Aufrüttelnder Dokumentarfilm »Wir sind Juden aus Breslau«
Kinogespräch im Erlenbacher Kino Passage - Schirmherr Landrat Jens Marco Scherf

Die Initiatoren des Kinogesprächs von links: Helmut Platz von der kommunalen Jugendarbeit, Regisseurin Karin Kaper, Landrat Jens Marco Scherf und Kino-Geschäftsführer Dieter Lebert.  | Foto: Ruth Weitz
  • Die Initiatoren des Kinogesprächs von links: Helmut Platz von der kommunalen Jugendarbeit, Regisseurin Karin Kaper, Landrat Jens Marco Scherf und Kino-Geschäftsführer Dieter Lebert.
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Erlenbach. Aufrüttelnd und authentisch, so ist der Dokumentarfilm »Wir sind Juden aus Breslau« von Karin Kaper und Dirk Szuszies zu bezeichnen, der am 18. März im Kino Passage in Erlenbach gezeigt wurde. Landrat Jens Marco Scherf hat die Schirmherrschaft für die in Kooperation von Kino Passage und Kommunaler Jugendarbeit angebotene Filmvorführung mit anschließender Diskussion übernommen.

Eingangs betonte Scherf, wie wichtig es ist, die Errungenschaften der Demokratie zu verteidigen und die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten, um die Folgen von nationalistischen und menschenverachtenden Parolen und politischen Strömungen zu verdeutlichen. »Der Film zeigt uns, was mit unserer Gesellschaft passieren kann, wenn wir uns nicht an die Vergangenheit erinnern«, so der Landrat.

Die Regisseurin Karin Kaper unterstrich dies und sagte, dass der Film gerade in Zeiten des zunehmenden Antisemitismus eine emotionale Brücke von der Vergangenheit in eine von uns allen verantwortlich zu gestaltende Zukunft darstelle. Die Intention sei, ein eindringliches Zeichen gegen stärker werdende nationalistische und antisemitische Strömungen zu setzen.

Zum Inhalt: 14 Zeitzeugen stehen im Mittelpunkt des Dokumentarfilms »Wir sind Juden aus Breslau«, die sich an vergangene Zeiten und die Schreckensherrschaft unter den Nazis erinnern. Als Kinder waren sie voller Erwartungen in Breslau zuhause, in der Stadt, wo einst die drittgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands beheimatet war. Doch als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, einte die Heranwachsenden die Verfolgung und die ständige Furcht vor dem Tod. Einige gingen ins Exil, andere überlebten die Gräueltaten im

Konzentrationslager von Auschwitz oder Bergen Belsen. Ob in den USA, England, Frankreich oder auch Deutschland, sie alle bauten sich später ein neues Leben auf und wirkten sogar an der Gründung des Staates Israel mit. Jahrzehnte später unternehmen sie nicht nur eine Reise zurück in die Heimat, sondern auch in die Vergangenheit und lassen eine deutsch-polnische Jugendgruppe an ihren Erfahrungen teilhaben.

In der von Helmut Platz, Leiter der kommunalen Jugendarbeit, moderierten Diskussionsrunde zeigte sich die Mehrzahl der Kinobesucher berührt von den Geschichten, die von den 14 Protagonisten erzählt wurden. Die Lebensgeschichten der »Generation Holocaust«, die Verfolgung, Leid und Hass erfahren musste, sind facettenreich. Karin Kaper fasste zusammen, dass die deutschen Juden aus Breslau, die überlebt hatten, bei Null wieder beginnen mussten, um ihr Leben neu zu gestalten. »Uns hat es emotional sehr gepackt, diesen Film zu machen«, bekannte die Regisseurin. Gerade die unterschiedlichen Sichtweisen und Lebenseinstellungen der heute rund Neunzigjährigen seien beeindruckend.

»Kann Hass vergeben und vergessen werden?«, eine rhetorische Frage, die einer der Protagonisten im Film stellte und erinnerte: »Wir waren Objekte von Zerstörung.« Unter den rund hundert Besucherinnen und Besuchern im Kino befanden sich kaum junge Menschen, was Platz bedauerte. »Geschichte ist jetzt«, sagte er und meinte, dass noch sehr viel an der Thematik gearbeitet werden müsse. Karin Kaper berichtete, dass die Jugendlichen großes Interesse zeigten, wenn der Film in Schulen aufgeführt werde.

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