Wenn Mut und Entschlossenheit Leben retten:
Sechs Frauen und Männer mit dem Zivilcouragepreis ausgezeichnet – Bei Brand in Buchen Bewohner geweckt

Polizeipräsident Frank Spitzmüller (3. v. l.) und Landrat Dr. Achim Brötel (2. v. r.) zeichneten am Mittwochabend im Alten Rathaus in Buchen die Preisträger des Zivilcouragepreises 2023 aus (mit Urkunde, v. l.): Madeleine Krug, Elvira Schneider, Katja Weismann, Peter Svitlik und Martin Nehring. Krankheitsbedingt fehlte Preisträger Patrick Kubicek. | Foto: Rüdiger Busch
  • Polizeipräsident Frank Spitzmüller (3. v. l.) und Landrat Dr. Achim Brötel (2. v. r.) zeichneten am Mittwochabend im Alten Rathaus in Buchen die Preisträger des Zivilcouragepreises 2023 aus (mit Urkunde, v. l.): Madeleine Krug, Elvira Schneider, Katja Weismann, Peter Svitlik und Martin Nehring. Krankheitsbedingt fehlte Preisträger Patrick Kubicek.
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Neckar-Odenwald-Kreis. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Katja Weismann in der Nacht auf den 26. Juli 2023 nicht durch einen lauten Knall aufgewacht wäre und anschließend so mutig und entschlossen gehandelt hätte. Gegen 0.30 Uhr war in dem dreigeschossigen Mehrfamilienhaus in der Brünner Straße in Buchen ein Brand ausgebrochen. Ein 79-jähriger Mann, in dessen Wohnung es zu brennen angefangen hatte, verlor sein Leben. Dass sich die anderen 16 Bewohner retten konnten, ist dem beherzten Handeln von Katja Weismann und ihrem Nachbarn Martin Nehring zu verdanken, die an allen Wohnungen klingelten und klopften und so alle Bewohner weckten. Dafür wurde den beiden am Mittwochabend im Alten Rathaus in Buchen der Hauptpreis des Zivilcouragepreises 2023 verliehen. Auch die Leistungen der vier weiteren Preisträger wurden von Landrat Dr. Achim Brötel und Polizeipräsident Frank Spitzmüller gewürdigt (s. u.).

Zum 14. Mal verlieh der Förderverein „Kommunale Kriminalprävention – Sicherer Neckar-Odenwald-Kreis“ den Zivilcouragepreis, um das Handeln von Bürgern zu würdigen, die anderen Menschen in einer Notsituation beigestanden oder geholfen haben. Der Hausherr, Bürgermeister Roland Burger, dankte eingangs dem Förderverein und der Polizei für die gute Zusammenarbeit und lobte das Verhalten der Preisträger.

„Zivilcourage heißt, hinzuschauen und nicht wegzuschauen, sich einzumischen für Werte, die uns wichtig sind wie Menschlichkeit, Toleranz und Respekt. Zivilcourage heißt, anderen zu helfen, indem man selbst eingreift oder Hilfe organisiert, sowie Rückgrat zu zeigen“, anerkannte Landrat Dr. Achim Brötel. Die Geehrten seien deshalb „unsere wahren Alltagshelden“. Ihr Handeln sei für eine Gesellschaft mit menschlichem Gesicht unverzichtbar und mache zugleich Mut – „und ich finde: Mutmacher können wir in diesen Zeiten gar nicht genug haben“.

Zivilcourage erfordere nicht unbedingt Heldentum, sondern neben Mut auch Besonnenheit, mahnte der Landrat: Zivilcourage heißt, anderen helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Wie man sich richtig verhält, das hätten die Preisträger gezeigt: „Sie sind im vergangenen Jahr mit hervorragendem Beispiel vorangegangen“, sagte Brötel, „einem Beispiel, das gern Schule machen darf.“
„Die Polizei ist auf Menschen wie Sie angewiesen“, sagte Polizeipräsident Frank Spitzmüller, auf Bürger, die Opfern helfen und der Polizei Hinweise geben. Wachsamkeit sei von großer Bedeutung, auch beim Blick auf die aktuelle Einbruchsserie.

Unter dem Beifall der zahlreichen Gäste zeichneten Brötel und Spitzmüller – Vorsitzender und zweiter Vorsitzender des Fördervereins – anschließend die Preisträger aus. Neben Lob und Anerkennung erhielten sie Urkunden und Geschenkkörbe. Letztere wurden erneut von der Firma Seitenbacher gespendet, wofür der Landrat dankte.

Die Preisträger:

Peter Svitlik (40 Jahre) aus Obrigheim: Am 14. Februar 2023 wurde er bei Mosbach Zeuge eines Verkehrsunfalls, bei dem die Verursacherin einfach weiterfuhr. Svitlik fuhr ihr nach und versuchte sie durch Lichthupe zum Anhalten zu bringen. Als dies gelang, alarmierte er sofort die Polizei und wartete bei der Unfallverursacherin auf die Beamten. Wie sich herausstellte, stand die Fahrerin unter Alkoholeinfluss. „Durch sein aufmerksames Handeln konnten mögliche weitere Unfälle verhindert werden“, sagte Landrat Brötel.

Patrick Kubicek (31) aus Mosbach: Als am 5. April 2023 ein von Mitarbeiterinnen des dm-Marktes in der Pfalzgraf-Otto-Straße in Mosbach ertappter Dieb zu fliehen versuchte, folgte Kubicek dem Täter. Dieser bedrohte ihn zwar mit den Worten „Stop there. I fight your head“, doch der Preisträger ließ sich davon nicht abschrecken und machte wenig später die eintreffenden Streifenbeamten auf den Dieb aufmerksam. „Durch sein couragiertes Handeln hat er wesentlich zur Ergreifung des Täters beigetragen“, lobte Polizeipräsident Spitzmüller.

Katja Weismann (36) und Martin Nehring (23) aus Buchen: In der Nacht auf den 26. Juli 2023 wurde Katja Weismann um 0.40 Uhr durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen. Sofort machte sie sich auf die Suche nach dem Ursprung des Krachs und bemerkte einen Wohnungsbrand in dem Mehrfamilienhaus in der Brünner Straße. Nachdem sie die Feuerwehr alarmiert hatte, versuchte sie, unterstützt durch ihren Nachbarn Martin Nehring, alle 16 Bewohner zu wecken. Sie ließen nichts unversucht, klingelten und klopften an jeder Wohnungstüre, obwohl sich der Brand schnell ausbreitete und ihnen starke Rauchentwicklung zu schaffen machte. In einem Fall brachte Nehring ein älteres Ehepaar sicher ins Freie. Ein 79-jähriger Mann, in dessen Wohnung der Brand ausgebrochen war, starb kurze Zeit später an den Folgen. „Ohne das umsichtige, schnelle, effektive und selbstlose Eingreifen der beiden Helfer wären vermutlich noch viele weitere Personen in Lebensgefahr geraten“, anerkannte Brötel.

Elvira Schneider (56) aus Walldürn: Die Preisträgerin wurde am 7. August 2023 Zeugin, wie eine Autofahrerin in Walldürn beim Ausparken ein anderes Fahrzeug beschädigte und sich danach unerlaubt von der Unfallstelle entfernte. Geistesgegenwärtig fotografierte sie den flüchtenden Pkw und meldete den Vorfall dem Polizeirevier Buchen und dem Geschädigten. Aufgrund des Hinweises konnten die Beamten die Unfallverursacherin sehr schnell ermitteln. „Elvira Schneider hat großen Anteil daran, dass der Geschädigte nicht auf dem Schaden sitzen blieb“, erklärte Spitzmüller.

Madeleine Krug (37) aus Walldürn: Zwei Männer schlugen und traten am 21. September 2023 in Walldürn auf ihr Opfer ein und drohten damit, ihn töten zu wollen. Die Preisträgerin wurde Zeugin dieser Tat und forderte die Täter mit Nachdruck auf, von dem Geschädigten abzulassen. Währenddessen rief sie die Polizei an und teilte dieser die Beschreibung beider Täter mit. Durch ihre präzisen Angaben konnten die Polizeibeamten die Beschuldigten identifizieren und Schlimmeres verhindern. „Hätte sie nicht so umsichtig reagiert, wären die Verletzungen des Geschädigten vermutlich deutlich schwerer ausgefallen“, verdeutlichte Brötel.

Bericht: Rüdiger Busch

Autor:

Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis aus Neckar-Odenwald-Kreis

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