Radschnellverbindung Hanau-Aschaffenburg
Machbarkeitsstudie prognostiziert gute Kosten-Nutzen-Bilanz

Im Jahr 2019 wurden erste Gespräche für eine potenzielle Radschnellverbindung zwischen Hanau und Aschaffenburg aufgenommen. Seither ist das Projekt weit gediehen: Am Freitag, 14. Juni, wurden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie in Aschaffenburg vorgestellt. Die ersten Prognosen sehen vielversprechend aus. So attestiert die Studie viele potentielle Radfahrende, dadurch eine positive Kosten-Nutzen-Bilanz und belegt damit den gesamtgesellschaftlichen Nutzen.

Die Nachfrage nach hochwertigen, alltagstauglichen Fahrradverbindungen ist groß. Im Zulauf der beiden Städte werden nach der Studie bis zu 2.500 Radfahrende am Tag erwartet, im mittleren Abschnitt sind es durchschnittlich 1.500. Viele dieser Fahrten werden heute mit dem Auto getätigt. Zahlenmäßig wäre je nach Teilabschnitt also der Ausbau einer Radschnellverbindung beziehungsweise einer Raddirekt- oder Radvorrangroute sinnvoll. Solche Ausbaustandards sind laut der kürzlich fertiggestellten Studie machbar und würde dank der Reduktion von Wartezeiten an Kreuzungen und Ampeln zu einem Komfort- und Zeitgewinn für die Nutzerinnen und Nutzer führen. Die Radwege entlang der geplanten Strecke werden bereits jetzt für ein Pendeln zur Arbeit oder zur Schule, aber auch für Freizeitaktivitäten wie den Besuch von Badeseen genutzt. Das länderübergreifende Projekt wurde durch Mittel der Richtlinie des Landes Hessen zur Förderung der Nahmobilität und vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr finanziell unterstützt.

Die Machbarkeitsstudie hat klare Vorzugstrassen identifiziert. Von Hanau bis Kahl sowie von Kleinostheim bis Aschaffenburg würde die Vorzugstrasse (nord-)östlich der Main-Spessart-Bahn verlaufen. Zwischen Kahl und Kleinostheim sind zwei unterschiedliche Trassenverläufe möglich. Variante A verläuft westlich der Bahnstrecke und greift die Siedlungsschwerpunkte besser auf. Variante B verläuft östlich der Bahnstrecke und weist dadurch eine direktere Linienführung auf, die jedoch erst mittel- bis langfristig gemeinsam mit dem viergleisigen Ausbau der Main-Spessart-Bahn sinnvoll umsetzbar wäre. Eine Entscheidung für diese Variante bietet das Potenzial, ehemalige Baustraßen der Deutschen Bahn beziehungsweise notwendige Bahnbetriebswege zu nutzen. Hier ergeben sich bei frühzeitiger planerischer Koordination mögliche Synergieeffekt und Kosteneinsparoptionen für die Kommunen.

Würden sich die Kommunen für Trassenvariante A entscheiden, kämen auf die Kommunen sowie die Landkreise Aschaffenburg und Main-Kinzig-Kreis Investitionskosten von insgesamt 50,3 Millionen Euro und damit 1,9 Millionen Euro pro Kilometer zu. Variante B, östlich der Bahn, würde laut Studie rund 41,7 Millionen Euro und damit rund 1,7 Millionen Euro pro Kilometer kosten. Der Kostenunterschied rührt aus der Notwendigkeit mehrerer Ingenieurbauwerke zur Querung der Bahnstrecke Hanau-Aschaffenburg. Tatsächliche Kosten können zum derzeitigen Stand und mit Blick auf eine Umsetzung über viele Jahre hinweg nicht genannt, sondern nur geschätzt werden. Dank des nachgewiesen hohen Potentials an Radfahrenden und unter Berücksichtigung des positiven Kosten-Nutzen-Faktors ermöglichen und erleichtern sich die Möglichkeiten zur späteren Akquise von Fördermitteln für die Kommunen von Bund und den Ländern.

Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie zeigt, dass bei beiden Trassenvarianten Synergieeffekte zur Attraktivierung des Radverkehrs im Bereich der Gemeinden Kahl am Main, Karlstein am Main und Mainaschaff genutzt werden können. Es ist denkbar, im Bereich der möglichen Trassenvarianten mit überschaubaren Maßnahmen die Variante A westlich der Bahnstrecke zu ertüchtigen. Die Variante B östlich der Bahnstrecke könnte langfristig als Zukunftsvariante im Zuge des anstehenden Bahnausbaus realisiert werden. Teilabschnitte der Trassenvariante A könnten im Vorfeld von Radfahrerinnen und Radfahrern genutzt werden und dann beim späteren Ausbau von Variante B als wichtige Zufahrtswege dienen.

Im nächsten Schritt sind auf Grundlage der Machbarkeitsstudie konkrete Entscheidungen von den beteiligten Kommunen zu treffen, wie man mit den positiven Ergebnissen und den aufgezeigten Möglichkeiten der Machbarkeitsstudie im eigenen Zuständigkeitsbereich umgehen möchte. Auf Basis der Beschlüsse können von den beteiligten Kommunen gemeinschaftlich oder einzeln Förderanträge bei den Förderstellen gestellt werden.

Der Landrat des Landkreis Aschaffenburg Dr. Alexander Legler hat unterdessen bei der Vorstellung der Ergebnisse im Lenkungskreis bereits angekündigt, dass er sich eine gemeinsame Absichtserklärung aller Beteiligten vorstellen könnte. Diese sollte seiner Meinung nach beinhalten, dass alle ihren festen Willen bekunden, das Projekt auch künftig gemeinschaftlich fortzuführen. Damit würde man auch die Bedeutung und Wichtigkeit des Projekts für die Mobilitätswende und den Klimaschutz ausdrücken. Eine solche Willenserklärung könnte eine geeignete Grundlage für die weiterhin gute Zusammenarbeit sein. Die künftige Umsetzung von Teilmaßnahmen aus der Machbarkeitsstudie könnte dann im Rahmen der jeweiligen personellen und finanziellen Möglichkeiten der Beteiligten erfolgen.

Auch Hanaus Stadträtin und Verkehrsdezernentin Isabelle Hemsley ist vom Erfolg der Radschnellverbindung überzeugt: „Das Fahrrad hat als Alternative zum Auto oder dem ÖPNV in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Das liegt nicht zuletzt auch am boomenden Markt von E-Fahrrädern mit zunehmend stärkeren Akkus. Mit modernen Mobilitätsplanungen wollen wir diese Nachfrage entsprechend abbilden. Daher begrüße ich die positiven Signale der Machbarkeitsstudie und bin davon überzeugt, dass alle beteiligten Kommunen von einem ausgebauten Radschnellweg zwischen Aschaffenburg und Hanau nur profitieren können“.

Dieser Ansicht ist auch Oberbürgermeister Herzing der Stadt Aschaffenburg. Er ist vom Nutzen der Radschnellverbindung mit einer besseren Anbindung an die Nachbarkommunen Mainaschaff und Kleinostheim überzeugt. Herr Herzing ist sehr optimistisch, dass auch der Stadtrat und die Aschaffenburger Bürgerinnen und Bürger das regionale Projekt unterstützen werden. Denn nicht zuletzt reduziert ein höherer Radverkehrsanteil auch die Kfz-Belastung im Straßennetz. „Von weniger Stau und damit weniger Lärm, Geruchs – und Schadstoffemissionen profitieren letztlich alle.“

„Die Schülerinnen und Schüler des Kreuzburg Gymnasium in Großkrotzenburg nutzen bereits heute schon die zukünftig auszubauende Trasse der Radschnellverbindung Hanau – Aschaffenburg. Hier steht nicht nur die Geschwindigkeit und Sicherheit, sondern auch der gesundheitliche Aspekt der Radfahrerinnen und Radfahrer im Vordergrund. „Daher unterstützt der Main-Kinzig-Kreis im Rahmen des „Sofortprogramm Radverkehr“ die kreiseigenen Kommunen bei der Finanzierung solcher Maßnahmen“, so der Kreisbeigeordnete, Verkehrs- und Schuldezernent des Main-Kinzig-Kreises Winfried Ottmann abschließend.

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