Gelber Sack oder Gelbe Tonne?

„Sollen im Landkreis Miltenberg in Zukunft die Leichtverpackungen und ähnliche Wertstoffe weiterhin im Gelben Wertstoffsack eingesammelt werden oder soll die Gelbe Tonne eingeführt werden?“ Zu dieser Frage tauschten sich die Mitglieder des grünen Kreisverbandes und weitere Interessierte auf ihrer Kreisversammlung aus, die am Montag, 04. Januar 2019 in Elsenfeld stattfand.
Landrat Jens Marco Scherf informierte die Versammlung zunächst über die Rechtsgrundlage. Am 01.01.2019 trat das neue Verpackungsgesetzt in Kraft, das – im Gegensatz zu früher – den Kommunen eine größere Beteiligung bei der Frage, wie die Verpackungen eingesammelt werden, einräumt. Er betonte, dass der Landkreis schon seit vielen Jahren, anderes wie in vielen anderen Kommunen, über den Gelben Sack nicht nur Verpackungen, sondern auch Wertstoffe, die keinen grünen Punkt haben, einsammeln lässt.

Kreisvorsitzende Marion Becker bezog sich in ihren Ausführungen auf eine Studie des Umweltbundesamtes, das verschiedene Sammelsysteme miteinander verglich. „Was wirklich eindeutig besser ist, Sack oder Tonne, kommt in diesem Gutachten meiner Ansicht nach nicht rüber“, lautete ihr Fazit. Sie verwies allerdings auf sehr gute Erfahrungen der Stadt Hanau, die schon seit 19 Jahren die Gelbe Tonne hat. „Im Landkreis Miltenberg werden pro Jahr ca. 3 Millionen gelbe Säcke für die Entsorgung verbraucht. Das ist das falsche Signal,“ ist sich die Kreisvorsitzende sicher.
Sie hob in ihren Ausführungen hervor, dass das A und O allerdings die Müllvermeidung sei.
„Der beste Müll ist der, der nicht entsteht“, so Marion Becker.
Dr. Nina Schüßler, Mitglied im Ausschuss für Energie, Natur- und Umweltschutz, betonte nach ausführlicher Auseinandersetzung mit der Thematik, dass die fachliche Entscheidung für Tonne oder Sack nicht leicht sei. Beide Erfassungssysteme hätten Vor- und Nachteile und letztendlich müsse man abwägen, was einem wichtig bzw. weniger wichtig sei. Da aber die Menge an Plastikmüll seit Jahrzehnten kontinuierlich steigt, was die bekannten dramatischen Probleme für Umwelt und Lebewesen mit sich bringt, hätte eine gelbe Tonne eine Signalwirkung in die richtige Richtung.
In der anschließenden Gesprächsrunde wurde deutlich, dass die Mehrheit der Anwesenden aus ganz unterschiedlichen Gründen die Erfassung mit der Gelben Tonne bevorzugte. Wobei Gerhard Weber vom Naturschutzverein in Elsenfeld eine salomonische Lösung vorschlug: „Lassen wir doch die Bürger selber entscheiden, ob sie eine Tonne oder einen Sack haben wollen“, schlug er vor. „Egal für welche Lösung sich der Landkreis entscheidet, es wird immer Menschen geben, die nicht damit einverstanden sind. Mit einer Wahlmöglichkeit kann man diesen Konflikt vermeiden.“
Dr. Hans Jürgen Fahn, 2. Vorsitzender des Bundes Naturschutz im Landkreis Miltenberg, informierte die Versammlung, dass es keine Stellungnahme von Seiten des Bundes Naturschutz gebe. Er schlug allerdings vor, eine Bürgerbefragung im Landkreis Miltenberg durchzuführen.
Sehr deutlich wurde allerdings auch, dass das größte Problem nicht die Erfassung, sondern der eklatant gestiegene Verbrauch von Plastik, die mangelnde Recyclingfähigkeit und die zum Teil verantwortungslosen Entsorgungswege sind. Michael Kabey wies auf eine weitere Entwicklung seit der Einführung des grünen Punktes und der Entsorgung durch den gelben Sack hin: “ Mit der Einführung des gelben Sackes wurden die Diskussionen über die Müllvermeidung ad acta gelegt. Alle haben ein gutes Gewissen, weil wir den Abfall jetzt sauber trennen und der Wiederverwertung zuführen. Es wird Zeit, dass wir die Diskussion über die Abfallvermeidung wieder aufnehmen,“ so Kabey.
Abschließend sicherte Landrat Jens Marco Scherf zu, die in der Versammlung geäußerten Vorschläge aufzunehmen und in den Verhandlungen mit dem Dualen System Deutschland (DSD) abzuklären, was möglich sei.

Autor:

Petra Münzel aus Erlenbach a.Main

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