Altes Brauchtum neu entdeckt – der Kräuterbüschel
Auf Einladung des Frauenkreises Wörth hielt die Kräuterfachfrau Renate Köller zu dem Thema „Altes Brauchtum neu entdeckt - der Kräuterbüschel“ einen interessanten und kurzweiligen Vortrag über das Brauchtum des Kräuterbüschels, die Heilkräuter des Kräuterbüschels und deren Anwendung.
Der Brauch Kräuter zu sammeln und sie segnen zu lassen stammt bereits aus dem 17. Jahrhundert. Die Zeit zwischen Mariä Himmelfahrt (15.08.) und Mariä Geburt (08.09.) gilt seit jeher als besonders günstige Zeit um Heilkräuter zu sammeln, denn in dieser Zeit haben die Kräuter einen hohen Wirkstoffgehalt. Dem Glauben nach liegt in dieser Zeit ein besonderer Segen der Gottesmutter auf allem. Die Anzahl der gesammelten Kräuter sollte durch 3 teilbar sein. In der Regel enthält ein Kräuterbüschel mindestens 9 verschiedene Heilkräuter. Wenn der Kräuterbüschel als kleine Hausapotheke genutzt wird, dann sollte man die Plätze an denen gesammelt wird besonders sorgfältig aussuchen, denn die Kräuter sollten möglichst staubfrei sein und an Plätzen gesammelt werden, an denen vorher kein Unkraut-Vernichtungsmittel oder anderes Gift ausgebracht worden ist.
Von unseren Vorfahren wurde der Kräuterbüschel unter dem Dach aufgehängt. Dort sollte er das Haus und seine Bewohner vor Blitz und bösen Geistern schützen. War eines der Tiere krank, wurden ihm Kräuter aus dem Kräuterbüschel unter das Futter gemischt. Interessant war auch, dass früher der Apotheker, bevor er ein Rezept ausstellen durfte, den Heiligen Geist anrufen musste. Die Kräuterbüschel wurden bis an Johanni (24.06.) des Folgejahres aufbewahrt. Was bis dahin noch nicht verbraucht war, wurde in das Johannisfeuer geworfen, denn geweihte Kräuter dürfen nicht in den Abfall geworfen werden.
Von Seiten des Frauenbundes wird dieser Brauch auch heute noch gepflegt. In den Tagen vor dem 15. August sieht man uns mit Schere und Korb durch die Flur wandern und Kräuter sammeln. Diese werden – da heuer der 15.08. ein Montag ist – am Samstag, den 13.08. ab 14.00 Uhr im Pfarrhof zu Kräutersträußen gebunden. Während des Gottesdienstes an Mariä Himmelfahrt werden die Kräutersträuße gesegnet und nach dem Gottesdienst gegen einen geringen Obolus verkauft.
Da es immer schwieriger wird Heilkräuter zu finden, sind wir für Kräuterspenden aus den Hausgärten sehr dankbar.
Autor:Renate Ferber aus Wörth a.Main |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.