„Erntedank – wir haben genug!“
Kreiserntedankfeier des Kreisbauernverbands - Neun Goldene Meisterbriefe überreicht

Foto: Adrian Brosch

Buchen. „Erntedank – wir haben genug!“: Die Kreiserntedankfeier des Kreisbauernverbands Neckar-Odenwald, am Sonntag in der evangelischen Christuskirche Buchen gefeiert, stand heuer unter einem besonders griffigen wie mehrdeutigen Leitspruch. Zum Einen stand das Motto für den Frust der Landwirte über die zuweilen höchst stiefmütterliche Behandlung durch die Politik, zum Anderen versinnbildlichte es die reichlichen Erntegaben. Für diese stand auch der schmucke Erntedankaltar, den die Landwirtsfamilien Kieser, Häfner, Buselmeier und Beuchert gestaltet hatten.

Herzstück war der ökumenische Gottesdienst, den Dekan Folkhard Krall (Mosbach) und Gemeindereferentin Birgit Allabar (katholische Seelsorgeeinheit Buchen) gemeinsam hielten. „Wir feiern, weil wir für die Früchte unserer Arbeit, unserer Liebe und unserer Mühe danken wollen – nicht nur heute, aber heute ganz besonders“, hielt Krall eingangs fest. Auch das gemeinsam angestimmte, an der Orgel von Johannes Wießner begleiteten Lied „Danke für diesen guten Morgen“ verwies auf die Botschaft des Erntedankfests: Man möge die Gaben mit denen teilen, die in Armut darben müssen – es ist genug für alle da, die Ernte war mehr als ausreichend. Dr. Klaus Hahnfeldt, der die Lesung übernommen hatte, fand ebenfalls passende Worte zur Situation: „Wo dein Schatz ist, wird dein Herz sein“, gab er zu bedenken. In seiner Predigt nahm Dekan Krall schließlich Bezug auf die Bauernproteste, die Anfang des Jahres unter anderem mit einer Sternfahrt nach Sinsheim für Aufsehen gesorgt hatten. Umso mehr wünsche man sich in solch unsicheren Tagen Werte wie Ruhe, Vertrauen, Verständigung und das Altvertraute, auf das man immer zählen könne. „Sorgen machen Druck und einen engen Hals. Und wer Angst hat, kann nicht mehr schlucken“, bekundete der Geistliche. Stattdessen möge man den Blick auf Erfreuliches richten – zum Beispiel auf die Vorratskammer des Herzens, in der große Mengen an Hoffnung, Vertrauen und innerer Ruhe selbst in „Dürrephasen“ abzurufen seien. Als großartig könne man auch die Landwirtschaft ansehen: „Es ist wunderbar, dass sie auch in diesem Jahr wieder 80 Millionen Menschen satt gemacht hat. Sie könnte auch andere Länder und Kontinente sättigen, denen die Ernte versagt wurde“, hielt Krall fest und gab den Gläubigen den Appell zu mehr Vertrauen mit.

Aktiv an der Feier beteiligt waren auch die Landfrauen. Sie bereicherten die andächtige Stimmung um eine Meditation, in der die Worte „Bitte“ und „Danke“ hervorgehoben wurden – zwei oftmals verkannte, aber gerade deshalb ungemein wichtige und wertvolle Vokabeln. Vom Beispiel der Natur lässt sich freilich auch ein direkter Bezug zum alltäglichen Leben ableiten: Jedes Dankeschön ist ein Geschenk! Nun gab es sogar Geschenke: Axel Sigmund als Geschäftsführer des Kreisbauernverbands erinnerte in seiner kurzen Ansprache an die langjährige Tradition, die Erntegaben sozialen Zwecken zur Verfügung zu stellen. In diesem Jahr wurden die Kindergärten der Stadt Buchen beschenkt.

Zum Ende des Gottesdienstes dankten Axel Sigmund, Dekan Krall und Gemeindereferentin Allabar allerseits für die „schöne ökumenische Gemeinschaft“. Nach dem Auszug wurde der Vormittag im evangelischen Gemeindehaus fortgesetzt: Hier begrüßte Eric Keppeler als 2. Vorsitzender des Kreisbauernverbands die zahlreichen Gäste in Vertretung Albert Gramlings und lud zu Gedanken über das zurückliegende Jahr ein, ehe Landrat Dr. Achim Brötel die Kreiserntedankfeier als „wichtigen Bestandteil des Jahreskalenders“ definierte und dazu anhielt, der Schöpfung stets mit wachen Augen und wertschätzenden Gedanken zu begegnen. „Das Erntedankfest zeigt uns, wie reich unsere Tische gedeckt sind“, bekräftigte er. Die zuverlässige Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln fungiere zugleich als Garant für politische und gesellschaftliche Stabilität – ein nicht zu unterschätzender Fakt. Nun läge es an der Politik, die Belange der Landwirtschaft nicht mit oberlehrerhaft vorgetragenen Theorie-Exempeln zu schwächen, sondern umso mehr zu stärken. Bürgermeister Roland Burger griff das Motto „Erntedank – wir haben genug!“ auf. Dass der Bedarf an Lebensmitteln weithin gedeckt sei, bedeute nicht, dass man in Überfluss und Völlerei lebe – es stehe aber für einen gewissen Luxus, dem man sich häufig nicht mehr bewusst sei. Hilfreich könne dem die „Rückbesinnung auf das Wesentliche“ entgegen wirken, die zufriedene Gefühle auslösen könne auch in einem selbst.

Abgerundet wurde die Feierstunde durch Dirk Büttner als Fachdienstleiter Landwirtschaft des Landratsamts. Mit sichtlicher Freude führte er durch einen unterhaltsamen Rückblick in das Jahr 1974, ehe er neun Goldene Meisterbriefe an Otto Herkert (Scheidental), Helga Link (Osterburken), Inge Hübl, Walter Hübl (beide: Seligental), Robert Schüßler (Hainstadt), Karl-Ernst Lenz (Strümpfelbrunn), Robert Hemberger (Gerichtstetten), Ingrid Becker (Osterburken) sowie Friedhelm Schöner (Daudenzell) und einen Silbernen Meisterbrief an Thomas Repp (Buchen) überreichte. Im Beisein von Melanie Bender als Vorsitzender des Vereins Landwirtschaftlicher Fachbildung (VLF) gratulierte er den Jubilaren herzlich und lud zum Mittagstisch ein.

Bericht: Adrian Brosch

Autor:

Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis aus Neckar-Odenwald-Kreis

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