Lange Woche der Demokratie
Friedrich Ebert im Fokus am HSG
Das letztwöchige Staudinger-Forum stand ganz unter dem Zeichen der Widerstandsfähigkeit der Demokratie. Als weiteres Highlight der „Langen Woche der Demokratie“ gastierte Prof. Dr. Walter Mühlhausen, Leiter der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, am Hermann-Staudinger-Gymnasium. Mitinitiiert wurde dies durch die Theodor-Heuss-Stiftung im Rahmen des Projektes „100 Köpfe der Demokratie“, die Referenten und Referentinnen an Bildungseinrichtungen vermitteln. Prof. Mühlhausen referierte über den ersten Reichspräsidenten der ersten deutschen Demokratie, Friedrich Ebert. Insbesondere an der Person Ebert konnte man gut die Zähigkeit der Demokratie an diesem spannenden Abend ablesen: „Viele reden über verpasste Chancen“, umriss Prof. Mühlhausen seinen Vortrag, „aber die verhinderten Katastrophen gilt es vielmehr in den Blick zu nehmen.“ Die Einigkeit der Demokratien in den unruhigen Zeiten nach der Niederlage des Ersten Weltkriegs, der für viele überraschend kam, da die Propagandamaschine des Kaiserreichs vier Jahre lang auf Hochtouren lief und jeden Geländegewinn von 50 Metern an der Westfront frenetisch feierte. Die daraus entstehende Lüge der Dolchstoßlegende gewann viele Anhänger, die diesen „fake news“ glaubte. Und Ebert war nicht der willfährige Demokrat, denen viele politischen Gegner ihn sahen. Er trug sich mit Rücktrittsgedanken, als der Versailles Vertrag unterschrieben werden musste, er, der zwei Söhne im Krieg verloren hatte und von seinen Gegnern als „Landesverräter“ diffamiert wurde. Seine Person stand von allen Seiten unter Druck, kein Wunder, dass ein verschleppter Blinddarmdurchbruch durch einen langwierigen Justizfall nicht rechtzeitig erkannt wurde und mit Friedrich Ebert einer der standfestesten Demokraten der ersten Stunde der Weimarer Republik 1925 im Alter von 54 Jahren verstarb und Hunderttausende Abschied von ihm nahmen bei seinem Leichenzug.
Kurzweilig und mit Bonmots verziert wusste Prof. Mühlhausen seine Zuhörer zu fesseln und anschließend auf die zahlreichen Fragen einzugehen. Die Persönlichkeit Eberts in all seinen Facetten und den schwierigen Umständen, die das Schiff Demokratie durch diese erste Zeit kommen ließ, dies gelang Prof. Mühlhausen in seinem Vortrag ausgezeichnet.
Autor:Dirk Simon aus Erlenbach a.Main |
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