Ein Jahrhundert - vier Feste
Über die Tradition der Heimattage in Waldstetten - Teil 4

Das Heimatfest vom 11. Juli bis 14. Juli 1975
„Werfen wir nicht einfach – um eben mit aller Gewalt modern zu sein – alles Alte weg, sondern prüfen wir sorgfältig und behalten das Gute, Bewährte. Das ist im besten Sinne konservativ, d.h. einer gesunden Tradition verpflichtet.“ – Roman Kuhn, Festrede 1975
Den Worten des Festredners folgend und der Tradition verpflichtet, feierte man im Juli 1975 in Waldstetten das dritte Heimatfest.
Ratschreiber Bernhard Wörner verfasste einen Artikel für die lokalen Zeitungen: „Es ist jetzt 50 Jahre her, daß man sich in Waldstetten anschickte, Söhne, Töchter und Freunde aus nah und fern zu einem ersten Heimatfest zusammenzurufen. Die noch lebenden älteren Mitbürger erinnern sich noch gerne an diese Tage, die der Liebe und Treue zur Heimat besonderen Ausdruck verliehen haben. Das Fest hatte eine derartige Resonanz, daß man schon damals beschloß, Feste dieser Art in bestimmten Zeitabständen abzuhalten.“
Das Heimatfest 1975 startete am Abend des 11. Juli mit der feierlichen Weihe des neuen Ehrenmales am Friedhof, das dem Gedenken der Opfer der beiden Weltkriege gewidmet ist. Ortspfarrer Josef Anton Berberig mahnte zur Erhaltung des Friedens. VDK Kreisvorsitzender Fladrich schloss sich diesem Appell an. Das neue Ehrenmal solle für die Toten ein Ehren- und Gedenkmal, für die Lebenden ein Mahn- und Warnmal sein.
Auch 30 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges war man vom ersehnten sicheren Frieden noch immer weit entfernt. Innerhalb Deutschlands waren die Zeiten darüber hinaus belastet vom Terror der Roten Armee Fraktion und einer massiv ansteigenden Arbeitslosigkeit.
Friedlich dagegen, wenn auch von einigem Protest begleitet, gingen die Kreis- und parallel dazu die Gemeindereform vonstatten. Waldstetten kam einer angedachten Eingemeindung zuvor, indem man sich schon vorzeitig und freiwillig mit der Gemeinde Höpfingen zusammenschloss. Zum ersten Mal in der Dorfgeschichte feierte man das Heimatfest nicht mehr als selbstständige Gemeinde. Höpfingens Bürgermeister Karl Schell fand dafür anerkennende Worte: “Wir angestammten Höpfinger glauben zu wissen, wieviel innere Überwindung dieser Schritt von den die Verantwortung tragenden Personen, aber auch von allen Einwohnern, diese Unabänderlichkeit einsehend, abverlangt hat. Die aufnehmende Gemeinde wird bestrebt sein, das damit in sie gesetzte Vertrauen zu würdigen, indem sie den Ortsteil Waldstetten als gleichberechtigten Partner sieht und behandelt.“
Am späteren Abend des 11.07.1975 eröffnete Ortsvorsteher Otto Bassing das Festbankett im Festzelt. Anschließend richtete Bürgermeister Schell seine Grußworte an alle Gäste. Die Festrede wurde von Roman Kuhn vorgetragen. Oberbauingenieur Kuhn wurde im Jahr 1929 in Waldstetten geboren. Er war als Schüler an der Handelsschule in Walldürn, musste aber zu Kriegszeiten, anstelle des Unterrichts, Dienst auf dem Militärflugplatz in Dornberg verrichten. Später ging er aus beruflichen Gründen nach Stuttgart, wo er zunächst als Bauarbeiter und schließlich als Architekt arbeitete. Seine Frau Maria (geb. Emmert) stammte ebenfalls aus Waldstetten. Beide waren der Heimat stets verbunden und verbrachten ihre Wochenenden oftmals im Dorf.
Zwischen den Grußworten der zahlreichen Ehrengäste lauschte man den Darbietungen der Waldstetter und Höpfinger Chöre. Ein besonderer Höhepunkt war die Vorstellung des von Gottfried Hartmann und Hubert Wörner erstellten ersten Waldstetter Heimatbuches.
Am Samstag folgte ein Bunter Abend mit bekannten Künstlern. Es gab Artistik und bayerische Folklore. Auch ein Karikaturist sorgte für gute Laune im Festzelt. Berühmtester Gast war Sepp Gußmann mit seiner Trachtenkapelle, die abschließend für Tanzmusik und beste Unterhaltung sorgte.
Den Festsonntag begann man mit einem feierlichen Gottesdienst, zelebriert von den beiden Geistlichen Ortspfarrer Berberig und Pfarrer Ferdinand Nörber. Pfr. Nörber, geboren 1919 in Waldstetten, war bis 1982 Ortsgeistlicher in der Pfarrei Bischweier bei Rastatt. Im Jahr 1948 feierte er seine Primiz in der Heimatgemeinde. Er war bisher der letzte aus Waldstetten stammende Priester.
Unter dem Motto „Bauer und Handwerk – einst und jetzt“ wurde den zahlreichen Zuschauern, am Nachmittag, ein Festzug mit über 50 Zugnummern präsentiert. Pfarrer Berberig war stolz auf seine Stedemer: „Auch die vom Volk sinnvoll gebotene Folklore in einer fast raffinierten Werk- und Lebensdarbietung schon allein beim Festzug. Da fehlte aber nichts, von der Sichel bis zur Kerwe, von dem Kuhpflug bis zur fahrenden Mühlfertigkeit.“ Nach Ansicht des Geistlichen präsentierte man sich fernsehreif: „Wenn schon Report, dann hätte Südfunk Stuttgart nicht fehlen dürfen“.
Am Montag ließ man das 3. Waldstetter Heimatfest mit einem Kinderfestzug, Kinderbelustigung und Tanzmusik ausklingen.
Ratschreiber Wörner vermerkte in seinem Zeitungsartikel: “Gewiß bedeutet eine solche Veranstaltung für einen Ort wie Waldstetten ein Wagnis. Deshalb einigte man sich auch darauf, ähnliches erst wieder 25 Jahre später abzuhalten.“
Nehmen wir diesen Vorsatz aus der Vergangenheit mit in die Zukunft. Waldstetten will seiner Tradition treu bleiben. Eine herzliche Einladung ergeht an alle, die vom 05.07. bis zum 07.07.2025 mit den Stedemern das 5. Heimatfest feiern wollen.
Fortsetzung folgt!

Autor:

Helga Frisch aus Waldstetten

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