Das HSG verabschiedet Joachim Hammer
Ein musikalischer Abschied
Beim Abschied wird die Zuneigung zu dem, was wir schätzen, immer noch etwas wärmer. Montaignes Feststellung trifft ins Schwarze, denn genau das war deutlich zu spüren, als sich das gesamte Kollegium in der Lehrerkonferenz am 7.2.2023 bei Joachim Hammer für seine sehr geschätzten Dienste am HSG von Herzen bedankte.
Nach dem bestandenen 2. Staatsexamen und der erfolgreich abgelegten künstlerischen Diplomprüfung (Klavier) trat der aus Boxberg stammende Joachim Hammer das Referendariat am Riemenschneider-Gymnasium in Würzburg an. Ab Februar 1988 war er am Hermann-Staudinger-Gymnasium als Musikpädagoge tätig, wo er mit dem unvergessenen Bernd Wehle ein geniales Duo bildete. Die beiden bescherten durch ihre Begabungen und ihr großes Engagement dem HSG und seiner Schülerschaft phantastische Konzerterlebnisse: Es gab große Projekt mit bis zu 200 teilnehmenden Schülern, oft in Kooperation mit der Musikschule der Stadt Erlenbach und dem Gemischten Chor Erlenbach - erinnert sei beispielsweise an die beiden Aufführungen der Carmina Burana von Orff, an Rombergs „Lied von der Glocke“, aber auch an kleinere Formate wie die Aufführung der „Schönen Magelone“ von Brahms, die die beiden Künstler ganz alleine auf wunderbare Weise gestalteten. An sämtlichen – sehr zahlreichen – Schulkonzerten war Joachim Hammer nicht nur als Pianist auf der Bühne, sondern natürlich vor allem auch vorbereitend hinter den Kulissen tätig, und das mit einer sprichwörtlichen Engelsgeduld und auch manchmal bewundernswerter Leidensfähigkeit, wenn das angestrebte musikalische Ergebnis auf sich warten ließ. Und die Schüler liebten ihn dafür! Seine Unaufgeregtheit und Freundlichkeit, sein Verständnis für die Kinder und sein herausragendes pianistisches Können machten ihn zu einem der beliebtesten Kollegen der Schule. Bei ihm ging es nicht um Noten für´s Zeugnis, nur um die auf den berühmten fünf Linien, die ihm die Welt bedeuten. Wenn eben das nicht bei jedem Schüler der Fall war, wurde alles darangesetzt, auch ihm Spaß am musikalischen Tun zu vermitteln, und das in der Regel mit Erfolg. Dazu trug sicher auch bei, dass man ihn bei freiwilligen Chorwochenenden als unaufgeregten Organisator, Korrepetitor und musikalischen Leiter erleben durfte, dass es viele Opern- und Konzertfahrten mit ihm gab, dass er bei Schulfeiern, Gottesdiensten, Abiturfeiern, Theateraufführungen und als Begleitung von Seniorennachmittagen im Rahmen des Projekts „Begegnung der Generationen“ selbstverständlich von der Schulfamilie mit größter Regelmäßigkeit eingesetzt wurde. Unvergessen sind auch seine Kompositionen, die HSG-Hymne zum Beispiel oder seine Improvisationen am Klavier über die Töne H, Es und G anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Schule.
Natürlich wurde man auch außerhalb des HSGs auf seine vielfältigen Fähigkeiten aufmerksam: Die Lehrerakademie in Dillingen verpflichtete ihn als Referenten für z.B. Jazz, afrikanische Musik und ihre Verbindungen zu Rock- und Popmusik, Musikpsychologie und Jazz-Improvisationen im Unterricht.
Joachim Hammer tritt mit unserem ehemaligen Kollegen Dieter Schaller regelmäßig als Duo auf: POESIE & PIANO nennen sie sich und sie erfreuen das Publikum mit kabarettistischen Programmen wie „Morgennatz und Ringelstern“. Darüber hinaus war der Vollblutmusiker gern gesehen an der Volkshochschule, engagiert sich als Chorleiter, ist ein gefragter Pianist und Organist, veranstaltet immer wieder Benefizkonzerte für die Palliativstation Aschaffenburg.
Was hatten wir für ein Glück, dass dieser sensible Künstler von Format so lange Zeit jederzeit bereitwillig für alle unsere musikalischen Aktionen zu haben war!
Ab September 2020 wurde Joachim Hammer dann zu Hause gebraucht, wo er sich in die Feinheiten der Pflege einarbeitete. Die ihm eigene ausgeprägte Fähigkeit zur Empathie und Ruhe in allen denkbaren Situationen sind dabei sicher sehr hilfreich.
Im Namen der gesamten Schülerschaft, der Eltern und aller am HSG Tätigen bedanken wir uns bei Joachim Hammer, dem Mann der leisen Töne, für seine engagierte Arbeit an unserer Schule und wünschen ihm nur das Beste für die Zukunft! Die Schulfamilie wird ihn am Winterkonzert am 14.2.2023 - und nicht zum letzten Mal, das hat er versprochen – als Pianisten erleben und dabei offiziell in den Ruhestand schicken. Dabei halten wir es mit Goethe: „Heute geh ich. Komm ich wieder, / Singen wir ganz andre Lieder. / Wo so viel sich hoffen lässt, / Ist der Abschied ja ein Fest.“
Autor:Dirk Simon aus Erlenbach a.Main |
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