EAN-Infoveranstaltung in Limbach:
Heizungstausch im Bestand mit Wärmepumpen
mh. Limbach. Bürgermeister Thorsten Weber brachte es gleich bei seiner Begrüßung auf den Punkt: „Gas als günstige Übergangstechnologie ist seit dem Ukraine-Krieg weggebrochen – nun gilt es mehr denn je, weg vom Gas, hin zu nachhaltiger Wärme“. Rund 150 Interessierte waren der Einladung der Energieagentur Neckar-Odenwald (EAN) gefolgt, um mehr zum Thema „Heizungstausch im Bestand mit Wärmepumpen“ zu erfahren.
Weber hieß ebenso die Vertreter der EAN, den Leiter Uwe Ristl, Diplom-Physiker Peter Brönner und Mitarbeiter Christian Waldvogel willkommen. Besonders freute er sich über den Besuch von Bürgermeisterkollegen Bernhard Knörzer aus Neunkirchen. Auch dort sei man im Rahmen eines Quartierskonzeptes auf dem Weg, mit einem eigenen Nahwärmenetz, wie es auch in Limbach geplant sei, nachhaltig, unabhängig und umweltfreundlich zu heizen.
Neue Wärmepumpe in altem Haus - geht das?
Uwe Ristl freute sich über den regen Zuspruch. Ursprünglich hatte man eine kleinere Veranstaltung in den Räumen der AWN in Buchen geplant. Die große Nachfrage machte dann jedoch eine größere Räumlichkeit notwendig. Er bedankte sich bei Limbachs Bürgermeister Thorsten Weber für die spontane Bereitstellung der Limbacher Mehrzweckhalle. Dass Wärmepumpen aktuell in Neubauten die bevorzugte Wärmequelle sei, ist bekannt. Doch welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, dass diese auch in Bestandsgebäuden eingesetzt werden können.
Antworten darauf hatte Diplom-Physiker Peter Brönner, der in seinem Vortrag neben grundsätzlichen technischen Informationen auch immer wieder Praxisbeispiele erläuterte. „Seit zwei Monaten werden wir regelrecht mit Beratungsanfragen überrannt“, dies sei auch der Grund für diese „große“ Veranstaltung gewesen. Brönner, gleichzeitig auch langjähriger Berater der Verbraucherzentralen, hatte entsprechende Informationsschriften vorbereitet. Dem entsprechend sei die Wartezeit bei Energieberatern relativ lang. Da jedoch die Fragen der Interessenten in weiten Bereichen gleich seien, könne man mit einer solchen Veranstaltung recht gut weiterhelfen.
Nach der Erläuterung des Funktionsprinzips von Wärmepumpen, durch Verdichten und Verdampfen einer speziellen Flüssigkeit, ähnlich dem Funktionsprinzip eines Kühlschrankes oder einer Klimaanlage, könne man aus „25% elektrischer Energie 100% Wärme erhalten“. Wärmepumpen mit Erdsonde, so die Faustregel, rechneten sich erst bei einem höheren Wärmebedarf wie bei großen Gebäuden oder Mehrfamilienhäusern. Die Betriebskosten seien zwar niedriger, jedoch die Anfangsinvestition aufgrund der Bohrungen recht hoch. Somit seien für normale Häuser die Luft-Wasser-Wärmepumpen die richtige Wahl.
Brönner erklärte, dass der Anschluss an ein Nahwärmenetz, wie diese in Neunkirchen und Limbach geplant seien, üblicherweise besser sei als eine eigene Wärmepumpe. Bei ähnlichen Betriebskosten sei die Anfangsinvestition deutlich geringer und man hätte keine Wartungskosten. Hier müsse man auch die Lebensdauer einer Wärmepumpe berücksichtigen, aktuell gehe man von 15 – 20 Jahren aus. Wichtig für den wirtschaftlichen Betrieb sei die richtige Dimensionierung der Wärmepumpe. Aus seiner Beratungspraxis nannte er ein Beispiel, bei dem verschiedene Planer für ein bestimmtes Haus Anlagen zwischen acht und 24 kW errechnet hatten. Richtig wäre dann die kleinste gewesen. Überdimensionierte Pumpen arbeiten unwirtschaftlich, so Brönner. Dies sei „wie mit einem riesigen Auto um die Ecke zum Bäcker zu fahren“.
Qualifizierte Heizlastberechnung ist wichtig
Das Mittel der Wahl für die genau richtige Dimensionierung der Wärmepumpe sei eine qualifizierte Heizlastberechnung, die entsprechende Fachleute individuell für jedes Haus erstellen könnten. Wärmepumpen benötigen, um wirtschaftlich arbeiten zu können, eine relativ niedrige Vorlauftemperatur von rund 50 °C. Dies bedeute, dass die Heizkörper in den Räumen „groß“ sein müssten. Oder aber eine vorhandene Fußbodenheizung, die aufgrund ihrer großen Fläche eben grundsätzlich mit niedriger Vorlauftemperatur arbeite. Sei diese vorhanden, klappe üblicherweise eine Wärmepumpe ohne Probleme. Bei Heizkörpern liefere eine Heizlastberechnung, und zwar für jeden einzelnen Raum, belastbare Ergebnisse. So könne es beispielsweise sein, dass der einfache Tausch eines einzelnen kritischen Heizkörpers in einen größeren den gewünschten Erfolg bringe. Dies sei billiger, so Brönner, als den Boden für eine Fußbodenheizung aufzureißen.
Wichtige Eckpunkte für die Heizlastberechnung seien die bisherigen Verbrauchsdaten und Informationen über das Haus wie Baujahr und bisherige Sanierungsmaßnahmen. Lägen diese nicht vor, sei die Heizlastberechnung etwas aufwändiger, aber auch machbar. Wichtig für den wirtschaftlichen Betrieb von Wärmepumpen seien die richtige Dimensionierung und die Möglichkeit von geringen Vorlauftemperaturen, eben durch Fußbodenheizung oder große Heizkörper. Moderne Wärmepumpen arbeiten mit Invertertechnologie (modulierbar), Vorgängermodelle ohne diese Eigenschaft sollte man nicht mehr einbauen. Der Preis für eine übliche Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus (8 – 14 kW) läge bei ca. 24.000 Euro inklusiv Einbau, jedoch ohne Entsorgung der Altheizung. Empfehlenswert sei weiterhin, den hydraulischen Heizkreislauf von der Wärmepumpe zu trennen – die geschieht mithilfe eines kleinen Wärmetauschers.
Mit 25% Strom 100% Wärme erzeugen
Die Jahresarbeitszahl (JAZ) sage aus, wie wirtschaftlich die Pumpe arbeitet: Bei einer JAZ von 3,7 wird aus einer kWh Strom 3,7 kWh Wärme erzeugt. Zahlen im Bereich um „4“ oder höher seien anzustreben. Wichtige Rechenmodelle könne man unter www.waermepumpe.de finden.
Die Preise für Gas seien innerhalb eines Jahres um 85% gestiegen, ähnlich dem Öl. Nach den Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme arbeite eine effizient konzipierte Wärmepumpe beim aktuellen Strompreis von 31 Cent immer noch zum vorjährigen, günstigen Preis. Brönner informierte auch, dass die EAN ein „Qualitätsnetz-Bauen“ etablieren wolle. Bei diesem Netzwerk, aktuell im Aufbau, seien Akteure vereint, die großen Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit beim Bauen legen.
Viele interessante Fragen
Bei der anschließenden Fragerunde gab es zahlreiche Meldungen: Wie gut ist die Kombination Wärmepumpe (WP) mit Photovoltaik? Photovoltaik sei immer gut, allerdings spezielle in Bezug auf die WP müsse man davon ausgehen, dass bei einem trüben Wintertag nicht genügend Strom für die Heizung geliefert würde. Bei einer bestehenden WP für Warmwasser – empfiehlt sich für einen Heizungstausch eine zweite, separate WP? Ja, wegen des unterschiedlichen Temperaturniveaus. Ist eine vorhandene Einrohrheizung ein Ausschlusskriterium? Nein, maßgeblich ist die vorhandene Vorlauftemperatur. Großer Raum nahmen Nachfragen zu Geräuschemissionen von WP ein. Die EAN empfiehlt, mindestens drei Meter vom Nachbargrundstück entfernt zu bleiben. Dabei sei die Himmelsrichtung für die WP relativ egal, wichtig sei ein freier Luftstrom. Für den anfallenden Blütenstaub reiche lt. Brönner die jährliche fachmännische Wartung aus. Legionellenproblematik gäbe es, so Uwe Ristl auf Nachfrage, in bewohnten Einfamilienhäusern eher selten. Wichtig sei, dass alle Leitungen regelmäßig benutzt würden. Auch die Kombination von WP und PV-T Modulen auf dem Dach (eine Kombination aus Photovoltaik und Wärmetauscher) sei sinnvoll. Mit dieser Technologie wird Strom und Warmwasser erzeugt - beides könne direkt für die WP genutzt werden. Abschließend bedankten sich die Gastgeber für die rege Teilnahme, für Rückfragen stehe man bei der EAN gerne zur Verfügung.
Autor:Martin Hahn, AWN Buchen aus Buchen |
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