Neckar-Odenwald-Tage 2024:
Frauentag war ein voller Erfolg – Rosi Scherer zeigte ihr Können
Hainstadt. Ein voller Erfolg war der Frauentag, der am Freitagabend in der Hainstadter Mehrzweckhalle das Wochenende und das absehbare Ende der Neckar-Odenwald-Tage einläutete. Als Herzstück ging pfiffig-zündendes Kabarett von und mit Rosi Scherer voll unter die Haut. Ihr Motto sprach für sich und regte mit pointierten Seitenhieben sowohl die Lachmuskeln als auch die grauen Zellen zum Mitmachen an: „Weibsleit“.
Das gesprochene Wort führte sich durch den ganzen Abend – beginnend mit dem offiziellen Teil, den Gleichstellungsbeauftragte Annette Vogel-Hrustić eröffnete. In ihrer Ansprache bezog sie sich auf Augusta Bender, deren 100. Todestag vor wenigen Wochen stattfand: Gekonnt bezog sie deren Erkenntnisse und Ansätze auf die gegenwärtigen Fragen für und Forderungen nach Gleichgerechtigkeit, spannte den Bogen hin zu starken Frauen unserer Zeit wie Kamala Harris und Michelle Obama und zog eine Zwischenbilanz über die aktuelle Situation in Deutschland. „Fast jede vierte Frau hierzulande ist aufgrund Teilzeitarbeit und anderer prekärer Beschäftigungsverhältnisse von Armut betroffen – das ist ein gesellschaftlicher Schandfleck!“, betonte sie. Auch die immer noch recht klischeebehaftete Berufswahl sei ein Thema, das Augusta Bender heute nicht gefallen würde: „Nur jedes zehnte Rathaus wird von einer Frau regiert“, merkte Vogel-Hrustić an und forderte die zahlreichen Besucherinnen aller Altersklassen dazu auf, mit dem Kandidieren zu politischen Ämtern das passive Wahlrecht zu nutzen. „Wir müssen als Frauen sichtbarer werden – erst recht da, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden!“, rief sie aus. Es folgten eine weitere Dame und zwei Herren: Ortsvorsteherin Regina Schüßler reüssierte einmal mehr als „Powerfrau von Heescht“ mit einem gewitzten und zugleich nachdenklichen Grußwort, in dem sie ihren kommunalpolitischen Werdegang ab 1999 beleuchtete – damals als Ortschaftsrätin, heute als Ortsvorsteherin. „Man kann im kleinen Rahmen und doch sichtbar etwas bewegen und damit die Demokratie mitgestalten“, bilanzierte sie und lobte das Engagement in Hainstadt – mit einem 40-prozentigen Frauenanteil im Ortschaftsrat. Bürgermeister Roland Burger betrachtete die volle Mehrzweckhalle als Bestätigung des Formats; Landrat Dr. Achim Brötel – auf der Nase ruhte die launige „Gleichstellungsbrille“, ein Geschenk Annette Vogel-Hrustićs – dankte allen Beteiligten und Kooperationspartnern ebenso wie Annette Vogel-Hrustić und dem Förderverein des Frauen- und Kinderschutzhauses, der die Bewirtung übernommen hatte. Lob galt auch der Stadt Buchen, die sich als ausgezeichneter Gastgeber der Neckar-Odenwald-Tage erwiesen hatte.
Beste Unterhaltung gewährte die unbestreitbare Protagonistin des Abends: Rosi Scherer, nicht zuletzt durch die „MOS-kitos“ gut bekannt, erörterte in ihrem neuen Bühnenprogramm so ziemlich alles, was (nicht nur) die „Weibsleit“ umtreibt. Demnach können Frauen mehr, als ihnen gemeinhin zugetraut wird: „Ohne Frauen ist kein Staat zu machen – wann kapieren das der Rest der Welt und die Kirche?“, fragte die quirlige Wortakrobatin. Dass sie es drauf haben, zeige bereits das Führen des Haushaltskontos ebenso wie die Kontrolle der Taschengeldzuweisungen – aber eine Bundeskanzlerin allein mache noch keinen Sommer. So sei die „Idee des starken Mannes“ der stechende Herzinfarkt jeder Demokratie: „Männer haben keine Probleme, sie lösen Probleme – und das ist das Problem!“. Dem gegenüber stehen Frauen als „Herzschrittmacher der Demokratie“, wenn sich auf anderer Seite die Frage stellt, was denn schmerzhafter sei: Kopfsteinpflaster im Kopf oder auf der Straße? Letzteres beeinflusse auch die Wahl des Schuhwerks – jedenfalls gelte das Motto „auf in den Kampf“. Nur Prinzessinnen richten derweil ihr Krönchen, echte Königinnen aber ziehen das Schwert! Und die Gedanken sind nicht nur frei – sie sind auch dessen Königreich, der sie sich macht. Das verband Rosi Scherer mit einem treffenden Ratschlag: „Königin bist du dort, wo man dich respektiert und akzeptiert!“. Kein Zweifel: Da verstand es jemand, das Publikum mitzureißen. Hintergründig und zündend, zuweilen auch im positiven Sinne abgründig, brillierte Rosi Scherer in verschiedenen Rollenbildern: Die Mesnerin Gundula, die Landfrau Berta und das Fräulein Sauerstein als Retterin der Muttersprache sorgten für beste Stimmung, luden aber auch zum Nachdenken ein – und stehen dem Alltagsleben zwischen Mosbach und Hardheim menschlich oft noch weit näher, als man es sich vielleicht eingestehen würde.
Abgerundet wurde der ansprechende Abend durch zahlreiche Informationsstände der Kooperationspartner, unter denen sich neben dem Landratsamt auch der Pflegestützpunkt, der Weiße Ring, das Jobcenter, Diakonie und Caritas, die LEADER-Aktionsgruppe Badisch-Franken, der Arbeitskreis gegen häusliche Gewalt, die baden-württembergische Polizei und der Fairtrade-Landkreis Neckar-Odenwald befanden. Hier gab es wertvolle und wichtige Hinweise mit praktischem Alltagsnutzen – was sich in Zusammenwirken mit Kabarett, Kultur und gediegen-fröhlicher Atmosphäre als ideales Gemisch für den Start ins Wochenende erwies.
Bericht: Adrian Brosch
Autor:Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis aus Neckar-Odenwald-Kreis |
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