25 Jahre Kreisarchiv
Bedeutung für die regionale Identität und historische Forschung bei Festakt gewürdigt

Zum Jubiläum des Kreisarchivs schenkte Thomas John (Mitte) dem Landkreis ein Gemälde seines berühmten Vaters Edgar John. Am Festakt wirkten außerdem mit (v. l.): Kreisarchivar Alexander Rantasa, Festredner Prof. Dr. Volker Rödel, Landrat Dr. Achim Brötel, die jungen Sängerinnen Madita Baur und Lina Rudolphi sowie Seckachs Bürgermeister Thomas Ludwig als Kreisvorsitzender des Gemeindetags.

 | Foto: Dr. Karl Wilhelm Beichert
  • Zum Jubiläum des Kreisarchivs schenkte Thomas John (Mitte) dem Landkreis ein Gemälde seines berühmten Vaters Edgar John. Am Festakt wirkten außerdem mit (v. l.): Kreisarchivar Alexander Rantasa, Festredner Prof. Dr. Volker Rödel, Landrat Dr. Achim Brötel, die jungen Sängerinnen Madita Baur und Lina Rudolphi sowie Seckachs Bürgermeister Thomas Ludwig als Kreisvorsitzender des Gemeindetags.

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Neckar-Odenwald-Kreis. Als einer der letzten Kreise des Landes Baden-Württemberg entschloss sich der Kreistag des Neckar-Odenwald-Kreises zur Einrichtung eines Archivs. Das war im Jahr 1999. Die „archivlose Zeit“, in der der Kreistag vor möglichen Kosten eines Archivs zurückschreckte, wurde bis dahin vom Generallandesarchiv Karlsruhe überbrückt. Als sich dann herausstellte, dass das Überlassen der Archivarbeit an andere Institutionen auch mit Kosten verbunden gewesen wäre, führte das zu einem Umdenken im Kreisparlament, und zwar unter dem damaligen Landrat Detlef Piepenburg. Der Kreis kam mit der Einrichtung einer Bestimmung des Landesarchivgesetzes nach, bei dem es in § 7 lautet: „Die Gemeinden und Landkreise verwahren, erhalten und erschließen Unterlagen von bleibendem Wert … als Archivgut in eigenen Archiven; sie sollen das Archivgut nutzbar machen.“ Im Jahr 2024 ist also das Kreisarchiv des NOK nun 25 Jahre alt und wird ebenso lang schon von Archivar Alexander Rantasa geleitet, der damit auch ein Jubiläum feiern kann. Auch er selbst, so Dr. Brötel in seiner Begrüßung, sei dieselbe Zeit für den Kreis aktiv, zuerst als Mitglied des Kreistags und nun schon 19 Jahre als Landrat.

Als Glücksfall bezeichnete es Brötel, dass es gelungen sei, Rantasa mit seiner profunden „Marburger Ausbildung“ zu gewinnen. Er selbst hole sich bei der Vorbereitung von Reden und Grußworten immer wieder Informationen im Archiv und bei dessen Leiter. Es gebe fast nichts, was dieser nicht wisse. Zahlreiche zusätzliche Aufgaben seien zu erledigen. Als Beispiel nannte Brötel die Herausgabe der Schriftenreihe „Beiträge zur Geschichte des Neckar-Odenwald-Kreises“, von der nun schon neun Bände erschienen seien, u. a. in zweiter Auflage das Buch „Politisches Leben im Neckar-Odenwald-Kreis“ von Karl-Heinz Neser.

Auch die Mitarbeiter Rantasas erwähnte der Landrat und unter diesen besonders Regina Gassert, die dem Archiv mehr als 20 Jahre lang, nämlich von 2001 bis 2023, die Treue gehalten habe. Ihr, dem Archivleiter und allen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dankte Brötel für deren großen Einsatz. Jedes Archiv lebe nämlich von den Menschen, die es befüllen und die es dann auch pflegen. Der Kreis könne sich glücklich schätzen, ein solches Archiv nun schon 25 Jahre lang zu haben. Es sei ein Grund zum Feiern, wozu der Behördenchef die zahlreich erschienenen Gäste, Vertreter der Kreiskommunen, Bürgermeister, Vorsitzende von Heimatvereinen und ehrenamtliche Archivare aus den Gemeinden zum Schluss seiner Rede einlud.

Als Festredner hatte man Prof. Dr. Volker Rödel gewinnen können. Dieser war langjähriger Leiter des Staatsarchivs Wertheim, des Archivverbunds Main-Tauber und schließlich des Generallandesarchivs Karlsruhe. Er sei ein wichtiger Wegbegleiter, Ratgeber, Förderer und Mentor des Kreisarchivs. Rödel gab zunächst einen kurzen Überblick über die Archivgeschichte allgemein: „Archive gibt es, seit es die Schrift gibt.“ Archive seien Dienstleister für die historische Forschung. Sie stärkten das historische Bewusstsein. Sie seien ein Recht in der offenen Gesellschaft, sie machten politische Entscheidungen transparent. Sie dienten der Unterscheidung von Wahrem und Falschem. Und gerade regionale Archive wie das des Neckar-Odenwald-Kreises dienten der Vergewisserung der eigenen Geschichte und Identität. Der NOK sei nicht nur Nehmer gewesen, sondern habe auch eigene Ideen in die Archivpflege eingebracht. So sei der vom Kreisarchiv organisierte Historikertag Vorbild gewesen für den „Tag der Heimatforschung“ in seiner eigenen Region.

Als Kreisverbandsvorsitzender des Gemeindetags Baden-Württemberg sprach Bürgermeister Thomas Ludwig ein Grußwort. Es sei höchste Zeit gewesen, dass das Archiv im Jahr 1999 gegründet worden sei. Er dankte dem Archiv und Rantasa für die Unterstützung der Kommunen, wenn diese Beratungsbedarf hätten. Der Kreisarchivar sei ein kompetenter Ratgeber. Die Digitalisierung, die nun anstehe, sei ein Fluch und ein Segen. Die Archivalien könnten dadurch leichter für Benutzer bereitgestellt werden, es sei aber unter Umständen auch schwierig, die neuen Techniken zu beherrschen. Auch er gratulierte zum Jubiläum.

Alexander Rantasa stellte seine Rede unter das Motto: „Per aspera ad astra“ – „auf rauen Wegen zu den Sternen“ des römischen Philosophen Seneca. Der Archivar berichtete von der schwierigen Anfangssituation mit den Räumlichkeiten und Aufstellungsmöglichkeiten für die Archivalien. Meilenstein sei dann im Jahr 2010 gewesen, in dem die Rollregale aufgestellt werden konnten, was zu einer Steigerung der Kapazität um 50 % geführt habe. Aktuell habe das Archiv die Aufnahmefähigkeit von 1300 Regalmetern. Allerdings seien inzwischen davon auch schon wieder 95% belegt, sodass eine nächste größere Anlieferung ein Problem mit sich bringen wird. Das digitale Magazin (DIMAG) sei da nur eine bedingte Hilfe. Rantasa präsentierte dann äußerst umfangreich der Versammlung eine virtuelle Jubiläumsausstellung mit allen vorhandenen Beständen. Interessenten können sich diese im Internet ansehen (Internetadresse siehe unten).

Auf dem Programm stand noch ein besonderer Punkt: Thomas John, Sohn des allseits bekannten und beliebten, leider schon 1996 verstorbenen Zeichners und Malers Edgar John, schenkte dem Neckar-Odenwald-Kreis aus dem überaus reichlichen Fundus seiner Familie ein Ölgemälde seines Vaters, das dieser im Jahr 1956 gemalt hatte, eine Szene aus dem von dem Maler überaus geliebten Hüffenhardter Wald. Die Übergabe nahm John zum Anlass, das Leben seines aktiven Vaters noch einmal Revue passieren zu lassen. Darüber hinaus schenkte er dem Landrat ein Exmeplar des letzten Kalenders, den Edgar John mit Bildern aus der Region gestaltet hatte. Von 1973 – 1997 war dieser Kalender jährlich erschienen.

Für den feierlichen Rahmen des Jubiläumsabends sorgten zwei jugendliche Sängerinnen aus der Musikschule Mosbach, Madita Baur und Linas Rudolphi, begleitet mit dem E-Piano von ihrem Musikschulleiter Martin Daab. Sie verzauberten mit drei Liedern die Versammlung. Besonders mit dem letzten Lied, „21 Guns (Green Day)“, erregten sie die Bewunderung der Zuhörer, weil sie da mit ihren jugendlichen Stimmen, ihrem eindrucksvollen Tonumfang und ihrer Dynamik für ein Gegengewicht zu den langen Reden sorgten.

Info: Jubiläumsausstellung im Internet

Text: Dr. Karl Wilhelm Beichert

Autor:

Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis aus Neckar-Odenwald-Kreis

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