Von Frankreich über Diedesheim bis Georgien
Europäische Weinwanderung verband Kommunal- mit Europawahl

Neckar-Odenwald-Kreis, Mosbach. bd.
Welchen Einfluss Europa auf unsere Kommunen hat und wo in Europa der beste Wein produziert wird - diese beiden Betrachtungen sind die NOK - Grünen “nachgegangen” - und zwar wörtlich in Form einer Weinwanderung. Als Wanderführer fungierte der Heidelberger Europawahl-Kandidat Emil Schenkyr, lokal assistiert von Lena-Marie Dold und Arno Meuter. Schenkyr ist auch Vorstand der Jungen Europäischen Grünen, zur Wegzehrung waren Weine aus Frankreich, Ungarn, Serbien, Georgien sowie der in Diedesheim angebaute “Kreisler” im Wandergepäck des guten Dutzends Interessierter. Vom Treffpunkt am Bahnhof Neckarelz führte die 3,5 km lange Route zum Weinbergweg und entlang den Hängen unterhalb des Schreckhofes.
Lena-Marie Dold schlug zur Begrüßung einen thematischen Bogen zwischen Europa- und Kommunalwahlkampf und bekannte, den vielen verstörenden Nachrichten eine „Gute-Laune-Veranstaltung“ gegenüberstellen zu wollen.
Zum Auftakt servierte Arno Meuter dann einen Chardonnay von der französischen Mittelmeerküste als Reminiszenz an die deutsch - französische Freundschaft, einem Fundament der europäischen Einigung. Aus “Erbfeindschaft” sei eine Völkerfreundschaft und Wertegemeinschaft geschaffen worden, die noch vor 80 Jahren unvorstellbar schien; dies gebe Hoffnung auch in den heutigen Kriegen und Konflikten am Rande der EU. “Gerade dann, wenn unser europäischer Frieden bedroht ist, Populisten in der EU an Zuspruch gewinnen, wir vor großen Herausforderungen stehen, braucht es Menschen, die Brücken bauen”.
Chardonnay werde auch in Süddeutschland inzwischen vermehrt angebaut, er gelte als “Riesling der Zukunft”, da sich die Weinanbaugebiete infolge Klimawandel verschieben werden. Nicht alle Folgen des Klimawandels seien so gut zu ertragen ergänzte Meuter.
Kreisrätin Lena-Marie präsentierte sodann den “Kreisler” des Jahrgangs 2022 direkt am Ort des Anbaus und ging auf den Einfluss europäischer Politik bei uns vor Ort ein. Zunächst erläuterte sie jedoch die Entstehung des am Stiftsberg - Einzellage Herzogsberg - aus der Burgunder-Rebsorte Auxerrois als Projekt der Digeno gekelterten Tropfens. Die Arbeiten im Weinberg werden von langzeitarbeitslosen jungen Menschen mit vielschichtigen Vermittlungshemmnissen durchgeführt. Mit den Arbeiten im Weinberg werden die Teilnehmenden aktiviert, wieder an einen strukturierten Tagesablauf herangeführt, praktische Arbeitserfahrungen ermöglicht und sozialpädagogisch unterstützt.
Der Einfluss der EU-Politik auf unsere Kommunen ist nach Dolds Ausführungen sehr groß. “70 bis 80 % der in der Europäischen Union beschlossenen Regelungen haben einen direkten kommunalen Bezug und das quer durch alle Politikbereiche”. Und während wichtigen Regulierungen durch das Umweltrecht der EU von Teilen der Kommunalpolitik, wie etwa beim Flächenverbrauch mit dem rechtswidrigen Paragraphen 13b BauGB angegriffen worden seien würden die Kommunen und der Landkreis schnell wieder die größten Europafans, wenn es um das Thema Förderung durch die EU gehe. Mit dem Programm „Leader“ fördert die EU seit Jahrzehnteb die Entwicklung des ländlicher Raums, hier in der Region beispielsweise sichtbar an zahlreichen Automaten von Landwirten zur Direktvermarktung, geförderten Spielplätzen sowie diverse Umbauten von Sport- und Kultureinrichtungen. Als Gemeinde- und Kreisrätin sei sie dankbar, dass die EU die großen Zusammenhänge sehe und somit auch wichtige Orientierung vor Ort sei. Für starke Kommunen und starke Landkreise braucht es ein starkes Europa.
Emil Schenkyr befasste sich dann mit Ungarn, dessen Putinfreundlicher Autokrat Orban die Union immer wieder vor Herausforderungen stellt. Bei einem in Oberungarn angebauten Pinot Grigio, der mit weicher Säure als “Partybeast” tauge, schilderte er die ernste Notwendigkeit sicher zu stellen, dass EU Gelder zur Unterstützung der Zivilgesellschaft bei den Menschen ankämmen und nicht im korrupten System von Orban versickerten. Die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzip im Europäischen Rat sei dringlich, um sich nicht von Orban erpressen zu lassen und handlungsfähiger zu sein.
Zwei Beitrittsaspiranten, die Länder Serbien und Georgien, waren Ursprung der abschließenden Weine.
Der Westbalkan inklusive Serbien brauche eine realistische Perspektive zum EU-Beitritt und Ausbau der Partnerschaft mit der EU, auch um den russischen Einfluss einzudämmen sowie Manipulation und Einflussnahme durch chinesische Seidenstraße zu verhindern.
Der serbische “Smederevka”, eine Cuvée aus 50% Cabernet franc und 50% Sauvignon blanc, zeigt helle grünliche bis leicht gelbe Farbe. Zarte Frucht, blumige, mäßige Geschmacksfülle mit feinen harmonischen Säuren verleihen dem Wein einen runden Geschmack.
Aus Georgien reichte Schenkyr einen 2022er Tsinandali vom Weingut Kindzmarauli Marani im Osten Georgiens. Der untypisch leichte und fruchtige Weißwein wurde aus Georgiens älterster Rebsorte “Rkatsiteli” (roter Stängel) gekeltert.
Geografisch gehöre auch der Südkaukasus zu Europa und perspektivisch in die EU. Große Sorge bereite der Russland-affine Kurs der aktuellen Regierung und deren Gesetz gegen sogenannte “ausländische Agenten” nach russischem Vorbild. Die Rechte der Zivilgesellschaft, die nach Europa strebe, dürften nicht eingeschränkt werden.
So war am Ende festzuhalten, dass Europa Demokratie, Frieden und sinnliche Genüsse bietet, zugleich auch großen aber lohnenden politischen Einsatz verlangt.

Autor:

Horst Berger aus Buchen

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