Regionales Mobilitäts- und Siedlungskonzept
mit Licht und Schatten

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c/o Dr. Hans Jürgen Fahn,  Kreisrat
Justin-Kirchgäßner- Str.11
63906 Erlenbach

Das REMOSI-Gutachten ( Regionales Mobilitäts- und Siedlungskonzept hat einige positive Vorschläge, lässt aber viele Fragen offen.

Am 5.7.21 beschloss der Kreisausschuss auf Antrag der ÖDP, dass das Remosi Gutachten auch im Kreistag vorgestellt wird. Dieses Gutachten, das 200000 € gekostet hat zeigt viele positive Ergebnisse, mit denen wir jetzt arbeiten können. Daher haben viele Bürgerinitiativen am Untermain (z.B. in Stadtprozelten oder in Sulzbach) dies auch so bewertet. Gut ist auch der Satz, dass die verkehrliche Anbindung der Region in das überregionale Verkehrsnetz weiter verbessert, die Verzahnung der Verkehrsbünde intensiviert und Engpässe beseitigt werden. Und natürlich ist positiv, dass der Radverkehr gestärkt werden soll. Dies ist unbedingt sinnvoll und notwendig. Radfahren ist ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz. Mit dem Mobilitätsbeauftragten haben wir einen guten Einstieg geschaffen. Was jetzt noch fehlt, ist eine Radforum so wie dies in der Stadt Aschaffenburg schon seit 5 Jahren existiert.
Der grösste Schwachpunkt wird zuerst genannt: In den ersten Vorentwürfen (sogn. Eckpunktepapier) stand ganz klar: „Nicht einzelkommunale Lösungen für bestehende Verkehrsprobleme, sondern ein Gesamtverkehrs- konzept für die Region“. Daher wäre es nötig gewesen, auch alle geplanten Ortsumgehungen auf den Prüfstand zu stellen. Das wurde aber nicht gemacht. Im Gegenteil: Jetzt heißt es: „Die Projekte des vordringlichen Bedarfs gelten als gebaut“. Daher war die Aussage von BM Reinhard am 25.6.21 im Planungsverband völlig richtig, als er sagte, dass es durchaus Sinn mache, umstrittene Projekt wie die OUG Sulzbach in die Prüfung einzubeziehen, weil dadurch auch neue Verkehrsströme entstehen. Davon findet man im Gutachten nichts. Ein entscheidender Schwachpunkt. Frage: Wird es ein Gesamtverkehrskonzept noch geben ?
• Die Erfahrungen zeigen, dass eine gleichzeitige Stärkung von Schienen- und Straßenverkehr (z.B. durch Umgehungsstraßen) in der Summe den Schienenverkehrs schwächt. Daher muss im neuen Regionalplan die Stärkung des Schienenverkehrs die absolute Priorisierung (auch finanziell) besitzen.
• Eingleisigkeit der Maintalbahn verhindert stärkere Frequentierung der Bahn und führt zu mehr Verkehr (insbesondere LKW-Verkehr) auf den Straßen.
Mittel- und langfristig muss eine Zweigleisigkeit der Bahnstrecke Miltenberg – Aschaffenburg angestrebt werden. Zumindest müssen die Gemeinden Obernburg und Sulzbach (evtl. auch Erlenbach) bereits heute entsprechende Flächen freihalten. Dies geschieht durch entsprechende Ergänzungen im Flächennutzungsplan (durch Beschluss in den entsprechenden Gemeinde- und Stadträten). Auch sollte dazu ein entsprechender Beschluss im Planungsverband gefasst werden (mit gleichzeitiger Aufnahme in den Regionalplan).Derzeit befinden sich ohnehin schon ca.80% der Flächen im Besitz der Kommunen.
• Aktuelle Machbarkeitsstudie ist zu berücksichtigen
Der Landkreis Miltenberg erstellt gerade eine Machbarkeitsstudie „Güterverkehr auf der Schiene im Lkrs. Miltenberg“. Dort werden u.a. Kreuzungspunkte, Stellwerke, Überholgleise, Lärmschutz und die Zweigleisigkeit zumindest auf bestimmten Streckenabschnitten geprüft. Derzeit ist die eingleisige Strecke schon durch den Personenverkehr so stark belastet, dass ein zusätzlicher Güterverkehr kaum möglich ist . Hier brauchen wir dann Nachtfahrten. Und hier wäre es wichtig, wenn wir es schaffen, den Müll auf der Schiene nach Schweinfurt zu transportieren.
• Stärkung der Bahn mit einem Schnellbahnnetz Untermain und zusätzlichen Brücken (z.B. zwischen Sulzbach und Niedernberg bzw. zwischen Klein- und Großwallstadt und in Miltenberg für Fußgänger und Radfahrer als Zubringer. Stärkung von Sulzbach auch als Kreuzungsbahnhof ist sinnvoll und notwendig. Die Realisierung des Kreuzungsbahnhofs darf auf keinen Fall mit der Förderung eines Baus einer N-S-Umgehung in Sulzbach „gekoppelt“ werden. Denn der Bau einer N-S-Umgehung wird Verkehr von der Schiene auf die Straße verlagern, was in diesem Fall völlig kontraproduktiv ist. Laut Remosi werden 15000 Fahrgäste mehr erwartet. Diese Zahl berücksichtigt nicht, dass neue Projekte (z.B. OUG Sulzbach) dann wieder Personen zurück auf die Straße „führen“. Insgesamt muss eine Expresslinie Miltenberg- Frankfurt realisiert werden. Nur so lassen sich die Pendlerströme mit der Bahn in und aus Rhein-Main deutlich erhöhen.

• Die angedachten Brücken für Radfahrer und Fußgänger sind zu begrüßen, aber hier sind die Kommunen gefordert, auch wenn es um Finanzierung geht. Hier benötigen wir entsprechende Förder- programme.
• Das Gutachten nennt sich kompakt und ambitioniert und kommt bei der CO2-Belastung auf 164000 t CO2 pro Jahr, was aber aufgrund der bestehenden hohen Luftbelastung noch viel zu hoch ist und nicht zur Klimaneutralität am Untermain führen wird (der aktuelle CO2-Verbrauch am Untermain beträgt 11 t/Einwohner und Jahr. Die CO2-Emissionen sind am Untermain seit 2009 nur um 3% gesunken. Hier ist noch viel Luft nach oben.
• Fazit: Das Gutachten zeigt mehr Schatten als Licht, bietet aber eine gute Diskussionsgrundlage in den einzelnen Kommunen. Ein großer Wunsch zum Schluss: Wir brauchen in Zukunft ein gemeinsames Verkehrsmodell von Remosi und Staatlichem Bauamt. Hier bitte ich darum, dass Landrat Scherf dieses Thema beim Staatlichen Bauamt vorbringt.

Autor:

Hans Juergen Fahn aus Erlenbach a.Main

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