landrat Dr. Achim Brötel den Merkurpfad stellvertretend für alle Römerpfade offiziell ein. Die Veranstaltung endete mit einem Umtrunk an der Skulptur „Ausgrabung“ am Ortseingang von Bofsheim.

Eigentlich sollte der Limes einmal unkontrollierte Bewegungen der Menschen im Grenzgebiet stoppen. Heute, knapp 1.900 Jahre später bewirke er exakt das Gegenteil, so Brötel in seiner Ansprache. Der Limes bewegt nämlich die Menschen.
Ehrengäste und Mitwanderer waren die Wahlkreisabgeordnete im Deutschen Bundestag, Nina Warken,
der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landes Baden-Württemberg Peter Hauk, die Bürgermeister Jürgen Galm (Osterburken), Roland Burger (Buchen), Markus Günther (Walldürn), Volker Rohm (Hardheim), Marco Eckl (Elztal) und Thorsten Weber (Limbach). Andere Gemeinden ließen sich vertreten, so war für Rosenberg Bürgermeisterstellvertreterin Susanne Grimm anwesend. Dr. Jörg Scheuerbrandt hatte als Leiter des Römermuseums Osterburken und Kreismuseumsbeauftragter das Projekt beraten. Er eröffnete die Wanderung, auf der zweiten Etappe übernahm Edda Hochstein von den Limes Cicerones. Ein Feuerwehr-Shuttle aus Osterburken, Bofsheim und Schlierstadt brachte die Wanderer dann auf Wunsch zum Parkplatz zurück. Hier gilt der Dank den Abteilungskommandanten Thomas Stark, Uwe Schweizer und Jens Schmidt.
Für Jörg Scheuerbrandt ist hier der Limes in jeder Form erleb- und genießbar. Er lud die Teilnehmer zur bald folgenden Luftbildausstellung im Römermuseum ein. Edda Hochstein unterstrich die Bedeutung von Quellen als mythologisches Thema. In der Umgebung von Osterburken waren für die Römer und die Germanen Brunnen sehr wichtig. Für die Germanen stellten sie Tore zur Gegenwelt dar.

Eigentlich verfolgte das 2017 gestartete Projekt einen ganz anderen Ansatz. Da im Neckar-Odenwald-Kreis als besonderes Alleinstellungsmerkmal mit dem Odenwaldlimes und dem Neckar-Odenwald -Limes gleich zwei Limes-Verläufe vorhanden sind, war ursprünglich ein analog zum Neckarsteig angelegter Limessteig angedacht. Nach einer Machbarkeitsstudie erfüllte kaum eine Strecke die Kriterien des Deutschen Wanderverbandes und war zugleich noch attraktiv genug für die Wanderer. Die Flurneuordnung und der Radwegausbaus hatten hierfür nötige naturbelassene Wege selten werden lassen. Dazu fehlt ein verbindendes Band. Die Wanderer nehmen den Limes aufgrund seines Erhaltungszustandes nur punktuell wahr. Deshalb entschied sich die Projektgruppe für kurze Rundwanderwege mit thematischem Bezug zum Limes. Das war die Geburtsstunde für die jetzige Idee. Der Odenwaldklub prüfte 2020 die Streckenvorschläge auf ihre Zertifizierbarkeit als „Kurzer Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ nach den Kriterien des Deutschen Wanderverbandes. Übrig blieben die heutigen Pfade. Das System ist offen, es können jederzeit weitere Pfade hinzugefügt werden. Zwei weitere sind bereits in Planung. Parallel dazu folgten die nötigen Genehmigungen durch den Forst, die Deutsche Limeskommission, den Naturschutz, das Wasserrecht, Grundstückseigentümer, Waldgenossenschaften u.v.a.
2022 sind die Römerpfade sichtbar geworden. Sie haben, so Brötel, bereits eine Fangemeinde. Der Merkurpfad, der Herkulespfad und die Minervatour haben die Zertifizierungskriterien schon erfüllt Die Begehung der restlichen Pfade soll schnell folgen. Inzwischen gibt es auch einen Stempelpass, mit dem eine Römernadel erwandert werden kann. Bernhard Auerbach und Karl-Friedrich Berberich vom Biotopschutzbund Walldürn bastelten hierzu kleine „römische“ Vogelhäuschen als Stempelstationen. Es gibt mit Zustimmung des Deutschen Wanderverbandes inzwischen auch eine Faltkarte. Bänke und Waldsofas sind teilweise noch zu installieren. Bis heute wurden rund 80.000 € investiert. Mindestens dieselbe Summe wird noch einmal benötigt. Hinzu kommen weitere 20.000 € pro Jahr für Marketing und Qualitätssicherung der Wege.

Jeder Römerpfad hat einen direkten Bezug zu seinem historischen Hintergrund. Alle Wege haben ihren eigenen Götterpaten erhalten. Die Idee dazu stammt von Jörg Scheuerbrandt und greift das Vorbild der Jupitergigantensäule auf, die 1986 zufällig gefunden wurde. Die Jupitersäule ist das verbindende Element der Römerpfade. Sie findet sich bei den aufgestellten Jupiter-Bänken, auf der Markierung oder beim Pfadpass wieder. Auf jedem Weg gibt es für dessen Gottheit Steindenkmäler als Rekonstruktion von original römischen Funden. Anhand dieser besonderen Götter soll das Leben am Limes jeweils näher erklärt werden. Dies diene auch der Vertiefung der Geschichtskenntnisse der Wanderer. In Osterburken ist der Götterpate Merkur (Handel, Gewerbe, Reichtum und Gewinn). In Buchen ist es Herkules, der Sohn des Zeus, in Elztal Minerva (Weisheit, taktische Kriegsführung), in Limbach die Venus (Liebe, erotisches Verlangen, Schönheit), in Mosbach Jupiter, der Beherrscher des Himmels und des Donners und in Walldürn Mars, der Gott des Krieges.

Die Touristikgemeinschaft Odenwald (TGO) mit Geschäftsführerin Tina Last und Christiane Bachert rührten die Werbetrommel und beteiligten sich an den Marketingkosten. Unterstützt wurde sie durch die Werbeagentur SchreiberGrimm aus Buchen. Der Odenwaldklub brachte die Wegemarkierungen an. Stellvertretend dankte Brötel dem Geschäftsführer des Gesamtodenwaldklubs, Alexander Mohr, sowie Haupt- und Bezirkswegewart, Carsten Wasow. Mitgewirkt haben ferner der Fachdienst Forst mit Jörg Puchta und dessen Revierförster. Die Firma Günter Weinreuter aus Freiberg am Neckar gestaltete die Steindenkmale. Chainsaw Art, also Kettensägenkunst Micha Reichert aus Mönchzell, schuf alle Palisaden, Jupiterbänke und die geschnitzten Figuren. Das Ingenieurbüro Schwegler aus Eppelheim konzipierte die Zielwegmarkierung. Geschäftsführer Paul Siemes vom Naturpark Neckartal-Odenwald vertrat die Geldgeber. Er fördert die gesamte Infrastruktur, die Markierung, die Beschilderung und die Zertifizierung aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg und der Europäischen Union. Brötel dankte Minister Peter Hauk für die Mittelbereitstellung. Ein Dank galt dem Tourismusmarketing Baden-Württemberg, die alle Marketingmaßnahmen fördert, dem Neckar-Odenwald-Kreis für die Finanzierung der Machbarkeitsstudie und den beteiligten Kommunen. Robert Herbinger-Moser von der Stadtverwaltung und Ortsvorsteher Werner Geiger aus Bofsheim standen hier stellvertretend für Osterburken.

Minister Peter Hauck freute sich in seinem Grußwort über den kulturellen Zugewinn. „Wir machen aus dem römischen Erbe mehr, das tut uns und der Region richtig gut!“ so der Minister mit Blick auf den sanften Tourismus. „Dieses Erbe gebietet uns, etwas – auch länderübergreifend - zu tun.“. Die Landschaft sei Basis für eine perfekte Kombination aus Naherholung, Natur, Tourismus, Bewegung und Geschichte.

Bürgermeister Jürgen Galm freute sich über einen weiteren Baustein neben dem Limeswanderweg, dem Limesradweg und der Deutschen Limesstraße. Die Römerstadt Osterburken habe ein weiteres, sehr attraktives Angebot hinzugewonnen. Er dankte dem Landrat und allen Beteiligten für ihr Engagement.

Mehr Informationen zu den Römerpfaden unter: https://www.tg-odenwald.de/roemerpfade

Bericht: Christian Ulrich Göckel

Offizielle Eröffnung der sechs Römerpfade: Am Steindenkmal der Quellnymphe weihte Landrat Dr. Achim Brötel den Merkurpfad stellvertretend für alle Römerpfade offiziell ein. | Foto: Christian Ulrich Göckel
Alle sechs Römerpfade im Überblick | Foto: Christian Ulrich Göckel
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Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis aus Neckar-Odenwald-Kreis

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